(„Starry Eyes“ directed by Kevin Kolsch and Dennis Widmyer, 2014)
Nichts wünschen sich Sarah Walker (Alexandra Essoe) und ihre Freunde mehr, als zum Film zu kommen. Doch gleich ob sie vor der Kamera stehen wollen oder dahinter, vielleicht sich selbst auch als Produzent sehen, keiner von ihnen schafft es, in dem hart umkämpften Geschäft Fuß zu fassen. Stattdessen hangeln sie sich von Casting zu Casting, spielen in Werbespots mit oder verdienen wie Sarah ihr Geld in einem Fast-Food-Schuppen, wo sie regelmäßig mit ihrem Chef (Pat Healy) aneinander gerät. Bis auf einmal tatsächlich der große Traum zum Greifen nah scheint: Sarah wird eine Rolle in dem Horrorfilm „Silver Scream“ angeboten, muss dafür allerdings bis an ihre Grenzen gehen und vollen Körpereinsatz zeigen.
Hollywood, die Traumfabrik? Nicht für die, die darin arbeiten. Ähnlich wie Maps to the Stars kürzlich ist Starry Eyes eine bittere Abrechnung mit den dortigen Arbeitsbedingungen, dem Zwang zur Prostitution und der zynischen Maschinerie, die Menschen wie Träume aufsaugt und wieder ausspuckt. Während Cronenberg jedoch die Abgründe an der Spitze thematisiert, sind es hier die Leute auf dem Weg dorthin, deren Kämpfe, Hoffnungen und Enttäuschungen, die im Mittelpunkt stehen.
Den täglichen Frust der verhinderten Künstler wiederzugeben, ist dem Regie- und Drehbuchduo Kevin Kolsch und Dennis Widmyer anfangs auch ganz gut gelungen. Wenn sich Sarah im Alltagstrott verliert, demütigende Kleidung in einem billigen Fressladen tragen muss und bei jedem Vorsprechen schon im Anfangsstadium scheitert, ist ihr das Mitleid der Zuschauer sicher – zumal die Rolle von Nachwuchsschauspielerin Alexandra Essoe glaubhaft verkörpert wird. Nur hat das Ganze zwei Probleme. Das erste ist, dass bei dem Versuch, den quälenden Bewerbungsprozess Sarahs wiedergeben zu wollen, der Film selbst zu einer quälenden Angelegenheit wurde: Lange passiert in Starry Eyes nichts Relevantes, der Zuschauer wartet und wartet, dass die Handlung endlich einmal vom Fleck kommt. Vergeblich.
Damit einher geht das zweite Problem, dass Starry Eyes eben kein reines Drama sein will. Während es als solches zumindest ansatzweise überzeugend ist, steckt der Teufel im (Horror-)Detail. Dass hier nicht alles mit rechten Dingen zugeht, daran lassen die unheimliche Musik, die vereinzelt seltsamen Kameraeinstellungen und die noch seltsameren Mitarbeiter der Produktionsfirma keinen Zweifel. Auf diese Weise jedoch wecken Kolsch und Widmyer Erwartungen, die sie gar nicht erfüllen wollen. Und das macht die generelle Ereignislosigkeit zu einer doppelt frustrierenden Angelegenheit, ganz ähnlich zum thematisch verwandten Berberian Sound Studio, der sich ebenfalls mit einer Horroratmosphäre schmückte, ohne ihr dann jedoch gerecht zu werden. Dabei hätte es durchaus gelungene Szenen gegeben, wie der Bonus-Teil der Scheibe zeigt. Aus irgendeinem Grund jedoch entschied man sich, ausgerechnet diese aus dem Film zu schneiden und so der Eintönigkeit Tür und Tor zu öffnen.
Umso schockierender dann, wenn Starry Eyes später plötzlich, geradezu willkürlich doch noch in blutigere Gefilde andriftet. Die unheilvolle Atmosphäre weicht einem brutalen Splattermovie, die Geschichte nimmt eine besonders abstruse Wendung. Wer Filme allein des Gorefaktors wegen anschaut, bekommt auf den letzten Metern sicher einiges geboten, weshalb Starry Eyes ja auch auf dem letztjährigen Fantasy Filmfest lief. Passen will dieses Segment zum Rest jedoch kaum, was am Ende recht schwierig ist: Freunde persönlicher Verliererdramen werden aus dem Zimmer rennen, Fans harter Horrorfilme hingegen sich vorher langweilen. Wirklich glücklich wird aber keiner von beiden.
(Anzeige)