(„Blood-C: The Last Dark“ directed by Naoyoshi Shiotani, 2012)
Ein Jahr ist seit den fürchterlichen Ereignissen in der Ukishima Provinz vergangen, doch Saya hat weder vergessen noch verziehen, wird von dem Wunsch angetrieben, sich an Fumito Nanahara zu rächen. Doch leichter gesagt als getan, denn ihr Erzfeind hat sich nach Tokio zurückgezogen, wo er mit seiner Organisation „Tower“ über die Geschicke der Stadt bestimmt. Wie sie feststellen muss, ist sie bei diesem Kampf jedoch nicht allein, eine Untergrundgruppe namens „Surat“ hat ebenfalls vor, den Despoten zu stürzen. Und so schließt sie sich den anderen an, um Fumito doch noch seiner gerechten Strafe zuzuführen.
Blood, Blood+, Blood-C – einfach ist es nicht gerade, bei den verschiedenen Projekten des Blood-Universums den Überblick zu behalten, umso mehr, da sie alle ähnliche Themen und Figuren verwenden, ansonsten jedoch nichts miteinander zu tun haben. Im Moment zumindest stellt Blood-C: The Last Dark erst einmal das letzte Kapitel dar und ist eine direkte Fortsetzung der gleichnamigen Serie. Zwangsweise kennen muss man diese nicht, um den Film zu verstehen, da sich das meiste von selbst erklärt, von Vorteil wäre es hingegen schon, allein schon, um Sayas große Wut auf Fumito zuordnen zu können.
Doch trotz der inhaltlichen Kontinuität, ganz vergleichbar sind Serie und Film nicht. War Saya dort noch eine recht unbedarfte Kämpferin, deren Auseinandersetzungen mit den Monstern oft (unfreiwillig?) komisch endete, ist hier alles deutlich ernster und düsterer, Saya selbst ist zu einer Meisterin am Schwert herangewachsen. Mit einer sehr sehenswerten Actionsequenz geht das Ganze dann auch los, wenn während einer nächtlichen U-Bahn-Fahrt die Fetzen fliegen. Zurückhaltend war man schon in der Serienfassung nicht, die grotesken Blutfontänen wichen hier jedoch einer deutlich stimmigeren Variante. Und auch das Design der Monster, eines der größten Makel des Vorgängers, wurde hier stark verbessert, sodass die Kämpfe hier tatsächlich zu einem Höhepunkt wurden.
Leider jedoch sind diese alles andere als zahlreich, es wird zwar viel und oft über Bedrohungen und die ultimative Rache gesprochen, Taten folgen dem jedoch kaum. Das wäre nicht so schlimm, hätte man die Wartezeit mit einer wendungsreichen Geschichte oder griffigen Dialogen gefüllt, wenigstens aber mit interessanten Figuren. Doch in der Hinsicht ist man ähnlich schlecht versorgt wie schon beim nicht allzu glorreichen Vorgänger. Mehr noch, entwickelte die Serie einen ganz eigenen Reiz, indem dort vieles einfach nicht zusammenpasste, man Hardcorehorror mit Mystery und banalem Highschool-Drama kombinierte, geschieht bei Blood-C: The Last Dark nichts, was irgendwie erwähnenswert wäre. Zwar bemühte man sich um einen hohen Coolnessfaktor, vergaß dabei aber völlig die Spannung, wodurch der inhaltsleere und sehr gradlinige Film noch einmal ein ganzes Stück langweiliger wurde.
Dass Film und Serie dennoch ungefähr gleich empfehlenswert sind, liegt an der mächtig aufgebohrten Optik. Das Animationsstudio Production I.G (Ghost in the Shell, Jin-Roh), welches von Anfang an für das Franchise verantwortlich war, durfte bei dem Kinofilm sehr viel mehr Geld zur Hand nehmen als bei der TV-Produktion. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen: Animation, vor allem aber die Lichteffekte begeistern, selbst die zahlreichen computerberechneten Elemente – oft ein Schwachpunkt bei Anime – werden hier gekonnt in die Szenerie integriert, unterstützen die unterkühlte und lebensfeindliche Stimmung in Tokio noch weiter. Ein echtes Highlight ist Regisseur Naoyoshi Shiotani (Psycho-Pass, Tokyo Marble Chocolate) und der CLAMP-Autorin Nanase Ohkawa sicher nicht geglückt, dafür ist das Ganze dann doch zu einfallslos, hat nichts zu erzählen, das einem in Erinnerung bleiben würde. Dank der schicken Umsetzung ist Blood-C: The Last Dark aber zumindest den sprichwörtlichen Blick wert.
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