(„Inbred“ directed by Alex Chandon, 2011)
Die meisten hätten bei Sam (Nadine Rose Mulkerrin), Tim (James Burrows), Dwight (Chris Waller) und Zeb (Terry Haywood) längst das Handtuch geworfen, zu unbelehrbar sind die vier jugendlichen Straftäter. Doch der Gutmensch Jeff (James Doherty) und die resolute Kate (Jo Hartley) sind eben nicht wie die meisten, ein gemeinsames Wochenende im Dörfchen Mortlake in Yorkshire soll das Quartett wieder auf die richtige Bahn führen. Während die Absichten gut sind, war die Wahl des Ortes eher weniger geschickt, denn die Bewohner rund um den unheimlichen Gastwirt unheimlichen Jim (Seamus O’Neill) haben eine etwas eigene Vorstellung davon, wie mit Fremden umzugehen ist.
Vorsicht Hinterland! Wann immer es eine Gruppe Menschen, vorzugsweise junger Menschen, in abgelegene Gegenden verschlägt, in der etwas seltsame anmutende Dorf- oder Farmbewohner hausen, reiben sich Horrorfans die Hände, denn ein vorzeitiges Ende der Protagonisten ist in einem solchen Fall nicht nur zu befürchten, sondern auch ausdrücklich erwünscht. Und das nach dem Motto: Je heftiger und blutiger, umso besser, da dürfen ruhig schon einmal die Körperteile durch die Luft fliegen. Das tun sie in Inbred auch, wenngleich das hier nicht ganz so ernst gemeint ist wie der herrliche Untertitel „They came in peace, they left in pieces“ bereits verrät.
Zu lachen gibt es dabei jedoch zumindest anfangs relativ wenig, statt auf Humor setzt Regisseur und Ko-Autor Alex Chandon erst einmal auf eine Mischung aus Grusel- und Ekelfaktor. Beides für sich genommen funktioniert auch recht gut, die düster-dreckigen Bilder lassen einen von Anfang an nichts Gutes ahnen, zusammen mit der stimmungsvollen Musik wird langsam eine angenehm angespannte Atmosphäre aufgebaut. Schon bei der ersten Begegnung der sechs Fremdlinge mit der Dorfbewohnern wird jedoch deutlich, dass der Zuschauer nicht nur über gute Nerven, sondern auch einen robusten Magen verfügen sollte, um den Film bis zum Ende durchzustehen: Da liegen Haare im Essen, und woraus die Limonade gemacht wurde, will man besser auch nicht wissen.
Diese Zweigleisigkeit wird jedoch nicht dauerhaft beibehalten: Je weiter der Film fortschreitet, umso weniger interessiert er sich noch für subtilen Horror, dafür kommt noch schwarzer Humor dazu. Oder das, was Chandon für schwarzen Humor hält. Wenn Inbred gegen Ende deutlich aufdreht, Figuren und Szenen immer grotesker werden, dann ist das manchmal amüsant, oft aber auch nicht. Vor allem aber prallen diese verschiedenen Elemente so ungebremst aufeinander, dass der Film nie eine richtige Identität erhält, man gar nicht so genau sagen kann, was die britische Produktion eigentlich sein wollte.
Katastrophal ist das Ergebnis sicher nicht, da waren andere Genrekollegen wie Sickle doch noch mal eine ganze Spur schlechter. In der richtigen Gesellschaft und der richtigen Stimmung wird man mit dem Beitrag vom Fantasy Filmfest 2012 vielleicht sogar Spaß haben, gerade zum Schluss, wenn es kräftig zur Sache geht und die Protagonisten unbarmherzig in den Tod geschickt werden. Wirklich befriedigend oder erinnerungswürdig ist Inbred jedoch nicht, dafür verfolgt er seine einzelnen Bestandteile nicht konsequent genug, das Stückwerk in der Summe einfach zu wenig und zu inkonsequent. Auch der Endkampf ist eher enttäuschend, angesichts der Vorgeschichte der Protagonisten, wäre ein klein wenig mehr Gegenwehr schon schön gewesen, um wenigstens anseatzweise spannend zu bleiben. Und wenn eine Horrorkomödie weder sonderlich spannend noch witzig ist, fällt es schwer, den Film ernsthaft anderen ans Herz legen zu wollen.
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