Marvels The Avengers
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Marvel’s The Avengers

(„Marvel’s The Avengers“ directed by Joss Whedon, 2012)

Marvels The AvengersSein Angriff auf die Erde ist gescheitert, doch die Ambitionen von Loki (Tom Hiddleston), Adoptivsohn von Odin, hat das nicht geschmälert. Und so startet er einen erneuten Anlauf, dieses Mal mit der Unterstützung außerirdischer Invasoren sowie von Professor Erik Solveig (Stellan Skarsgard) und dem Agenten Hawkeye (Jeremy Renner), die er durch seine Kärfte gefügig macht. Dem will S.H.I.E.L.D.-Direktor Nick Fury (Samuel L. Jackson) nicht tatenlos zusehen und versammelt daher die größten Helden, welche die Welt derzeit zu bieten hat: Captain America (Chris Evans), Iron Man (Robert Downey Jr.), Hulk (Mark Ruffalo) und Black Widow (Scarlett Johansson). Aber auch Lokis Bruder Thor (Chris Hemsworth) ist mit von der Partie, gemeinsam soll die Truppe als die „Avengers“ die Zerstörung der Erde verhindern.

Das hatte man sich bei Marvel sicher etwas anders vorgestellt: Über 700 Millionen Dollar spielten X-Men (2000) und X-Men 2 (2003) zusammen ein, aufgrund eines ungünstigen Vertrags landetet aber nur relativ wenig davon in den Kassen des Comic-Verlages. Und auch der Blockbuster Spider-Man (2002) sollte anderen mehr Glück bringen als ihnen selbst. Um selbst ein wenig in den Genuss diesen Geldregens zu kommen, entwickelte man daraufhin einen neuen Plan für Filmadaptionen – diesmal zu eigenen Bedingungen. Zuerst sollten diverse Helden Einzelauftritte haben, sie anschließend in einem gemeinsamen Film zusammenzuführen. Das war durchaus ambitioniert, um nicht zu sagen dreist, aber letzten Endes erfolgreich: Iron Man (2008), Der unglaubliche Hulk (2008), Iron Man 2 (2010), Thor (2011), Captain America: The First Avenger (2011), der Output war enorm, der Gewinn auch. Und so durften die Helden dann auch wirklich zusammengeführt werden, im Allstar-Ensemble Marvel’s The Avengers.

Wie aber die vielen Einzelfäden auf einmal verbinden? So eine richtig zündende Idee hatte der amerikanische Autor Zak Penn (X2, Elektra) nicht, eine gemeinsame Bedrohung muss herhalten, der Rest erledigt sich dann irgendwie schon von selbst. Und dieses „irgendwie“ zieht sich dann auch durch den gesamten Film. Sonderlich viel Sinn ergibt die Geschichte nicht, die Figuren treffen nur durch Biegen und Brechen aufeinander, es werden künstliche Konflikte eingeführt, um Spannung zu erzeugen. Hört sich nach einem furchtbaren Film an? Das ist Marvel’s The Avengers auch, sofern man mit höheren Ansprüchen an den Inhalt geht.

Und doch ist Regisseur Joss Whedon, der auch das Drehbuch zu The Cabin in the Woods geschrieben hat, auf Basis dieser minimalistischen Geschichte ein sehr unterhaltsamer Film geglückt, der trotz einer Laufzeit von 140 Minuten keine Langeweile aufkommen lässt. Denn hier braucht sich niemand etwas vormachen: Man schaut sich Marvel’s The Avengers an, um hünenhafte Männer in seltsamen Kostümen zu sehen, die sich mit Fäusten, kosmischen Stäben oder auch mal verbal bekämpfen. Und vor allem Letzteres sorgt immer wieder für vergnügliche Momente: Whedon schrieb bei der Ausarbeitung von Penns Grundidee den Helden massenhaft markige Oneliner in den Text, anders als der fast zeitgleich gestartete und pseudoanspruchsvolle Genrekonkurrent The Dark Knight Rises, spielt hier Humor eine große Rolle, vom gelegentlichen Pathos abgesehen nimmt sich bei der Superheldenshow niemand wirklich ernst, man steht zu der eigenen Lächerlichkeit und nimmt diese selbst aufs Korn.

Manchmal übertreibt es Whedon hier jedoch. Fünf Filme sind es, die in Marvel’s The Avengers gleichzeitig ihre Fortsetzung finden. Und nur wer alle fünf davon gesehen, wird auch tatsächlich alles verstehen, jede Anspielung, jedes Handlungselement, jeden humorvollen Seitenhieb. So schön es für die Alteingesessenen auch ist, dass am laufenden Band Insiderwissen angesprochen wird, für Neulinge kann das verwirrend sein, vielleicht sogar frustrierend. Natürlich ist es nicht notwendig, alles zuordnen zu können, um seinen Spaß zu haben. Trotzdem plagt The Avengers wie auch dessen Fortsetzung Avengers: Age of Ultron das Problem, zu sehr auf seine Zielgruppe zurechtgeschnitten worden zu sein, denen Fanservice wichtiger ist als eine sinnvolle Einarbeitung.

[aartikel]B007SVEUK0:right[/aartikel]Doch zum Glück eint beide Filme eben auch, dass sie fantastisch anzusehende Actionszenen zu bieten haben. Wenn Autos durch die Luft fliegen, Blitzinfernos vom Himmel knallen, Kampfanzüge sich Duelle mit Außerirdischen liefern und dazwischen auch mal im Nahkampf Faust und Schild zum Einsatz kommen, bleibt zum Luftholen keine Zeit. Und damit auch nicht zum Meckern. Marvel’s The Avengers ist gut gelauntes Blockbusterkino mit vielen talentierten Schauspielern, vielen Explosionen und Spezialeffekten und ohne Anspruch auf Anspruch – mehr als das braucht es manchmal nicht.



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Vier Leinwandhelden nun vereint, ist das dann viermal so spaßig? Ganz so ist es nicht, dank der atemberaubenden Actionszenen und der humorvollen Dialoge ist der gemeinsame Auftritt aber allemal gelungen. Schwächen gibt es jedoch bei der Geschichte, welche die Figuren mehr schlecht als recht zusammenführt und viel Vorwissen voraussetzt.
7
von 10