Asian Godfather Teil 1

Asian Godfather – Die Gangs of Wasseypur I

(„Gangs of Wasseypur“ directed by Anurag Kashyap, 2012)

Asian Godfather
„Asian Godfather – Die Gangs of Wasseypur I“ ist seit 29. Mai auf DVD und Blu-ray erhältlich

Im Indien der vierziger Jahre überfällt Shahid Khan (Jaideep Ahlawat) britische Züge und wird daraufhin nach Dhanbad verbannt. Als Shahids Frau bei der Geburt seines Kindes stirbt, fängt er an, für Ramadhir Singh (Tigmanshu Dhulia) zu arbeiten. Als dieser herausfindet, dass Shahid plant ihn umzubringen, kommt er ihm zuvor und räumt seinen Widersacher aus dem Weg. Shahids Sohn Sardar Khan (Manoj Bajpai) plagen auch mehrere Jahrzehnte später noch Rachegelüste. Er fängt an Tankstellen von Ramadhir Singh und dessen Sohn J.P. (Anurita Jha), die inzwischen beide in der Politik tätig sind, aber dem Gangsterdasein noch lange nicht abgeschworen haben, zu überfallen. Nach und nach steigt Sardar zu einem der mächtigsten Männer in Wasseypur auf, doch dieser Erfolg ist ihm nicht genug. Für ihn zählt nur eines: die Ehre seines ermordeten Vaters wiederherzustellen.

„The Raid meets Der Pate“ steht ganz oben auf der Rückseite der Filmhülle. Nun ja, Asian Godfather – Die Gangs of Wasseypur I besitzt weder den Actionfaktor oder die Brutalität des indonesischen Actionkrachers, noch die Intensität und Genialität von Francis Ford Coppolas Meisterwerk. Dennoch, ganz aus der Luft gegriffen ist der Vergleich mit dem US-amerikanischen Gangsterepos nicht, denn an einigen Stellen hat sich Anurag Kashyaps Werk eindeutig von diesem inspirieren lassen. Diese Stellen stechen manchmal direkt ins Auge oder ziehen sich ein anderes Mal eine ganze Zeit lang durch den Film, ohne direkt aufzufallen. Eines muss man hier allerdings direkt festhalten: Gangs of Wasseypur ist keinesfalls eine indische Billigversion von Der Pate!

Anurag Kashyap und seine Drehbuchautoren nehmen sich viel Zeit, um die Geschichte von Anfang an zu erzählen. Ein Großteil des Films spielt sich in der Vergangenheit ab und erklärt nahezu bis ins kleinste Detail, wie es zum aktuellen Konflikt dieser rivalisierenden Banden gekommen ist. Dieser Rückblick ist dabei keineswegs langweilig, denn immer wieder werden damalige Ereignisse aus der Sicht von verschiedenen Personen erzählt, was für reichlich Abwechslung sorgt. Allerdings ist es zu Beginn schwer, die ganzen Figuren auseinanderzuhalten. Was dabei jedoch ein bisschen hilft, sind die Einblendungen von Namen, immer wenn ein neuer Charakter in die Geschehnisse eingeführt wird. Des weiteren gibt es einen Erzähler, der die Ereignisse ab und an kommentiert und dem Zuschauer das Verhalten einiger Charaktere erklärt.

Nach dieser wirklich sehr gelungenen Einführungsphase nimmt der Film leider deutlich an Fahrt raus und wird sehr langatmig und zäh. Die Geschichte plätschert so vor sich hin und kommt nicht mehr richtig voran. Zu diesem Zeitpunkt bereiten einem auch die Figuren Schwierigkeiten, da man ihrem Handeln nicht immer folgen kann und der Erzähler einem hier nicht mehr unter die Arme greift. Gegen Ende wird dann glücklicherweise wieder einen Gang hochgeschaltet und es wird wieder interessanter. Der eigentliche Konflikt rückt wieder stärker in den Mittelpunkt und es werden einige neue Figuren eingeführt, die jedoch noch nicht alle ihre Zeit zur Entfaltung bekommen haben. Allerdings werden sie hier schonmal vorgestellt und in Position für den zweiten Teil gebracht, sodass es dort hoffentlich genauso rasant weitergeht, wie am Ende von Teil eins.

Auch wenn man nicht Fan des indischen Kinos ist, so kann man sich Gangs of Wasseypur I durchaus ansehen, denn trotz einiger Längen fesselt dieser, weil man die ganze, letztlich von Rache geprägte, Geschichte von Anfang an miterlebt hat und die einzelnen Figuren über ein halbes Jahrhundert begleitet hat. Wie es nun schlussendlich ausgehen wird, kann keiner sagen, denn in diesem Film, und auch hoffentlich in seinem Nachfolger, kann man nie wissen was passiert.

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Ein Gangsterepos à la Bollywood? Kann das funktionieren? Ja, es kann! Trotz eines sehr langatmigen Zwischenteils fiebert man nahezu die ganze Zeit mit und ist gepackt von dieser fesselnden Geschichte.
7
von 10