Eichwald
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Eichwald, MdB – Staffel 1

(„Eichwald, MdB – Staffel 1“ directed by Fabian Möhrke, 2014)

Eichwald MdB Staffel 1
„Eichwald, MdB – Staffel 1“ ist seit 12. Juni auf DVD erhältlich

Im Bundestag ist Hajo Eichwald (Bernhard Schütz) ein alter Hase, zusammen mit seinen Mitarbeitern Berndt (Rainer Reiners), Sebastian (Leon Ullrich) und Julia (Lucie Heinze) kennt er alle schmutzigen Tricks, um die eigene Macht zu sichern und zu mehren. So denkt er zumindest. Als nach dem Tod eines Kollegen der jüngere Uwe Bornsen (Robert Schupp) nachrückt, muss er jedoch erkennen, dass sich da in den letzten Jahren doch einiges getan hat. Während er versucht, im Politikwahnsinn und Technikdschungel den Überblick zu behalten, tritt er von einem Fettnäpfchen ins nächste und braucht regelmäßig die Hilfe seines Teams, um doch noch seine Chance auf einen geruhsamen Arbeitsalltag und eine schöne Pension zu wahren.

Politik? Ist doch langweilig! Nicht nur Jugendliche, auch Film und Fernsehen interessieren sich recht wenig dafür, was die Leute, die das Schicksal eines ganzen Landes lenken, eigentlich so machen. Wenn Politiker dort überhaupt in Geschichten eingebaut werden, dann eher im Hintergrund, als korrupte Strippenzieher. Dass dies auch als eigentliches Thema prima funktioniert, bewiesen vor Jahren schon die BBC-Serie House of Cards und ihr US-Remake. Ungefähr wie die Protagonisten dort wäre Eichwald dann auch ganz gerne, nur fehlen ihm dafür dann doch das Geschick, die Weitsicht, die Verschlagenheit. Wenn ein Vergleich ansteht, dann der mit Stromberg. Zwar muss man hier auf Mockumentary-Elemente verzichten, wenn es aber um mangelnde Kompetenz und eine damit einhergehende Selbstüberschätzung geht, da können die beiden Katastrophenchefs sich die Hand reiben.

Tatsächlich ist ein Teil des Vergnügens mitanzusehen, mit welchen idiotischen Plänen Eichwald und die anderen dem deutlich charmanteren und auch kompetenteren Bornsen eins auswischen wollen, sie am Ende dann aber doch immer selbst die Leidtragenden sind. Das macht ihn in erster Linie natürlich zu einer Witzfigur, gleichzeitig aber auch irgendwie sympathisch. Denn ein bisschen Mitleid hat man schon mit diesem Politdino, der sich regelmäßig à la Roadrunner in den Abgrund stürzt, der so gar nicht weiß, wie er sich in einer Welt von Twitter und veganem Essen zu verhalten hat, wo es eben nicht mehr darum geht, wer in den Hinterzimmern Intrigen schmiedet, sondern wer sein Image am besten pflegt.

Das bietet natürlich eine wunderbare Bühne für satirische Seitenhiebe, und die wird von den Darstellern und Serienschöpfer Stefan Stuckmann auch sehr schön genutzt. Da werden politische Kampagnen gestartet, von denen man genau weiß, dass sie sich toll anhören, aber völlig unrealistisch sind. Es gibt die üblichen Büroeifersüchteleien und Alltagsdramen, wie man sie auch aus anderen Sitcoms am Arbeitsplatz kennt. Und beim Versuch, die zahlungskräftige Wirtschaft nicht zu verprellen, wird sich so sehr angebiedert, bis ein völlig absurdes Ergebnis dabei rauskommt. Natürlich wird hierbei schon sehr das Klischee bedient, dass Politiker sich mehr mit sich selbst als mit ihren eigentlichen Aufgaben beschäftigen, lustig ist das aber dennoch.

Sicher: So richtig anspruchsvoll ist Eichwald, MdB nicht. Manchmal ist der Humor schön bissig, an anderen Stellen aber auch recht albern. Vor allem bei den teils skurrilen Figuren rückt auch in der Serie die Politik doch auffallend stark in den Hintergrund. Und wenn man will, könnte man auch die nicht übermäßig große Abwechslung bemängeln, alle vier Episoden folgen demselben Schema, eine Entwicklung innerhalb der Geschichten ist weder bei der Grundsituation noch bei den Figuren wirklich auszumachen. Und doch darf man eben froh sein, dass ausgerechnet das ZDF – selbst ein Relikt vergangener Zeiten, das im medialen Umbruch nicht immer eine glückliche Figur abgibt – grünes Licht für diese kleine, feine Satire gab, die zeigt, dass Politiker auch nur Menschen sind, die wie so viele andere auch an ihrem Job verzweifeln und am liebsten einfach in Ruhe gelassen würden.



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Politik wird von Menschen gemacht. Und die sind nicht immer die kompetentesten. „Eichwald, MdB“ wirft einen Blick hinter die Kulissen der Bestimmer und entlarvt sie mit satirischem Spitzen als nur mit sich selbst beschäftigten Schaumschlägern. Das bedient natürlich Klischees, ist oft auch nicht sehr anspruchsvoll, dafür aber sehr lustig.
7
von 10