Mortdecai

Mortdecai – Der Teilzeitgauner

(„Mortdecai“ directed by David Koepp, 2015)

Mortdecai der Teilzeitgauner
„Mortdecai – Der Teilzeitgauner“ ist seit 28. Mai auf DVD und Blu-ray erhältlich

Woher nehmen und nicht stehlen? Nur noch wenige Tage hat der wenig mit Skrupeln vorbelastete Kunsthändler Charlie Mortdecai (Johnny Depp), dann droht ihm die Pleite. Die Rettung kommt ausgerechnet in Gestalt der Polizei, als Inspektor Alistair Martland (Ewan McGregor) ihn überredet, ein gestohlenes Gemälde wiederzubeschaffen und dafür eine Belohnung verspricht. Und so macht sich der verschrobene Edelmann zusammen mit seinem Gehilfen Jock (Paul Bettany) auf die Suche. Aber auch Charlies Johanna (Gwyneth Paltrow) ist nicht untätig, nutzt all ihre Verbindungen und weiblichen Reize, um an Infos über das Diebesgut zu gelangen.

Hat man einen Film mit ihm gesehen, hat man sie alle gesehen: Früher als Charakterdarsteller verehrt, scheint Johnny Depp seit seinem Monstererfolg Fluch der Karibik eine Dauerkarte für die Rolle des schrulligen Hanswursts zu besitzen. Ob dies nun aus tatsächlicher Spielfreude heraus geschah oder aufgrund der Erkenntnis, dass mit dem komischen Spektrum seines Könnens einfach mehr Geld zu holen ist, das sei mal dahingestellt. Tatsächlich hält sich die Euphorie der Kritiker und zunehmend auch die des Publikums eher in Grenzen. Schon Lone Ranger hinterließ viele enttäuschte Gesichter, bei Mortdecai war das noch eine ganze Ecke schlimmer. Durch die Bank weg wurde die Komödie zerrissen, dank des miserablen Einspielergebnisses hat sich das mit den ursprünglich geplanten Fortsetzungen wohl auch erledigt. Aber ist die Verfilmung der gleichnamigen Romantrilogie von Kyril Bonfiglioli auch tatsächlich so schlecht? Nein, eigentlich nicht. Sie ist nur kaum erwähnenswert.

Dabei waren die Voraussetzungen eigentlich recht vielversprechend: Neben Depp spielen noch eine Reihe weiterer großer Schauspieler mit, die eine oder andere der 60 Millionen Dollar, die das Budget ausmachten, wurden sicher auch in das schicke Drumherum investiert. Eine große Villa, viele Gemälde, zahlreiche Schauplatzwechsel – das Auge bekommt hier ordentlich zu tun. Aber auch das Zwerchfall wird hin und wieder bemüht. Nett ist zum Beispiel der Running Gag, dass Jock bei jedem Einsatz offensichtlich immer sofort eine Dame findet, die nur zu gern mit ihm ins Bett steigt, unabhängig von Alter, Ort oder Beziehungsstatus. Und einer derart tiefen Verbeugung vor Der rosarote Panther kann man ohnehin nicht wirklich böse sein, vieles hier erinnert auffallend an den Genreklassiker von Blake Edwards.

Nur wird diese Sympathie wie auch die Geduld des Zuschauers mit der Zeit schon sehr strapaziert. Als hätte man vergessen, dass Besetzung und Ausstattung vielleicht auch eine Geschichte erzählen möchten, werden einige Einfälle häufiger bemüht, als es ihnen gut tut, für einen so großen Film passiert einfach zu wenig, es mangelt hier schlicht an Witz. Dass der eigentliche Krimi nicht viel hergibt und die Szenenwechsel inhaltlich ganz schön knirschen, spielt dann auch schon keine Rolle mehr, zum Schluss dürften die wenigsten Zuschauer da noch wirklich darauf achten.

Nett ist Mortdecai im Großen und Ganzen schon, bleibt aber doch völlig unter seinen Möglichkeiten. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass doch noch eine Fortsetzung folgen sollte, wäre zu wünschen, dass man sich bei Drehbuch und Gags doch ein wenig mehr einfallen lässt, anstatt sich nur auf das Grimasseschneiden von Depp und eine Handvoll Witze zu verlassen, die man dann wieder und wieder bringt. Dass das in dem Genre deutlich besser geht, zeigt uns gerade Spy – Susan Cooper Undercover, wo der Zuschauer in 10 Minuten wahrscheinlich häufiger lacht als hier in knapp 110 Minuten.

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Große Namen, tolle Ausstattung, dazu noch eine Verbeugung vor einem Genreklassiker, was kann da schon schief gehen? Das dachten wohl auch die Leute hinter „Mortdecai“ und gaben sich deshalb mit einer Schmalspurgeschichte und wenigen Gags zufrieden. Das ist zwar insgesamt irgendwie nett, aber kaum erwähnenswert, die Krimikomödie bleibt deutlich unter ihren Möglichkeiten.
5
von 10