(„Eien no zero“ directed by Takashi Yamazaki, 2013)
Als die beiden Geschwister Kentaro (Haruma Miura) und Keiko (Kazue Fukiishi) die Beerdigung ihrer Großmutter besuchen, kommt zu der Trauer bald noch Schock hinzu: Der Mann, den sie immer für ihren Großvater hielten, war in Wahrheit der zweite Ehemann der Verstorbenen und damit kein Blutsverwandter. Ihr tatsächlicher Großvater hieß Kyuzo Miyabe (Junichi Okada) und ist während des Zweiten Weltkrieges als Kamikaze-Pilot ums Leben gekommen. Die beiden wollen mehr über den unbekannten Vorfahren erfahren und begeben sich deshalb auf die Suche nach Menschen, die Miyabe seinerzeit kannten. Erstaunt müssen sie mitanhören, dass er ein Fliegerass gewesen sein soll – und ein absoluter Feigling noch dazu. Wie aber passt das zusammen? Und was ist damals wirklich passiert?
Japan ist nicht unbedingt als Land bekannt, das sich übermäßig kritisch mit seiner eigenen Kriegsvergangenheit auseinandersetzt. Einen Film ausgerechnet über die umstrittenen Kamikaze-Piloten drehen zu wollen, da ringen schnell die Alarmglocken. Ganz so schlimm und patriotisch wie befürchtet ist Eternal Zero in der Hinsicht aber gar nicht, was allein schon daran liegt, dass sich der Film für den tatsächlichen Krieg kaum interessiert, Hintergründe und der Feind fast keine Erwähnung finden. Tatsächlich sind einige Passagen sogar überraschend kritisch, gehen mit der sinnlosen Vergeudung von Leben und der Zwangsrekrutierung der jungen Männer hart ins Gericht. An einer Stelle wagt man sogar, die damaligen Praktiken mit denen heutiger Selbstmordattentäter in einen Bezug zu setzen – was Kentaro natürlich ziemlich empört, der das Ansehen seines Großvaters verteidigen will.
Es ist dann auch der persönliche Zugang, der im Mittelpunkt von allem hier steht. Die Motivation von Miyabe, sein eigenes Leben nicht riskieren zu wollen, wird dadurch begründet, dass er das seiner Frau und seinem kleinen Kind nicht antun könne. Das ist dann auch bei Eternal Zero das größere Problem im Vergleich zu historisch indifferenten Erzählung: Man neigt schon sehr zum Kitsch. Unterstützt von einer konstant dramatischen Musik stürzen die Protagonisten von einer Sinnkrise in die nächsten, mal unter Tränen, dann unter Schreien, dann wieder nur mit ungläubigem Staunen wie im Fall von Kentaro, dessen Mimikspiel nicht unbedingt das abwechslungsreichste ist. Ein bisschen mehr Zurückhaltung wäre an der Stelle schön gewesen, auch die zum Teil pathetischen Reden über Schicksal und Frieden hätten nicht sein müssen. Vor allem zum Schluss hin wird es da mächtig übertrieben und der ohnehin nicht gerade kurze Film wird noch weiter in die Länge gezogen, 140 Minuten ist für die zugrundeliegende Geschichte dann doch ein bisschen viel.
Zwischendurch gibt es dafür immer mal wieder bewegende bis packende Szenen, sei es am in Rückblenden gezeigten Kriegsschauplatz, aber auch abseits, mit Kameraden, zu Hause. Mit den amerikanischen Superblockbustern kann man es tricktechnisch natürlich nicht aufnehmen, da fehlt es den Kampfeinsätzen doch an Epik und Effekten. Schön anzusehen sind sie aber, vor allem wenn eine ganze Flotte von kleinen Zero-Flugzeugen zum Großangriff setzt und verzweifelt versucht, durchs Dauerfeuer der amerikanischen Schiffe zu kommen. Insgesamt wäre durch eine Straffung und einen weniger sentimentalen Zugang sicher mehr drin gewesen, im Gegenzug hätte man gern noch ein bisschen mehr über die Hintergründe der Kamikaze-Einsätze erfahren. Ein solides Kriegsdrama ist Eternal Zero aber trotz dieser inhaltlichen Unausgereiftheit. Wer mit dem Thema etwas anfangen kann und vielleicht zwischendurch auch gerne mal etwas schluchzt, der darf ruhig einmal den japanischen Blockbuster – der Film gehört zu den zehn erfolgreichsten aller Zeiten – in den heimischen Player einlegen und gemeinsam mit den Geschwistern auf eine Reise 70 Jahre in die Vergangenheit gehen.
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