(„High Performance – Mandarinen lügen nicht“ directed by Johanna Moder, 2014)
Wer es nicht besser weiß, würde nie auf die Idee kommen, dass sie Brüder sind: Während Rudi (Manuel Rubey) ein erfolgreicher Geschäftsmann ist, glücklicher Familienvater und Besitzer einer tollen Villa, sind die Errungenschaften von Daniel (Marcel Mohab) eher überschaubar. Geld ist ihm unwichtig, Besitztümer auch, stattdessen sucht der Lebenskünstler seine Verwirklichung in experimentellen Theaterstücken. Eine Gemeinsamkeit gibt es dann aber doch: Nora (Katharina Pizzera). Die arbeitet bei Rudi und steht kurz davor, eine wichtige Präsentation beim Kunden zu halten, Daniel soll sie als Rhetorikcoach dafür vorbereiten. Sagt er. Insgeheim verfolgt er aber etwas andere Absichten, ist aus einem ganz anderen Grund an der hübschen Programmiererin interessiert.
Zwei Brüder, dazwischen eine hübsche Frau – es braucht da jetzt nicht allzu viel Fantasie, um den weiteren Verlauf vorherzusagen. Tatsächlich hält sich High Performance – Mandarinen lügen nicht lange an typische Muster von Liebeskomödien. Underdog gegen Strahlemann, äußerer Glanz gegen innere Werte, da darf es nur einen Sieger geben. Und dennoch verzeiht man dem Film sein anfängliches Festklammern an Klischees, der Figuren wegen. Größer könnte der Kontrast nicht sein zwischen dem herablassenden Kapitalisten und dem weltfremden Träumer. Und wie immer, wenn zwei solcher Welten aufeinanderprallen, ist das für Außenstehende ein amüsanter Anblick. Die Figuren mögen etwas überzeichnet und stereotyp sein, sind aber so hinreißend gespielt, dass einem das völlig egal ist. Wenn Rudi vor Geschäftsleuten pathetische Phrasen raushaut, Daniel das Aufwärmen einer Tiefkühlpizza als Kochen bezeichnet, reicht das bereits aus, um den Film zu tragen.
Doch Regisseurin und Drehbuchautorin Johanna Moder hatte mehr vor mit ihrem Debüt. High Performance trägt nicht zufällig seinen Titel, die Doppeldeutigkeit von wirtschaftlichem Ertrag und Schauspielerei findet sich auch im Film wieder. Gut und böse, das ist hier gar nicht so einfach zu unterscheiden, denn am Ende bekommt hier jeder sein Fett ab. Ob es nun Geschäftsleute sind, Schauspieler oder auch die Hippiekommune, welche Daniel moralisch noch übertrumpfen will, sie alle entpuppen sich irgendwo als Menschen, die letztendlich nur ihre Rolle spielen, sich auf keinen echten Austausch mit der Welt da draußen einlassen wollen. Auch hier neigt Moder zu Überspitzungen, gerade die idealistischen Nachbarn Daniels sind so skurril und von der Welt entrückt, dass man sie kaum als echte Charaktere bezeichnen kann. Doch geschieht das alles mit so viel Charme und Dialogwitz, dass die mangelnde Glaubwürdigkeit kein echtes Problem darstellt.
Wenn es eines gibt, dann ist es das, dass High Performance zum Ende hin seinen lockerleichten Erzählton aufgibt, sich plötzlich zu sehr in eine zynische Gesellschaftskritik wandelt. Ein wenig erinnert das an Die süße Gier Anfang des Jahres, wo Sympathieträger ebenfalls mit der Lupe gesucht werden mussten, die Charaktere sich hemmungslos ihrem eigenen Egoismus hingaben und alles Zwischenmenschliche in die Tonne traten. Dort funktionierte das jedoch besser, da der Film stärker aus einem Guss war, nicht zwischendurch das Genre wechselte. Doch auch wenn es hier manchmal bei den Übergängen etwas knirscht, empfehlenswert ist die österreichische Komödie allemal. Und der eine oder andere Zuschauer wird sicher im Anschluss auch sein eigenes Leben überdenken, das Verhältnis von wirtschaftlicher Realität und persönlicher Moral. Und eben auch die Rolle, die man selbst vor sich und anderen spielen will.
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