(„Chef“ directed by Jon Favreau, 2014)
Carl Casper (Jon Favreau) galt einmal als einer der aufregendsten Köche der Stadt. Doch mit dem Erfolg kam die Stagnation, auf Drängen seines Chefs Riva (Dustin Hoffman) hält sich Carl nur noch ans Bewährte und verzichtet auf kulinarische Experimente. Bis eines Tages ein renommierter Restaurantkritiker (Oliver Platt) seine Gerichte verreißt und ihn so in eine Sinnkrise stürzt. Auf Drängen seiner Exfrau Inez (Sofía Vergara) übernimmt Carl daraufhin einen altem Imbisswagen, macht diesen wieder flott und fährt zusammen mit seinem früheren Hilfskoch Martin (John Leguizamo) und Sohn Percy (Emjay Anthony) durchs Land. Während er nun High Society gegen Straßenverkauf tauscht, entdeckt er seine Leidenschaft fürs Kochen neu und kommt auch Percy wieder näher.
Biete Kampfroboter, suche Einbauküche – nachdem Jon Favreau zuletzt bei sündhaft teuren Bombastkinofilmen wie Iron Man und Cowboys & Aliens Regie geführt hat, sollte es bei seinem neuesten Film dann doch wieder etwas bescheidener zugehen. Explosive Spezialeffekte gibt es keine, auch keine bösen Schurken, dafür eine fast schon banal alltägliche Geschichte um einen Mann, der während seines Karrieretrips vergessen hat, worauf es im Leben ankommt. Damit es bei den Einspielergebnissen dennoch klappt, durften ein paar bekannte Schauspielerkollegen vorbeikommen: Dustin Hoffman mimt seinen Chef, Scarlett Johansson die Kollegin, der Exmann seiner Exfrau wird von Robert Downey Jr. gespielt. Auf dem Kinoplakat sehen diese illustren Namen toll aus, mit dem Ergebnis hat dies jedoch recht wenig zu tun, denn die meisten davon sind nur wenige Minuten lang zu sehen.
Andererseits wäre das gesammelte Talent ohnehin ein bisschen verschwendet, denn so wahnsinnig viel zu tun bekommen die Charaktere ohnehin nicht. Favreau, der nicht nur Regie führte und das Drehbuch schrieb, sondern auch die Hauptrolle übernahm, interessiert sich in Kiss the Cook vor allem für zwei Sachen: 1. Essen 2. das gestörte Verhältnis zwischen Vater und Sohn. Der erste Punkt ist ihm dabei fabelhaft gelungen, die Inszenierung der kleineren Leckereien macht sowohl im Haute-Cuisine-Restaurant wie auch im einfachen Imbisswagen Lust auf mehr. Da während des Roadtrips auch noch schöne Bilder der Gegend hinzukommen und das Ganze mit schwungvollen Rhythmen unterlegt ist, sind Auge und Ohr gut beschäftigt. Auch der Magen dürfte sich früher oder später zu Wort melden, wenn hier das Kochen zelebriert wird, Essen eben nicht nur Nahrung, sondern auch Leidenschaft bedeutet.
Etwas zwiespältiger ist die Abarbeitung der Vater-Sohn-Problematik. Schöne, sensibel gespielte Momente gibt es auch da, wenn Carl seinem Sohn das Kochen beibringt und im Gegenzug mehr über die neuen sozialen Medien lernt. Doch Kiss the Cook verpasst es, diese zu einem durchgängigen Film zu verknüpfen. Die sehr episodenhaft erzählte Geschichte kümmert es wenig, dass hier vieles nicht ausgeführt wird oder glaubhaft ist, manchmal auch nicht mehr als Klischees und Gemeinplätze geboten wird. Insgesamt verzeiht man Favreau diese Seichtigkeit jedoch, denn es ging ihm offensichtlich weniger darum, dass man über alles wirklich weiter nachdenkt, sondern sich bei der Familientour gut fühlt. Und das tut man, wenngleich das übertrieben kitschige und sehr forcierte Ende nun wirklich nicht hätte sein müssen.
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