(„Elektra“ directed by Rob Bowman, 2005)
Wenn sie erst einmal an deinen Fersen klebt, ist es praktisch schon zu spät: Schnell und lautlos erledigt Auftragskillerin Elektra (Jennifer Garner) ihre Opfer, ohne Skrupel, ohne Zögern. Doch als ihr neuer Job lautet, ihren Nachbarn Mark (Goran Visnjic) und dessen Teenager-Tochter Abby (Kirsten Prout) zu erledigen, kommen ihr das erste Mal in ihrer Karriere Zweifel, ob sie das richtige tut. Und so lässt sie die beiden nicht nur am Leben, sie schützt Vater und Tochter auch vor ihren anderen Verfolgern: Das Verbrechersyndikat „Die Hand“ hat es ebenfalls auf sie abgesehen, dessen Mitglied Kirigi (Will Yun Lee) will die Gelegenheit nutzen, um sich zu profilieren und selbst Anführer des Syndikats zu werden.
Immer männlich, immer weiß, immer heterosexuell – schon seit Längerem lautet ein wiederkehrender Vorwurf, dass die allseits beliebten Comicfilmblockbuster im besten Fall variantenarm sind, im schlimmsten Fall sogar diskriminierend. Dabei gab es vereinzelt durchaus Versuche, immerhin auch weibliche Gerechtigkeitskämpfer auf der großen Leinwand zu etablieren, doch deren Erfolge waren meist überschaubar, das Ergebnis in Fällen wie Catwoman geradezu kriminell schlecht. Dass nun ausgerechnet Elektra den Trend umkehren würde, daran durfte gezweifelt werden, schließlich gehörte sie bei ihrem Auftritt im ansonsten soliden Daredevil zu den schwächsten Elementen: der Charakter nichtssagend, die Kämpfe ungelenk. An beidem wurde im Spin-off mächtig gefeilt, ohne dabei jedoch so wirklich überzeugen zu können.
Um die Figur der Elektra etwas aufzupolieren, griff man hier auf das bewährte Element der traumatischen Kindheit zurück. Das war schon bei Daredevil nicht übermäßig originell, spielte dort aber auch keine wirklich große Rolle. Hier entgegen werden ständig Kindheitserinnerungen ins Spiel gebracht, was nicht nur eintönig ist, sondern auch so gar nichts zur Geschichte beizutragen hat. Auffallend übrigens, wie wenig diese auf den Vorgänger Bezug nimmt. Elektras Tod dort wird beiläufig erwähnt, ist aber nur ein Mittel zum Zweck, damit sie durch ihren Meister Stick (Terence Stamp) wieder zum Leben erweckt werden durfte. Warum sie aber deswegen auch eine Auftragskillerin wurde, das wird nicht mal versuchsweise erklärt.
Erklärungen bzw. der Inhalt allgemein sind aber ohnehin der große Schwachpunkt von Elektra: Zwar passiert hier ständig etwas, nur kümmerte man sich selten um das „warum“, manchmal ist nicht einmal das „was“ so richtig klar. So wird in der Einleitung eine alte Legende angesprochen, die als Grundlage für die Handlung herhalten muss, letzten Endes aber so rudimentär erzählt wird, dass man sie sich ebenso hätte sparen können. Und auch über Elektras ehemaligen Orden erfährt man so gut wie nichts, gleiches gilt für die Gegenspieler der Hand. Die dürfen hier zwar reihenweise unglaublicher Fähigkeiten haben, was den Film deutlich näher zu den Fantasyvarianten à la X-Men führt, für einen Namen hat es bei den meisten Figuren aber nicht gereicht, als Charakter bleibt keiner von ihnen in Erinnerung.
Und doch sind ihre Auftritte die Höhepunkte von Elektra, wenn sich die Heldin wider Willen mit ihnen duelliert. Denn durch die mächtig aufgeblasenen Effekte und die schnellen Schnitte sehen die Kämpfe schon sehr schick aus, wenngleich die Choreographie der offenkundig imitierten Martial-Arts-Streifen hier dann doch nicht erreicht wird. Wem es nur auf diese ankommt und auch über mangelnden Inhalt hinwegsehen kann, wird hier eventuell dennoch seine Freude haben. Der Rest findet im Comicbereich eindeutig bessere Alternativen.
(Anzeige)