(„The Wrong Mans – Series 1“ directed by Jim Field Smith, 2013)
Schlimm genug, dass Sam (Mathew Baynton) als alleiniger Zeuge eines Autounfalls auf einer abgelegenen Landstraße der Polizei zur Verfügung stehen muss und dadurch – mal wieder – zu spät bei seiner Arbeit in der Stadtverwaltung auftaucht. Aber das stellt sich als das kleinere Problem heraus, als er am Unfallort ein klingelndes Handy findet und ein Unbekannter behauptet, eine Frau gekidnappt zu haben und umbringen zu wollen, wenn Sam nicht mit dem Lösegeld kommt. Dieses hat er natürlich nicht, genauso wenig eine Ahnung, um wen es da überhaupt geht. Aber er ist fest entschlossen, dem Entführungsopfer zur Hilfe zu kommen. Und dabei ist er nicht allein: Sein Kollege Phil (James Corden), der zufällig von allem erfährt, ist Feuer und Flamme, sein durch intensives Fernsehen erworbenes Krimiwissen endlich einmal praktisch umsetzen zu dürfen.
The Wrong Mans – Falsche Zeit, falscher Ort ist eine dieser Serien, bei der wir schon durch den Titel alles erfahren, was es zu wissen gibt. „Der falsche Mann“, das erinnert nicht zufällig an den gleichnamigen Hitchcock-Klassiker aus dem Jahr 1956, wo ein Mann eines Verbrechens beschuldigt wird, welches dieser nicht begangen hat. Doch ganz so ernst geht es hier nicht zu, das verrät bereits das grammatikalisch falsche Anhängsel -s, um zu zeigen, dass nicht einer, sondern gleich mehrere in einen unglaublichen Schlamassel geraten. Tatsächlich hatten Mathew Baynton und James Corden, die sowohl die Serie konzipierten als auch die Hauptrollen übernahmen, das ehrgeizige Ziel, für das englische Fernsehen eine Sitcom zu entwickeln, die einen ähnlich ausgefeilten Plot hat wie die der dramatischer angelegten Konkurrenz. Und dieses Ziel ist den beiden im Großen und Ganzen auch gelungen.
Der Humor setzt sich dabei aus zwei Komponenten zusammen. Da wären zum einen die Figuren, die mal skurril sind, dann wieder exakt den Klischees von Thrillerserien entsprechen. Die dankbarsten Rollen haben natürlich Baynton und Corden selbst, ob nun in den Solomomenten oder auch in den gemeinsamen Szenen, der unbedarfte und treudoofe Sam und der aufdringliche Traumtänzer Phil sind so herrlich überzeichnet, dass sie allein schon für eine Reihe von Lacher gut sind. Doch seine richtige Stärke entfaltet die Serie, indem sie die beiden unscheinbaren und völlig inkompetenten Helden in immer groteskere und gefährlichere Situationen wirft, aus denen sie sich nur durch einen besonders hell strahlenden Glücksstern wieder retten. Dass hierbei viele in dem Thrillergenre etablierte Momente aufgegriffen und ins Lächerliche gedreht werden, ist ebenfalls eine regelmäßige Quelle der Erheiterung.
Nicht ganz so gut sieht es bei den tatsächlichen Thrillerelementen aus. Fintenreich ist The Wrong Mans sicher, bis zum Schluss nimmt die Geschichte regelmäßig unerwartete Wendungen, Figuren entpuppen sich als jemand anderes, als man denkt. Allein die Neugierde, worauf das alles hinausläuft, wird einen die Fernbedienung etwas länger unbehelligt an der Seite liegen lassen. Und es ist auch nicht so, als gäbe es hier einen Mangel an Action: Verfolgungsjagden, Schusswechsel, Explosionen – all das ist reichlich vorhanden. Nur hat The Wrong Mans wie die meisten Horrorkomödien damit zu kämpfen, dass sich spannend und lustig selten gut vertragen. Das echte Gefühl eine Bedrohung will sich nicht einstellen, zu keinem Zeitpunkt hat man die Befürchtung, hier könnte am Ende etwas nicht gut ausgehen.
Wer diesen Anspruch, bei der Geschichte wirklich mitzufiebern, jedoch gar nicht hat, sondern einfach nur eine tatsächlich komische Serie sucht, der wird hier mehr als gut bedient. Sicher, die konzeptuelle Abwechslung ist nicht übermäßig hoch, hier funktioniert fast alles nach demselben Prinzip. Da die Laufzeit der Serie insgesamt aber auch nur knapp drei Stunden beträgt, findet The Wrong Mans ein Ende, noch bevor der Gewöhnungseffekt zu groß wird. Und wer dann noch nach mehr lechzt: Eine zweite Staffel war Ende letztes Jahres im Heimatland zu sehen und sollte hoffentlich über kurz oder lang ebenfalls ihren Weg hierher schaffen.
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