(„Der kleine Drache Kokosnuss“ directed by Hubert Weiland and Nina Wels, 2014)
Ein Drache, der nicht fliegen kann? Wo gibt es denn so was? Der junge Kokosnuss tut sich tatsächlich schwer, nur mit Flügelkraft vom Boden abzuheben, wird für seine Flugunfähigkeit und seinen ungewöhnlichen Namen auch regelmäßig verspottet. Nur sein Großvater glaubt an den Kleinen und überträgt ihm daher die wichtige Aufgabe, auf das Feuergras aufzupassen – denn erst damit kann das Dorf auch Feuer speien. Als dieses nachts verschwindet, ist die Aufregung groß. Doch Kokosnuss sieht darin seine Chance, endlich einmal zu beweisen, was in ihm steckt. Und so macht er sich mit seinen Freunden Oscar und Matilda auf den Weg, das wertvolle Gras wieder zurückzubekommen.
Ein kleiner Drache als Held einer Animationsgeschichte? Da werden ältere Semester vermutlich an den Klassiker Grisu, der kleine Drache denken, der in den 70er Jahren in seiner Heimat Italien, aber auch hierzulande regelmäßig junge Zuschauer vor den Fernseher lockte. An Popularität steht ihm sein Artverwandter Kokosnuss nicht nach, 22 Bücher hat Ingo Siegner bereits geschrieben, die von ihm und seinen Freunden erzählen, in 17 Sprachen erschien das Werk bislang. Und auch der erste Kinoauftritt war ein voller Erfolg, mehr als 700.000 Menschen sahen ihn bei uns im Kino. Das Publikum dürfte dabei noch etwas jünger gewesen sein als seinerzeit bei Grisu: War der verhinderte Feuerwehrmann dank psychedelischer Bilder und absurder Ideen auch für Erwachsene sehenswert, ist Der kleine Drache Kokosnuss deutlich mehr auf seine Zielgruppe maßgeschneidert.
Diese wird dann auch ihre Freude haben: Die Protagonisten sind sympathisch und knuffig gestaltet, die Landschaften lichtdurchflutet, es gibt diverse Slapstickeinlagen, einer der Drachen spricht im fetten Kölner Dialekt. Und auch die Abwechslung ist hoch, schließlich ist die Jagd nach dem Feuergras nur ein Vorwand, um einmal durchs Land zu reisen, die unterschiedlichsten Leute zu treffen, die unterschiedlichsten Orte zu sehen. Vor allem aber werden sich die jungen Zuschauer darüber freuen, dass es hier eben die Kinder sind, die es den Erwachsenen mal so richtig zeigen und ihnen auch noch etwas beibringen können. Da die dabei gewonnene Moral – achte die anderen, respektiere ihre Unterschiedlichkeit – nie verkehrt ist und auch nicht früh genug beigebracht werden kann, ist der pädagogische Nutzen zweifelsfrei vorhanden, als Elternteil darf man hier also unbesorgt zugreifen.
Ist man selbst dem Kindesalter entwachsen, gibt es jedoch nicht so wahnsinnig viele Gründe, sich Der kleine Drache Kokosnuss einmal anschauen zu wollen. Zu simpel ist der Humor, einen wirklichen roten Faden wird man in der episodenhaften Geschichte kaum finden, manche Ereignisse und Personen werden etwas zu unvermittelt eingeführt. Und auch visuell kann man es wie zu erwarten nicht mehr der internationalen Konkurrenz aufnehmen. Während die Designs gefällig sind und auch die freundlich gestalteten, stilisierten Dörfer und Landschaften angenehm fürs Auge sind, lassen die Animationen dann doch ein wenig zu wünschen übrig. Gleiches gilt für die gelegentlichen Spezialeffekte wie Feuerflammen, die man anderswo schon überzeugender und besser integriert gesehen hat. Wenn es ein Film für die ganze Familie sein soll,gibt es lohnenswertere Alternativen. Steht hingegen der Nachwuchs im Mittelpunkt, gerade kleine Fans von Kokosnuss, stehen hier knapp 80 unterhaltsame Minuten auf dem Programm.
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