(„Despicable Me“ directed by Chris Renaud and Pierre Coffin, 2010)
Er klaute die Freiheitsstatue und den Eiffel Turm (oder besser: Miniaturen davon), er nimmt anderen den Parkplatz weg und macht Kindern schon mal den Luftballon kaputt – ganz klar, Gru ist ein ganz fieser Superschurke. Bis ihm jemand den Titel streitig macht und die Pyramide klaut. Die echte, wohlgemerkt. Das kann Gru natürlich nicht so einfach auf sich sitzen lassen. Und er hat auch schon eine Idee, wie er das anstellen kann: Er stiehlt einfach den Mond. Nur braucht er dafür Geld, viel Geld, und selbst die Bank of Evil hat den Glauben in seine Fähigkeiten verloren. Doch da entdeckt Gru eine Möglichkeit, wie er sich dennoch Respekt und damit die finanziellen Mittel verpasst. Nur braucht er dafür ausgerechnet die Hilfe von drei Waisenkindern. Und Adoptivvater dreier kleiner Mädchen zu sein, verträgt sich eher schlecht mit seinem bisherigen Lebenswandel.
Lange sah es danach aus, als würden die Amerikaner es unter sich ausmachen, wer sich die Krone der CGI-Animationsfilme auf den Kopf setzen darf. Disney und Pixar bildeten dabei die aussichtsreichsten Anwärter, aber auch DreamWorks (Shrek) und Blue Sky Studios (Ice Age) spülten Millionen in die Kassen der jeweiligen Studios. Dass mit Ich – Einfach unverbesserlich ausgerechnet ein französisches Animationsstudio plötzlich da oben mitmischt, das hatte aber wohl keiner erwartet. Zum einen weil in der Grande Nation die traditionelle Zeichentrickkunst noch immer hoch im Kurs stand, zum anderen weil die vorherigen computerberechneten Versuche von Mac Guff wie Azur & Asmar ein eher überschaubares internationales Publikum angezogen hatten. Doch mit Universal Pictures im Rücken standen dann doch ganz andere Mittel zur Verfügung – und das zeigte Ich – Einfach unverbesserlich deutlich.
Animationen, Modellierung, Texturen, Effekte – da spielt man hier schon in der ersten Liga mit. Alles hier ist schön anzusehen, makellos, vor allem aber witzig gestaltet. Während die drei Mädchen noch recht gewöhnlich sind, ähnelt Gru einem in die Länge gezogenen Igor. Und auch sein großer Gegenspieler Victor mit der großen Brille und dem orangefarbenen Jogginganzug ist skurril genug, um sich von der großen Masse an computerberechneten Figuren abzuheben. Doch die eigentlichen, längst nicht mehr geheimen Stars des Films sind die Minions, jene brabbelnden, gelben und sehr simpel gestrickten Untergebenen Grus, die aussehen wie eine Mischung aus den Raving Rabbids und einer Daumenpuppe, nur etwas süßer.
Süß soll der Film insgesamt dann auch sein, von den kleinen Mädchen – eins rennt immer mit einem Spielzeugeinhorn durch die Gegend – bis zu Gru, der gerne ganz böse wäre, im Grunde aber doch ein weiches Herz hat. Das ist nicht übermäßig originell, so wie das meiste hier doch sehr vorhersagbar ist, mehr Überraschungsmomente hätten sicher nicht geschadet. Aber die Ambitionen waren ohnehin andere, gerade zum Schluss hin wollte man auch die Herzen der Zuschauer erfreuen. Wenn der absurde Slapstick einer gesteigerten Gefühlsseligkeit weicht, mögen das die einen warmherzig und aufbauend finden, andere eher als kitschig bezeichnen.
Nett ist Ich – Einfach unverbesserlich jedoch so oder so, bietet trotz der zuweilen inhaltlichen Belanglosigkeit gute Unterhaltung für die ganze Familie. Herzhaft gelacht wird tendenziell zwar weniger, dafür aber gibt es viele Gründe zum Schmunzeln. Und die Zielgruppe war ohnehin mehr als glücklich mit dem Ergebnis, so sehr, dass drei Jahre später die Fortsetzung Ich – Einfach unverbesserlich 2 folgte, Anfang Juli kommt das Spin-off Minions in unsere Kinos.
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