(„Exodus: Gods and Kings“ directed by Ridley Scott, 2014)
Es ist das 13. Jahrhundert vor Christus. Der zukünftige Pharao Ramses (Joel Edgerton) und sein Stiefbruder Moses (Christian Bale) leben zusammen im Pharaonenpalast und werden bald Herrscher über das ägyptische Volk. Doch dann erfährt Moses, dass er kein Ägypter, sondern israelischer Abstammung ist. Ramses kann ihn nun natürlich nicht mehr bei sich willkommen heißen und so verbannt er ihn. Neun Jahre später: Moses, inzwischen verheirateter Vater, bekommt von Gott höchstpersönlich den Auftrag, die 600.000 israelischen Sklaven aus der ägyptischen Herrschaft zu befreien. Kein leichtes Unterfangen, denn immerhin hat Ramses keinen Grund, seinen Sklaven die Freiheit zu schenken. Nun benötigt Moses Gottes Hilfe, um einem Volk zur Freiheit zu verhelfen.
Ausgerechnet ein Atheist verfilmt eine der größten Bibelgeschichten aller Zeiten! Klingt erstmal wie ein Witz, doch wenn man ein bisschen ins Detail geht, wird die Sache etwas plausibler. Der Regisseur: Ridley Scott. Die Geschichte: Moses und die Befreiung des israelischen Volkes aus der ägyptischen Sklaverei. Dass der Brite Geschichten, die auf wahrend Ereignisse beruhen, verfilmen kann, hat er schon mit Black Hawk Down und American Gangster bewiesen. Doch seine letzten Filme Prometheus – Dunkle Zeichen und The Counselor konnten den hohen Erwartungen nicht standhalten. Sein letzter großer Wurf liegt mit American Gangster nun schon sieben Jahre zurück. Höchste Zeit also, dass Scott mal wieder einen qualitativ hochwertigen Film abliefert.
Mit Exodus: Götter und Könige gelingt ihm dies jedoch nicht. Kein Frage, auch dieser Film hat seine Stärken. Die Schauwerte sind schon wie bei Scotts letzten Filmen bombastisch. Sei es die riesige Sklavenstadt Pithom, eine enorme Flutwelle, die auf das ägyptische Herr niederprasselt, oder die Art und Weise, wie man hier die von Gott bewirkten zehn Plagen darstellt. Auch was den Cast angeht, hat sich der Gladiator-Regisseur nicht lumpen lassen. Neben den schon erwähnten Christian Bale und Joel Edgerton finden sich hier noch Aaron Paul, Sigourney Weaver, Ben Kingsley und John Turturro.
Doch dieser namenhafte Cast bürgt auch so seine Probleme. Denn der Film ist sehr auf seinen Hauptdarsteller zugeschnitten und bietet den Nebencharakteren wenig Raum zur Entfaltung. Die Rolle von Sigourney Weaver ist kaum erkennbar, da sie lediglich in zwei bis drei Szenen zu sehen ist. Eine etwas wichtigere, aber, was die Szenenanzahl angeht, auch nicht größere Rolle hat hier Oscarpreisträger Ben Kingsley. Es ist schon fast sträflich einen so überragenden Charakterdarsteller so selten auftauchen zu lassen. Sein junger Kollege Aaron Paul hat da schon etwas mehr Auftritte, doch wirklich wichtig sind diese auch nicht. Meistens beobachtet er wortlos, und so bleibt leider nur zu sagen, dass man auf seine Rolle des Josua, egal wie wichtig diese in der Realität wirklich war, in diesem Film ruhig hätte verzichten können. Moses‘ Widersacher Ramses ist zwar richtig gut gespielt, aber vom Drehbuch her genauso eindimensional gezeichnet wie die anderen Nebencharaktere. Seine Beziehung zu Moses und dass diese beiden eigentlich wie Brüder sind, gerät bereits nach der ersten halben Stunde in Vergessenheit. Storytechnisch hätte man aus dieser Figurenkonstellation deutlich mehr herausholen können.
Die Handlung ist dann eigentlich genau die, die man von einem solchen Blockbuster erwartet. Unterhaltend, aber nicht wirklich tiefgehend, spannend, aber auch ein bisschen vorhersehbar. Diese Vorhersehbarkeit liegt aber keinesfalls nur daran, dass die Geschichte jedem bekannt sein dürfte, denn gänzlich bibeltreu ist Exodus: Götter und Könige gar nicht. Hier und da lockern einige künstlerische Freiheiten die Geschichte zwar ein bisschen auf, doch gänzlich retten können diese den Film nicht. Bleibt zu hoffen, dass sich Ridley Scott in seinem im November startenden Science-Fiction-Film The Martian wieder auf seine alten Stärken aus Kultfilmen wie Blade Runner und Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt besinnt.
(Anzeige)