(„Attention – A Life in Extremes“ directed by Sascha Köllnreitner, 2014)
Zu Wasser, zu Lande und in der Luft: Der Alltag von Guillaume Néry, Halvor Angvik und Gerhard Gulewicz mag grundverschieden sein, die Nationalitäten sind es auch, sie alle eint jedoch die große Liebe zu Extremsportarten.
Der Franzose Néry ist ein sogenannter Apnoetaucher, das heißt er wirft sich ohne Sauerstoffflaschen oder ähnliches ins Wasser, versucht so lange und so tief zu tauchen, wie es nur geht. Über 7 Minuten hält er es ohne Luftholen aus, 2011 gewann er mit einer Tiefe von 125 Metern die Weltmeisterschaft. Der norwegische Angvik ist ebenso sehr von Tiefen fasziniert, nimmt dafür jedoch einen größeren Anlauf: Wenn er sich in seinem Flügelanzug von Klippen stürzt, erreicht er dabei Geschwindigkeiten von bis zu 250 Stundenkilometern. Und auch bei dem 44-jährigen Gulewicz aus Österreich spielt Geschwindigkeit eine große Rolle, denn sein Ziel ist es, die 4800 Kilometer lange Strecke des Race Across America in weniger als neun Tagen zu schaffen.
Diesen drei heftete sich der österreichische Dokumentarfilmer Sascha Köllnreitner an die Fersen, filmte sie bei ihren so grundunterschiedlichen, sehr ungewöhnlichen Sportarten. Heraus kam ein einzigartiger Bilderrausch, der einen mit spektakulären Aufnahmen den Atem raubt. Vor allem die Unterwasserszenen sind grandios, Angviks waghalsigen Sturzflüge sorgen auch bei sattelfesten Zuschauern für einen gehörigen Adrenalinkick. Ist es der dann auch, der ihn antreibt? Das ist das zweite Thema des Films: Köllnreitner ist nicht nur an dem „was“ interessiert, sondern auch an dem „warum“. Warum riskieren Menschen unnötig ihr Leben? Was geht dabei in ihnen vor?
Dafür lässt er nicht nur die drei Extremsportler zu Wort kommen, auch Umfeld und Experten haben einiges dazu beizutragen. Einzelne interessante Aspekte finden sich hierbei, etwa zu der Frage, ob es hier zu geschlechterspezifischen Unterschieden kommt. Auch der recht trockene Kommentar eines Teammitglieds der Schweizer Bergrettung gibt Einblicke in den Alltag solcher Sportarten. Ein schlüssiges Bild setzt sich aus dem Sammelsurium jedoch nicht zusammen, zu heterogen und unentschlossen ist die Kollage aus Meinungen und psychologischen Erklärungsmustern. Wer mit Attention – A Life in Extremes liebäugelt, weil er sich mehr über die Hintergründe erhofft, wird den Inhalt wenig ergiebig finden – das Geheimnis der Faszination wird hier nicht gelüftet, teilweise können es die Sportler selbst nicht erklären. Und doch ist das Gezeigte so wirkungsvoll, dass man selbst vom Enthusiasmus der drei angesteckt wird und beim nächsten Mal fast selbst dabei sein will.
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