Daredevil

Daredevil

(„Daredevil“ directed by Mark Steven Johnson, 2003)

Elektra Daredvil Double Collection
„Daredevil“ und „Elektra“ sind seit 21. Mai als Double Up Collection auf DVD erhältlich

Tagsüber kümmern sich der blinde Anwalt Matt Murdock (Ben Affleck) und sein Partner Franklin Nelson (Jon Favreau) um die ganz hoffnungslosen Fälle, die weder hohe Aussichten auf Erfolg noch auf Gewinn haben. Nachts jedoch wird aus dem im Gerichtssaal etwas unbeholfen wirkenden Matt der Superheld Daredevil, der dank seiner durch radioaktive Substanzen geschärften sonstigen Sinne Jagd auf Verbrecher macht. Als solcher gerät er schnell ins Fadenkreuz von Gangsterboss Kingpin (Michael Clarke Ducan) und Profikiller Bullseye (Colin Farrell) – denn die haben es nicht nur auf den Geschäftsmann Nikolas Natchios (Erick Avari) abgesehen, sondern auch auf dessen Tochter Elektra (Jennifer Garner). Und auf die hat der maskierte kurz zuvor selbst ein inneres Auge geworfen.

Auf der Popularitätsskala der zahllosen Marvel-Helden bislang eher weiter unten angesiedelt, ist der blinde Gerechtigkeitskämpfer Daredevil dank seiner aktuellen Netflix-Serie in aller Munde, nicht wenige meinen sogar, dass diese der bisherige Höhepunkt des Marvel-Verfilmung-Großangriffs darstellt. Mag sein, dass dies mit der schwachen Konkurrenz zusammenhängt: Pläne für Adaptionen der Comicfigur gab es seit ihrem ersten Auftritt 1964 zuhauf, doch die meisten scheiterten, mehr als kleine Nebenrollen waren für Daredevil nicht drin. Bleibt nur noch der Film mit Ben Affleck, und der wird mehr als zehn Jahre später von Kritik und Publikum gern in Grund und Boden gestampft.

Dabei ist Daredevil nicht annähernd so schlecht, wie einen manche glauben machen wollen. Tatsächlich ist das Problem des Films weniger, dass er so viel schlechter ist als die vielen anderen Comicverfilmungen, er ist einfach nur schrecklich gewöhnlich. Ein Junge, der den frühen gewaltsamen Tod seiner Eltern zum Anlass nimmt, später als maskierter Rächer Verbrechen zu bekämpfen, das wurde bei Batman schon deutlich früher und interessanter umgesetzt. Überhaupt sind die Figuren nur mäßig spannend: Während Matt selbst durch seine seelischen Wunden zumindest ein paar Konturen zeigt, sind seine Kollegen auf der guten Seite durch die Bank zu glatt und langweilig – Elektra eingeschlossen. Etwas besser sieht es wie so oft bei den Gegenspielern aus, Kingpin und vor allem der herrlich überdrehte Bullseye bleiben zumindest in Erinnerung.

Das lässt sich von der sehr gewöhnlichen Geschichte nicht behaupten, nimmt man die sehr speziellen Fähigkeiten des Protagonisten weg, ist Daredevil ein Musterbeispiel für unambitionierte Kreativlosigkeit. Doch eben diese Fähigkeiten sind es, die den Film retten. Wie setze ich es optisch um, dass sich ein Mensch nicht durch seine Augen, sondern eine Art Sonar orientiert? Kann das überhaupt spannend sein? Ja, kann es: Wenn das Bild seiner Farben beraubt wird, wir nur noch dunkle, schemenhafte Bewegungen zu sehen bekommen und das Gefühl entsteht, in einer Parallelwelt unterwegs zu sein, gehört das zu den Höhepunkten und wertet die Actionsequenzen deutlich auf.

Ansonsten sind diese nämlich wenig berauschend. Gut choreografiert sind sie zwar, man nimmt aber weder Affleck noch Garner ihre Kampffähigkeiten ab, zu tempo- und kraftlos ist das hier alles. Hinzu kommt, dass man offensichtlich sehr in Richtung Osten geschielt hat. Wenn Freund und Feind à la Tiger & Dragon durch die Luft schweben, ist das nicht annähernd so elegant wie beim asiatischen Vorbild, sondern wirkt selbst für eine Comicverfilmung unecht. Und auch der rocklastige Soundtrack wollte irgendwie cooler sein, als er es am Ende ist.

Solide ist Daredevil dennoch, selbst für Marvel-Fans kein Muss, aber doch ein adäquater Zeitvertreib, wenn ausnahmsweise mal kein Comicheld auf der großen Leinwand zu sehen ist. Und mit den Einspielergebnissen war man immerhin so zufrieden, dass zwei Jahre später noch das Spin-off Elektra erschien, welches vor Kurzem zusammen mit dem Film hier in einem Kombipack noch einmal neu aufgelegt wurde.

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Der erste große Auftritt des blinden Superhelden lebt von seinen sehr gut in Szene gesetzten Spezialfähigkeiten, zum Teil auch von seinen übertriebenen Gegenspielern. Figuren und Geschichte sind ansonsten wenig erwähnenswert, auch bei den Actionszenen hapert es.
5
von 10