(„Minions“ directed by Pierre Coffin and Kyle Balda, 2015)
Nur ein dem Bösen dienender Minion ist ein glücklicher Minion. Das müssen die gelben Helferlein feststellen, als ihnen nach diversen Missgeschicken die Bösewichter ausgehen. Während viele sich wohl über die gewonnene Freiheit freuen würden, verfallen die stets zu Schandtaten bereiten Schergen der kollektiven Depression. Als auch nach intensivstem Warten keine Besserung in Sicht ist, machen sich drei der Antihelden auf den Weg, um so selbst einen neuen Boss zu finden, dem sie folgen können. Auf einer geheimen Messe für besonders schlimme Fieslinge soll diese Suche belohnt werden, denn dort machen sie die Bekanntschaft von Scarlet Overkill, dem ersten weiblichen Superschurken der Geschichte.
Man soll das Feuer schmieden, so lange es heiß ist, besagt ein bekanntes Sprichwort. Und bei dem französischen Animationsstudio Illumination Mac Guff glüht es vor Hitze: Über 500 Millionen Dollar spielte 2010 Ich – Einfach unverbesserlich ein, der Nachfolger Ich – Einfach unverbesserlich 2 verdoppelte drei Jahre später das Ergebnis fast noch. Dass es da einen dritten Teil geben würde, war klar, im Juni 2017 soll es so weit sein. Da vier Jahre Wartezeit aber nun doch ein wenig lang ist, dürfen inzwischen die Minions für pralle Kassen sorgen. Und zumindest auf dem Papier hört sich das auch nach einer prima Idee an, schließlich sind die brabbelnden Knuddelschergen für viele die heimlichen Stars der Filmreihe.
Warum, das wird in Minions schon nach wenigen Minuten klar: Im Schnelldurchlauf wird die Geschichte der kleinen Helferlein erzählt, woher sie kamen, was sie machten, was sie wollten. Und was in dieser kurzen Zeit an Gags rausgehauen wird, schaffen andere Animationsfilme nicht einmal in anderthalb Stunden. Leider jedoch zeigt sich auch hier wie schon bei den Vorgängern die Neigung, das eigene Pulver ein bisschen sehr früh zu verschießen. Die eigentliche Geschichte nämlich ist da deutlich genügsamer und gemächlicher, amüsante Albernheiten gibt es auch da, sie gleichen sich aber zu sehr und hinterlassen so deutlich weniger Eindruck.
Das liegt teilweise in der Natur der Antihelden begründet, deren mehrsprachiges Nonsensgebrabbel nun mal denkbar schlechte Voraussetzungen sind, um eine tatsächliche Geschichte zu erzählen. Sicher war der sparsame Inhalt auch schon bei den Hauptfilmen ein Kritikpunkt, hier fällt das jedoch noch ein bisschen mehr auf. Wer ein großer Fan der gelben Chaoten ist und von deren Soloauftritt eine weitere Steigerung erhoffte, da nun keine Kinder oder Liebeleien wertvolle Filmzeit klauen, wird ein klein wenig enttäuscht sein: Qualitativ ist Minions etwa auf dem Niveau der anderen Filme, vielleicht sogar etwas drunter. Was in kurzen Szenen fabelhaft funktioniert – Knuddelfaktor, Absurdität und Anarchohumor – ist für 90 Minuten dann doch nicht immer ausreichend, zumal drum herum die interessanten Charaktere fehlen.
Mehr als ausreichend ist aber mal wieder die optische Umsetzung, die mit witzigen Details und technischer Finesse gefällt. Gerade auch, wenn es später nach England geht, wo Scarlet einen besonders teuflischen Plan verfolgt, sieht das Ganze schon richtig gut aus. Zusammen mit kleineren lustigen Anspielungen bieten die sympathischen Minions trotz ihrer Schwächen damit genug Gründe ins Kino zu laufen, zumal durch die Verschiebung von Pixars neuestem Streich Alles steht Kopf in den Herbst auf absehbare Zeit in Animationsbereich die große Konkurrenz fehlt.
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