(„Bocksprünge“ directed by Eckhard Preuß, 2013)
Kann es etwas Demütigenderes geben, als zu erfahren, dass dein Partner fremdgeht? Ja, wenn du selbst mitten bei einem Seitensprung bist und dich unter dem Bett versteckst. So ging es Maya (Julia Koschitz), die gerade mit Udo (Eckhard Preuß) loslegen wollte, als dessen Frau – und gleichzeitig ihre beste Freundin – Doris (Jule Ronstedt) nach Hause kommt. Die wiederum hat von Mayas Mann Silvan (Benjamin Sadler) erfahren, dass er seine Geliebte Valerie (Teresa Rizos) geschwängert hat. Das ist für Maya gleich doppelt bitter, denn nichts hat sie sich sehnlicher gewünscht als ein Kind. Als die fünf wutentbrannt auseinandergehen, läuft Doris Rudolf (Friedrich Mücke) über den Weg, der immer noch seiner großen Liebe hinterhertrauert und noch ein bisschen mehr Chaos in die Runde bringt.
Wozu in die Ferne schweifen, wenn das Verkorkste ist so nah? Meist sind es die internationalen Glitzermetropolen, die Regisseure und Drehbuchautoren dazu inspirieren, von liebeskranken Neurotikern zu erzählen, die ein angeborenes Talent haben, sich und anderen auf der Suche nach dem Glück selbst den geradesten Weg zu einem unübersichtlichen Labyrinth zu machen. Dabei ist das gar nicht nötig. Wenn Bocksprünge eins beweist, dann dass auch im gemütlichen München Menschen gerne mal in absurde Liebessituationen stolpern. Oder sich kopfüber hineinstürzen, falls es die Gelegenheit dafür gibt. Glaubwürdig? Nein, das ist das Filmdebüt von Regisseur, Ko-Autor und Hauptdarsteller Eckhard Preuß sicher nicht, dafür aber amüsant. Manchmal zumindest.
Wunderbar absurd ist natürlich die Eröffnungszene, in der das Quintett zusammengeführt wird, irgendwie jeder mit jedem zu schlafen scheint und seltsame Egos aufeinanderprallen. Problematisch wird es jedoch, als die fünf im Anschluss auseinanderdriften, durch die Stadt streifen und sich dabei nur manchmal über den Weg laufen. Auch da gibt es noch amüsante Momente voller grotesker Streitigkeiten, übertriebener Zufälle und skurriler Figuren, das Thema Seitensprung wird in seinen verschiedensten Formen humorvoll angenommen. Die Klasse des Einstiegs hält Preuß dabei jedoch nicht.
Vielmehr ist der Film an vielen Stellen ähnlich ziellos wie seine Protagonisten. Schon die Szenenfolge wirkt beliebig, als hätte man sich im Vorfeld zusammengesetzt, um Episoden zu ersinnen, dabei aber vergessen, dass es auch eines roten Fadens braucht, um diese zusammenzuhalten. Kleiner Test: Wer mag, kann die ebenfalls auf der DVD enthaltenen geschnittenen Szenen anschauen und mutmaßen, an welcher Stelle des Films sie geplant waren. Sieht man einmal von der ersten ab, wird einem das nur schwer gelingen.
Diese Zusammenhanglosigkeit wäre vielleicht nicht ganz so auffällig, wenn die Gagdichte höher oder auch der Humor wenigstens etwas abwechslungsreicher wäre. So aber bleibt nach dem Film nicht so wahnsinnig viel zurück, an das man sich erinnern würde. Sympathisch ist die Komödie, man sieht den kauzigen Figuren schon gern dabei zu, wie sie sich fetzen, gegenseitig hintergehen und dabei gar nicht mal so genau wissen, was sie da eigentlich tun. Und auch die Darsteller machen ihre Sachen gut, geben sich ihren Rollen mit einer Mischung aus Ernsthaftigkeit und Albernheit hin. Ein netter Zeitvertreib ist das, nicht mehr, nicht weniger. Wem das reicht, darf es durchaus mal mit den liebestollen Neurotikern versuchen.
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