(„Insidious: Chapter 2“ directed by James Wan, 2013)
Ende gut, alles gut? Nicht für Renai (Rose Byrne) und Josh Lambert (Patrick Wilson). Nachdem ihr Sohn Dalton (Ty Simpkins) aus der Geisterwelt befreit wurde, dachten sie, alles endlich hinter sich zu haben und ein normales Leben führen zu können. Doch kurz nachdem sie zu Joshs Mutter Lorraine (Barbara Hershey) gezogen sind, scheint der Spuk wieder von vorne anzufangen, die Familie wird von seltsamen Wesen heimgesucht, ständig passieren mysteriöse Ereignisse. Und so suchen sie die Hilfe der erfahrenen Geisterjäger Carl (Steve Coulter), Specs (Leigh Whannell) und Tucker (Angus Sampsons), um dem Ganzen endlich ein Ende zu setzen.
Wer A sagt, muss auch B sagen. Das gilt im Falle eines so immens erfolgreichen Horrorfilms wie Insidious umso mehr, der bei einem Budget von 1,5 Millionen knapp 100 davon wieder einspielte und deshalb noch mindestens einen Nachfolger nach sich ziehen würde. Da der Haunted-House-Streifen zudem mit einem der wohl fiesesten Cliffhanger seines Genres endete, war eine Fortsetzung nicht nur wünschenswert, sondern fast schon zwingend notwendig. Gleichzeitig ist die enge Verknüpfung der beiden Teile aber auch ihre Crux: Wer den Vorgänger nicht gesehen hat, wird vieles hier kaum verstehen oder zu schätzen wissen, Kenner wiederum werden die Überraschungen vermissen – inhaltlich wie inszenatorisch.
Tatsächlich wirkt vieles am zweiten Teil schon ein bisschen zu routiniert, um tatsächlich noch die gewünschte Wirkung zu erzielen: Ob es nun knarzende Türen sind, plötzliche Erscheinungen in den Augenwinkeln, verrücktspielende Gegenstände – Regisseur James Wan hatte im Vorgänger und auch in Conjuring die Kunst des subtilen Horrors so verfeinert, dass er hier das Standardprogramm auffährt, ohne große Ambitionen zu zeigen. Funktionieren tut das sicher, aber nicht wenige dürften von dem Genreveteranen doch etwas mehr erwartet haben als eine reine Fingerübung, die an mancher Stelle schon etwas lustlos ist.
Dass Insidious: Chapter 2 so beliebig wirkt, liegt aber auch daran, dass diverse Elemente, die den Vorgänger von der Konkurrenz unterschieden, hier zurückgefahren, wenn nicht gar komplett aufgegeben wurden. Beispielsweise darf das nerdige Geisterjägerduo Specs und Tucker diesmal viel früher dabei sein, bekommt insgesamt auch eine größere Rolle. Doch der damit verbundene Humor in Insidious ist dieses Mal sehr viel weniger präsent, wohl auch als Reaktion auf Horrorpuristen, die eben diesen damals mokierten. Schlimmer noch ist aber, dass die bizarren Ideen dieses Mal völlig fehlen. So nett der Einfall ist, Neuzugang Carl mit Würfeln Kontakt zum Jenseits suchen zu wollen, mit der grotesken Maske, die Medium Elise (Lin Shaye) in Teil eins einsetze, kann dies nicht konkurrieren.
Eine Katastrophe ist Insidious: Chapter 2 deshalb zwar nicht, zumal es genug gab, die die stromlinienförmige Inszenierung sogar vorzogen und Teil zwei zu einem noch größeren Erfolg an den Kinokassen machten. Aber doch schon etwas enttäuschend und schrecklich austauschbar, zumal die Geister – schon beim Vorgänger nicht unbedingt eine Stärke – auch dieses Mal recht langweilig sind, der späte Twist viel zu früh verraten wird. Gelungen, streckenweise sogar clever sind dafür die Verknüpfung der beiden Filme und die miteinander verzahnten Zeitebenen, die Atmosphäre ist zwischendurch auch mal schön schaurig. Für einen Videoabend reicht das, wer das Haunted-House-Genre mag, findet hier zumindest einen der besseren Vertreter. Und spannender als das nächste Woche anlaufende Prequel Insidious: Chapter 3 ist er allemal.
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