(„Insidious: Chapter 3“ directed by Leigh Whannell, 2015)
Noch immer ist Quinn Brenner (Stefanie Scott) nicht über den Tod ihrer Mutter hinweg, glaubt überall und jederzeit Zeichen dafür zu finden, dass die Verstorbene versucht, zu ihr Kontakt aufzunehmen. Um endlich Gewissheit zu bekommen, macht sie sich auf den Weg, das Medium Elise Rainier (Lin Shaye) um Hilfe zu bitten. Die hat das spirituelle Geschäft eigentlich längst aufgegeben, willigt letzten Endes jedoch ein. Für Brenner und ihren Vater Sean (Dermot Mulroney) fangen die Probleme damit aber erst an, denn plötzlich beginnt Quinn Geister zu sehen. Und diese Begegnungen werden nicht nur immer häufiger, sondern auch bedrohlicher – bis sie sich in ihrer Verzweiflung noch einmal an Elise wenden.
Was tun, wenn eine Geschichte abgeschlossen ist und keine Fortsetzung erlaubt, der Regisseur zudem keine Lust hat, einen weiteren Film zu drehen? Der gesunde Menschenverstand würde an der Stelle sagen: Dann lasst es doch gut sein! Doch das Horrorgenre hat sich selten darum gekümmert, was sinnvoll ist, vor allem wenn wie hier eine Menge Geld auf dem Spiel steht. Und so durfte Leigh Whannell, der vorher schon als Autor und Hauptdarsteller an Insidious und Insidious: Chapter 2 beteiligt war, diesmal sein Regiedebüt geben und ein Prequel drehen. Und damit das mit der Kontinuität klappt, durften quasi als Daseinsberechtigung des Films auch die Geisterjäger Elise und Tucker (Angus Sampson) wieder mit von der Partie sein. Gebraucht hätte es das nicht, wenn es Insidious: Chapter 3 an etwas mangelt, dann sicher nicht an bekannten Elementen.
Tatsächlich ist das Problem des Films, dass hier fast gar nichts passiert, das man nicht zuvor schon gesehen hätte und das man mit etwas Erfahrung voraussehen kann. Wer im Vorfeld hoffte, Whannell könnte in seiner Doppelrolle als Autor und Regisseur hier seiner Kreativität mal so richtig die Sporen geben, wird recht schnell feststellen, dass dem nicht so ist. Ob dem Debütanten nun die Ideen fehlten oder er bei seinem ersten Solowerk einfach kein Risiko eingehen wollte, darüber lässt sich nur spekulieren. So oder so vermeidet er es peinlichst genau, von bewährten Mechanismen abzuweichen und sich mit Experimenten die Finger verbrennen zu wollen, selbst wer fleißig sucht, wird kaum eine Überraschung hier finden können.
Funktional ist das sicher, die zahlreich eingesetzten Jump Scares sollten ihre Wirkung nicht verfehlen und die Ausflüge in die Geisterwelt bescheren uns einige schaurig schöne Bilder. Die originellen bis bizarren Elemente, die vor allem den ersten Teil ausgezeichnet hatten, sind hier jedoch völlig verschwunden, zurück bleibt ein schrecklich austauschbarer Film, den es in der Form nicht gebraucht hätte. Schade auch, dass das Duo Tucker und Specs erst sehr spät eingeführt wird, die restliche Zeit Elise allein den übernatürlichen Wesen Einhalt gebieten muss. Das tut Lin Shaye zwar gewohnt souverän, aber eben nicht annähernd so witzig wie ihre Kollegen.
Weniger gelungen ist auch die Anbindung an die Vorgänger: Schaffte es Insidious: Chapter 2 noch erstaunlich clever, eine inhaltliche Brücke zwischen den beiden Teilen zu schlagen, sind die Anspielungen und Überleitungen dieses Mal doch recht plump und forciert. Manche Zuschauer werden sich über diese Easter Eggs sicher freuen, man hätte aber auch gerne darauf verzichten können, ebenso auf den überraschend kitschigen Schluss. Eine Katastrophe ist das Prequel sicher nicht, Schwächen hin oder her, große Fans der Reihe erwartet solide Unterhaltung. Sollte es aber noch zu einem Chapter 4 kommen, dann bitte wieder mit etwas spannenderen Elementen, damit der schleichende Niedergang der so vielversprechend gestarteten Reihe hoffentlich wieder umgekehrt wird und man nicht nur von großen Namen lebt.
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