(„The Gunman“ directed by Pierre Morel, 2015)
Er hat es schon wieder getan! Nach Liam Neeson hat Regisseur Pierre Morel mit Sean Penn nun den nächsten alternden Charakterdarsteller zum Actionhelden umfunktioniert. Ob Morel mit seinem neuesten Werk ähnlich erfolgreich sein wird wie seiner Zeit mit 96 Hours, bleibt abzuwarten, doch eine Trilogie, die weltweit mehr als 900 Millionen $ einspielen wird, wird aus The Gunman wohl nicht werden.
Jim Terrier (Penn), ehemaliges Mitglied der Special Forces, arbeitet für eine Hilfsorganisation im Kongo und baut dort in deren Auftrag Brunnen. Doch dann wird er schlagartig von seiner Vergangenheit eingeholt. Acht Jahre zuvor verübte er im Auftrag eines unbekannten Unternehmens ein Attentat auf den damaligen kongolesischen Bergbauminister. Nach dem tödlichen Schuss musste er das Land verlassen und seine Freundin Annie (Jasmine Trinca) zurücklassen. Zurück in der Gegenwart: Jim wird fast Opfer eines Anschlags und er ist davon überzeugt, dass es mit dem Vorfall von vor 8 Jahren zu tun hat. Zurück in Europa sucht er umgehend seine alten Mitstreiter Felix (Javier Bardem) und Cox (Mark Rylance) auf. Nach den Gesprächen wird ihm klar, dass jemand Jagd auf die alte Truppe von damals macht. Und eins steht fest: Wer auch immer das ist, er macht keine Kompromisse.
Nach 5 Jahren Pause bringt Pierre Morel mit The Gunman seine insgesamt vierte Regiearbeit in die Kinos, die aber im Gegensatz zu seinen anderen Filmen diesmal nicht in Paris spielt. Die oberflächliche Geschichte unterscheidet sich ebenfalls nicht groß von seinen vorherigen Werken, nur dass hier der Jäger zum Gejagten wird und sich das Setting, in dem diese Jagd stattfindet, diesmal nicht auf eine Stadt beschränkt ist, sondern sich größtenteils auf Westeuropa ausdehnt. Der dabei zu Beginn im Kongo herrschende Bürgerkrieg wird hier lediglich als der von Alfred Hitchcock so gern genutzte MacGuffin verwendet. Ein Schuss, der hier allerdings nach hinten losgeht, denn die politisch durchaus schreckliche, dennoch interessante Ausgangslage findet im weiteren Verlauf des Film fast kleinerlei Beachtung mehr. Dabei weiß Morel erneut durch tolle Kameraeinstellungen und einen gut eingesetzten Schnitt, auch älterer Darsteller überzeugend in seine Actionszenen einzubinden.
Doch von eben diesen Szenen gibt es in der ersten Hälfte des Films nicht wirklich viele. Er lässt es hier etwas ruhiger angehen uns setzt mehr auf Recherche, Dialoge und seine Figuren, was allerdings nur bedingt aufgeht. Die einzelnen Charaktere sind allesamt sehr oberflächlich gezeichnet. Ihre Beweggründe, sowie ihr Verhalten in einigen Situationen sind schwer bis gar nicht nachzuvollziehen. Dass Figuren in Actionfilmen, zumindest in den meisten, nicht unbedingt eine gewisse Tiefgründigkeit zugeschrieben bekommen, ist kein Geheimnis. Doch ein bisschen mehr Mühe bei der Figurenzeichnung hätte diesem Film keinesfalls geschadet.
Dass The Gunman am Ende doch noch das durchschnittliche Niveau erreicht, hat verschiedene Gründe. Zum einen hat man sich mit Barcelona, London und Gibraltar (auch wenn nur ein geringer Teil der Handlung in den letzt genannten Orten stattfindet) sehr schöne Handlungsorte ausgesucht, die zwar mit der eigentlichen Handlung nicht viel zu tun haben, aber optisch eben doch ganz schön etwas hermachen. Zum anderen sind die Actionszenen, sobald sie denn dann kommen, nicht nur richtig gut gemacht, sondern erzeugen auch beim Zuschauer das ein oder andere Mal ein gewisses Gefühl des Schmerzes.
Der wohl größte Faktor, der zur Qualität dieses Streifens beiträgt ist zweifelsohne Sean Penn. Seine Zeit im Fitnessstudio hat sich merklich bezahlt gemacht und seinen muskelbepackten Körper bekommt man als Zuschauer auch in einigen Oben-Ohne-Szenen zu sehen. Penn schafft es diesen Film quasi alleine zu tragen, was wohl weniger seiner Filmfigur, sondern mehr seiner Schauspielqualität zuzuschreiben ist.
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