(„John Wick“ directed by David Leitch and Chad Stahelski, 2014)
Nach dem Tod seiner Frau ist jede Freude aus dem Leben von John Wick (Keanu Reeves) verschwunden, Trost und Hoffung findet er nur noch in der kleinen Hundedame Daisy – ein letztes Andenken an die Verstorbene. Aber auch das wird ihm genommen, als Iosef Tarasov (Alfie Allen) das Tier tötet und zusätzlich Johns heiß geliebtes Auto stiehlt. Das jedoch war ein großer Fehler, denn der so unscheinbare Mann arbeitete lange Zeit als Auftragskiller für Iosefs Vater Viggo (Michael Nyqvist) und war einer der besten seines Faches. Daher weiß der inzwischen zum Verbrecherkönig aufgestiegene Russe auch, wozu John fähig ist, setzt ein hohes Kopfgeld auf seinen ehemaligen Schützling aus, um so das Leben seines Sohns zu schützen.
Gefährliche Brandung, Speed und natürlich Matrix – mit einer Reihe äußerst erfolgreicher Filme wurde Keanu Reeves in den 90ern zu einem der größten Stars seiner Zeit. Zwanzig Jahre später ist von dem einstigen Ruhm jedoch kaum mehr etwas übrig. Sein Fantasyspektakel 47 Ronin fiel an den Kinokassen durch, auch sein Regiedebüt Man of Tai Chi wollte niemand wirklich sehen. Dass er ausgerechnet mit dem vergleichsweise bescheiden budgetierten John Wick ein Comeback feiern sollte, gedreht von den bislang eher unbekannten David Leitch und Chad Stahelski, damit hätten wohl nur die wenigsten gerechnet. Aber das Ergebnis spricht für sich: Die Kosten wurden um ein Vielfaches wieder eingespielt, auch die Kritiker waren sehr angetan von Reeves’ Rückkehr ins Actiongenre.
An der dünnen Geschichte lag das sicher nicht – sofern man sie nicht satirisch auffasst. Tatsächlich finden sich immer wieder Elemente, die darauf hinweisen, dass der Rachethriller nicht ganz so ernst genommen werden sollte. „Es war nur ein verdammter Hund“, bekommt John immer wieder zu hören, wenn er mal wieder Dutzende Menschen über den Haufen knallt. Dass Ursache und Wirkung in so gar keiner Relation stehen – wie in dem Genre üblich – ist hier also jedem klar, John Wick badet sich geradezu in seiner absurden Übertreibung. Und das gilt dann auch für die zum Teil doch recht skurrilen Figuren und die Parallelwelt der Verbrecher, wo mit Goldmünzen gezahlt wird, ein Hotel als geschäftsfreie Zone fungiert und sich manche darauf spezialisiert haben, Leichenspuren zu beseitigen. Hinzu kommt, dass Wick die meiste Zeit über durch Kugelhagel um Kugelhagel tänzelt, Gegner links und rechts zu Boden fallen, er selbst aber allem gegenüber immun zu sein scheint.
Hier wird also schon recht offensiv mit den Klischees der B-Movies gespielt, ohne ganz zu verraten, wie der Film dazu steht. Allzu viel sollte man aber so oder so nicht über John Wick nachdenken, denn ihre eigentliche Klasse zeigen Leitch und Stahelski bei der Optik. Wo andere Kollegen sich mit stumpfen Explosionen zufrieden geben, ist das Gezeigte hier ungemein stylisch: unterkühlte Bilder, ein getragener Score, eine sehr dynamische Kamera und Kämpfe, die mal von Western, dann wieder von Martial Arts inspiriert zu sein scheinen – zu sehen gibt es hier mehr als genug. Und auch Reeves, der in Man of Tai Chi doch recht steif wirkt, gibt bei den temporeichen Auseinandersetzungen eine mehr als gute Figur ab.
Wirklich viel bleibt von John Wick nicht zurück, nimmt man die schicke Inszenierung und die vereinzelt komischen Einfälle weg. Doch der Unterhaltungsfaktor stimmt, die einzelnen Elemente fügen sich zu einem Film zusammen, der allein schon aufgrund seines Coolnessfaktors ein Gros der Genrekonkurrenz hinter sich lässt. Dass bereits an einem zweiten Teil gearbeitet wird, ist daher durchaus eine gute Nachricht, zumal man schon jetzt gespannt sein darf, was denn beim nächsten Mal als Grund für den Blutrausch herhalten darf.
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