Es war einmal das Leben
© Studio Hamburg

Es war einmal … das Leben

(„Il était une fois… la Vie“ directed by Albert Barillé, 1986)

Es war einmal das Leben
„Es war einmal … das Leben“ ist seit 15. Mai auf DVD erhältlich

Unterhaltsam sollen die einzelnen Beiträge in unserem fortlaufenden Animationsspecial sein, vielleicht auch spannend oder bewegend, im besten Fall zudem sehr ungewöhnlich. Aber lehrreich? Das ist eher selten der Fall. Und doch finden wir in Teil 59 eine Serie, die genau dies sein wollte, dafür Themen des Alltags kindgerecht in Zeichentrickform aufarbeitete und so zu einem etwas anderen Klassiker wurde.

Kinder wissen, was es heißt, wenn nach einem Unfall das Bein weh tut und blutet. Aber was ist das eigentlich, so ein Blut? Schon die meisten Erwachsenen dürften an der Stelle verlegen zur Seite schauen, da kann man es den Kleinen doch nicht zumuten, sich mit so etwas auseinanderzusetzen. Irrtum, sagte Albert Barillé Mitte der 80er. Einige Jahre zuvor, 1978, hatte der französische Regisseur und Trickfilmzeichner mit Es war einmal … der Mensch gezeigt, dass Dokumentation und Animation kein Widerspruch sein müssen, mit einer entsprechenden Verpackung auch vermeintlich trockene und zu komplexe Themen einem jüngeren Publikum vermittelt werden können. Nachdem beim Nachfolger Es war einmal … der Weltraum der Lehrgedanke zugunsten der Unterhaltung aufgegeben wurde, kehrte Barillé bei Es war einmal … das Leben wieder zu den Ursprüngen zurück, schuf hier die vermutlich bekannteste der sieben Serien aus der Es war einmal … Reihe.

Die Machart ist dabei ähnlich zu der der anderen Teile: Um komplexe Fragen und Inhalte anschaulicher zu machen, setzte Barillé auf personalisierte Geschichten und bekannte Figuren, nur dass die dieses Mal eben innerhalb des menschlichen Körpers stattfinden. In 26 voneinander unabhängigen Episoden widmet sich die Serie den verschiedensten Aspekten unseres Lebens, erläutert beispielsweise Sinnesorgane wie Auge und Ohr, erklärt, was bei einer Schwangerschaft passiert, aber auch wie ein Immunsystem funktioniert. Einen roten Faden gibt es bei einem solchen Sammelsurium natürlich nicht, bei allem Bekennen zur Zugänglichkeit, auf eine echte Dramaturgie wurde dann doch verzichtet.

Unterhaltsam ist Es war einmal … das Leben dennoch, zumindest für etwas jüngere Zuschauer. Damit es denen nicht zu langweilig wird, wurden die einzelnen Bestandteile des Körpers durch kleine Wesen ersetzt, die mal wie Menschen aussehen, mal komplett der Fantasie entsprungen sind. So werden die weißen Blutkörperchen als eine Art Minisoldat dargestellt, die in futuristischen Fahrzeugen den Körper durchforsten, immer auf der Suche nach potenziellen Schädlingen. Die sind dann auch gleich auf den ersten Blick zu erkennen, sei es durch fiese Fratzen oder nicht ganz gesund aussehende Formen und Farben. Maestro, jener alte Mann mit dem weißen Rauschebart und Aushängeschild der Reihe, ist auch dieses Mal mit dabei, spielt meistens den Chef in wirklichen Schaltzentralen, ohne dass er viel dafür tun würde – eigentlich schläft er nur oder versucht es zumindest.

Dieser und andere Running Gags sind natürlich recht simpel, trotz seines Charmes und des Humors werden Erwachsene an Es war einmal … das Leben eher weniger Spaß haben. Das gilt besonders für die, die etwas höhere Ansprüche an die Optik stellen, schließlich ist die – wie man es bei einer Zeichentrickserie der 80er erwarten kann – relativ schlicht. Animationen und Detailreichtum lassen bei der französisch-japanischen Koproduktion eher zu wünschen übrig. Immerhin sind einige der Figuren recht witzig gestaltet und verbreiten so gute Laune. Wer selbst Kinder hat oder in seinem Umfeld kennt, darf sich trotz der etwas altmodischen Verpackung deshalb darüber freuen, dass die Serie kürzlich in einer Komplettbox erschienen ist, denn was den puren pädagogischen Wert angeht, da ist Es war einmal … das Leben zeitlos geblieben. Vielleicht findet sich sogar ein Anlass, zusammen mit den Kleinen auf eine Reise durch den menschlichen Körper zu gehen. Lohnenswert wäre es zumindest: Hier wird so viel geballtes Wissen vermittelt, dass auch Erwachsene hier so manches dazulernen können.



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Mit einer schlichten, aber witzigen Optik und vielen personalisierten Geschichten schafft es „Es war einmal ... das Leben“, die Geheimnisse des Körpers verständlich und anschaulich zu erklären. Das ist in erster Linie natürlich für ein jüngeres Publikum gedacht, gleiches gilt für den einfachen Humor. Aber auch Erwachsene können bei der Zeichentrickserie einiges dazulernen.