(„Next Avengers – Heroes of Tomorrow“ directed by Jay Oliva and Gary Hartle, 2008)
Viele Male haben sie die Welt vor bösen Mächten gerettet, unzählige Feinde in die Flucht geschlagen. Aber in dem bösartigen Roboter Ultron haben die Avengers am Ende doch noch ihren Meister gefunden. Nur Tony Stark konnte entkommen, zog die Kinder seiner Freunde an einem sicheren Platz verborgen allein auf. So wie ihre Eltern haben auch die vier Jungs und Mädchen besondere Kräfte, die sie spielerisch trainieren. Aber der Spaß hat ein Ende, als sie riesige Roboter auf dem Anwesen Starks entdecken, die den Avengers nachempfunden sind und später einmal Ultron besiegen sollen. Doch es kommt anders, als von dem technikverliebten Milliardär gedacht, plötzlich liegt es an den vier Waisen, für Frieden zu sorgen und den Tod ihrer Eltern zu rächen.
Muppet Babies und Baby Looney Tunes hatten es vorgemacht: Auch langlebige Fernsehstars können eine später Verjüngungskur erfahren, um als Kinderfassung noch einmal gezielt eine jüngere Zielgruppe ansprechen und so gleich doppelt abzusahnen. Warum sollte das nicht auch bei Superhelden gehen? Ganz so extrem wie bei den beiden bekannten Vorbildern wird es bei Next Avengers zwar nicht, dafür sind die Geschichten um die nächste Rächergeneration dann doch noch zu actionreich. Klar ist aber, dass auch hier Zuschauer eines etwas geringeren Alters vor den Flimmerkasten gelockt werden sollten. Die Aussichten dafür waren auch gar nicht schlecht, denn die jugendlichen Protagonisten erleben spannende Abenteuer, bei denen man gut mitfiebern kann und bei denen man als Altersgenosse gern dabei gewesen wäre.
Tatsächlich ist Next Avengers den beiden „Erwachsenenvorgängern“ Ultimate Avengers und Ultimate Avengers 2 sogar überlegen, weshalb auch für ältere Marvel-Fans ein Blick angebracht ist. Krankten die ersten beiden Zeichentrickfilme an der jeweils uninspirierten Geschichte, welche sich damit begnügte, die Chitauri auftauchen zu lassen und damit alles in Gang zu setzen, gab man sich hier schon ein bisschen mehr müde. Sicher, ein Musterbeispiel für Kreativität ist auch die Mini-Ausgabe der Avengers nicht, aber das Zusammenkommen der Helden wirkt natürlicher, mehr als ihre Eltern wirken die jungen Rächer wie ein Team.
Auch optisch hat man noch einmal zugelegt. Das mag daran liegen, dass Next Avengers bereits der fünfte Teil der Zeichentrickreihe war und man entsprechend Erfahrung gesammelt hatte. Vielleicht aber auch daran, dass mit Iron Man zu dem Zeitpunkt der Startschuss für das Marvel Cinematic Universe gefallen war und man merkte, wie viel Geld noch in dieser Comic-Franchise steckt. Natürlich mussten die Zeichnungen dem Thema entsprechend etwas kindlicher gestaltet werden, man ist hier endgültig am Sonntagmorgen-Cartoon-Look angekommen. Aber so richtig geschadet hat es nicht, insgesamt ist der Film moderner, besser animiert, es gibt allgemein mehr zu sehen, vor allem bei dem effektgeladenen Endkampf.
Wenngleich die Direct-to-Video-Produktion sich immer noch auf einem eher soliden Niveau bewegt, Potenzial zeigte man hier schon für zukünftige Teile. Insofern ist es schade, dass Marvel die Reihe inzwischen eingestellt hat, um sich ganz auf die lukrativeren Realversionen konzentrieren zu können, wir also kein weiteres Abenteuer der jugendlichen Helden erleben durften. Vor allem dürfte so mancher Fan gerne gesehen haben, wie der in der Einleitung beschriebene Kampf der Avengers gegen Ultron wohl ausgesehen haben mag. Doch das wollten die Studiobosse ihren Zuschauern offensichtlich nicht zumuten, sterben dürfen die großen Helden nur, wenn niemand dabei ist. Schließlich will man dem Kinogoldesel nicht in die Quere kommen.
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