(„Echo Planet“ directed by Kompin Keamkumned, 2012)
Warum einen Umweg laufen, wenn da so eine schöne Abkürzung wartet? Das zumindest denkt sich Sam, als er eine Gruppe von Kindern durch den Dschungel führt. Sonderlich weit kommt er dabei aber nicht, schon nach kurzer Strecke hat er sich verlaufen. Glück im Unglück: Der vorlaute Besserwisser wird von den Eingeborenen eines Dorfes gefunden, auch seine Wunden, die er sich unterwegs zugezogen hat, werden dort schnell und fachmännisch versorgt. Doch die sind ohnehin bald sekundär, als plötzlich rotgefärbte Wolken den Himmel bedecken und eine Klimakatastrophe ankündigen, verursacht durch den jahrzehntelangen ungehinderten Ausstoß von Treibgasen. Nur ein radikales Umdenken kann die Welt noch retten. Und so macht sich Sam mit der Dorfbewohnerin Norva und deren kleinem Bruder Jorpe auf den Weg, Sams Vater zu überzeugen – denn der ist als Sohn des Staatspräsidenten der einflussreichste Mensch der Welt.
Als 2004 der Monstertsunami weite Teile Südostasiens verwüstete, war auch in Thailand der Schrecken und Schaden groß. Dass ausgerechnet ein Animationsfilm von dort vor möglichen Naturkatastrophen warnt, ist daher nicht verwunderlich. Und auch nicht neu. Gerade im Animebereich gibt es von Nausicäa aus dem Tal der Winde bis Origin: Spirits of the Past zahlreiche Beispiele dafür, dass ein Eingriff des Menschen in die Natur fürchterliche Folgen haben kann. Bemerkenswert ist jedoch, mit welcher Vehemenz Regisseur Kompin Keamkumned seine Nachricht in die Köpfe und Herzen seiner Zuschauer zu hämmern versucht.
Doch die mangelnde Subtilität ist natürlich durch die Zielgruppe bestimmt, die hier etwas jünger ausfällt und die Zusammenhänge zwischen umweltschädlichem Verhalten und Weltuntergangsszenarien deshalb anschaulicher erklärt gebraucht. Insgesamt macht Norva und Sam retten die Welt hierbei auch einen ordentlichen Job. Natürlich ist die Antwort auf die Bedrohung recht vereinfacht und weltfremd, die Forderung nach einem bewussteren Umgang in der Form ein nicht zu erreichendes Ideal. Dafür fand man einen sehr kreativen Weg, Kinder vor möglichen Folgen der Erderwärmung zu warnen und die moralische Warnung mit einer spannenden Geschichte zu verbinden.
Erwachsene werden hingegen relativ wenige Anknüpfungspunkte finden. Der Humor ist hier eher spärlich und zahm, wenn überhaupt, dann amüsieren hier die kleinen Spitzen gegen den Westen. Dass aus den USA ein Central State wurde, während der Rest der Welt seine Namen beibehalten durften, verrät das doch einiges darüber, wie die Supermacht außerhalb der eigenen Landesgrenzen wahrgenommen wird. Und auch Sam, als junger und unfreiwilliger Vertreter der Führungsnation, darf sich mächtig daneben benehmen und viel von der Arroganz an den Tag legen, die man auch im wahren Leben gerne den USA ankreidet. Aber allzu differenziert wird es hier eh nicht, um die einzelnen Ländergesandten auch gut auseinanderhalten zu können, durften diese oft schön den Klischees entsprechen – was manchmal durchaus zu einem netten Schmunzeln anregt.
Weniger nett ist dafür, was auf der visuellen Seite geboten wird. Kantana, die 2006 mit Khan Kluay den ersten thailändischen 3D-Animationsfilm produzierten, sind sichtlich bemüht, mit den Vorbildern aus dem Westen mitzuhalten. Aber die unterschiedlichen Voraussetzungen und Budgets sind dann doch zu offensichtlich. Während die Designs der Figuren dem Standard entsprechen, manche Tiere sogar recht witzig sind, und es auch einige schöne Effekte zu bewundern gibt, fallen wie so oft bei Texturen und den Objekten auf, dass man es hier dann eben doch mit einem kleineren Kaliber zu tun hat. Wie bei den Kollegen Operation Nussknacker und Sam O’Cool ist die optische Umsetzung bei den Stadtaufnahmen noch am besten gelungen, da hier von Haus aus alles etwas eckiger und stilisierter ist. Der Dschungel hingegen lädt nicht unbedingt zum Verweilen ein. Aber auch das spielt bei dem anvisierten Publikum keine größere Rolle. Wer also nach einem pädagogisch wertvollen Animationsfilm für den Nachwuchs sucht, findet hier eine fantasievolle Geschichte, die auch bei dem einen oder anderen Erwachsenen das Bewusstsein wieder etwas schärfen dürfte.
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