Mutant Aliens
© Anolis

(„Mutant Aliens“ directed by Bill Plympton, 2001)

Mutant AliensEine Übersicht über empfehlenswerte sowie ungewöhnliche Animationsfilme und –serien der letzten Jahrzehnte wäre ohne ihn einfach nicht vollständig: Bill Plympton. Und so ist Teil 57 unseres fortlaufenden Specials einem der wenigen seiner Filme gewidmet, die es bis nach Deutschland geschafft haben.

Ganz Amerika schaut Astronaut Earl Jensen zu, als er zu seiner großen Weltraummission aufbricht. Was weder er noch das Publikum ahnen: Jensen soll sein Ziel gar nicht erreichen, dafür hat der skrupellose Dr. Frubar gesorgt. Wenn der Weltraumheld im All verloren geht, vorher aber noch eine bewegende Abschiedsrede hält, werden die Spendengelder für Frubars Forschungen nur so fließen – so der Plan. Und zunächst sieht es auch danach aus, als ob dieser in Erfüllung gehen würde. Doch 20 Jahre später kehrt der vermisste Jensen plötzlich zur Erde zurück und hat eine ganz unglaubliche Geschichte im Gepäck.

Sechs Animationsfilme, drei Realfilme, zahlreiche Kurzfilme, dazu Musikvideos und Werbefilme – Müßiggang lässt sich Bill Plympton eher nicht vorwerfen, zumal er bei seinen Animationsgeschichten ohne große Studios arbeitete, vieles selbst übernehmen musste. Wer auf der deutschen Amazon-Seite nach seinem Namen sucht, würde seine hohe Produktivität jedoch kaum vermuten: Gerade einmal zwei seiner Filme wurden hierzulande veröffentlicht, das wunderbar groteske Idiots and Angels und eben Mutant Aliens. Warum gerade diese beiden Titel, darüber lässt sich nur spekulieren, zumindest Letzterem dürfte aber geholfen haben, dass er seinerzeit beim Fantasy Filmfest lief.

Tatsächlich enthält Mutant Aliens vieles, was beim berüchtigten Genrefestival immer gut ankommt: Sex, Gewalt, absurder Humor, gefährliche und bizarre Kreaturen. Für eine interessante Geschichte hat es dabei jedoch leider nicht gereicht. Zumindest nicht so ganz. Witzige Einfälle hatte Plympton zweifelsfrei, die Handlung nimmt später auch eine überraschende Wendung. Und seine Wesen sind so skurril, dass niemand ernsthaft dem großen Animationskünstler seinen Kultstatus streitig machen wollte. Nur verlässt sich der Amerikaner hier zu sehr darauf, vertraut auf die Wirkung seiner Figuren, anstatt sie auch in einen spannenden Rahmen packen zu wollen. Vor allem die erste halbe Stunde krankt schon sehr daran, dass bis auf einen recht derben und mäßig witzigen Humor nicht viel geboten wird – und das ist bei einem gerade mal 70 Minuten langen Film keine übermäßig gute Idee. An manchen Stellen wird der Ton etwas satirischer, meistens aber ist Mutant Aliens recht albern und pubertär.

Wenn Mutant Aliens trotz seines mitunter dürftigen Inhalts für jeden Animationsfan einen Blick wert sein sollte, dann liegt das neben den besagten kuriosen Aliens vor allem an Plymptons unverkennbarem optischem Stil. Wo andere auf einen möglichst perfekten Look Wert legen, glatt gebügelt und ohne Ecken, ist das hier deutlich rauer, unfertiger, impressionistischer: Die mit starken Schraffuren versehenen Zeichnungen sehen mehr nach Storyboard aus, weniger nach einem finalen Produkt. Und auch die witzigen, relativ rudimentären Animationen geben so gar nichts auf das gängige Schönheitsideal. Wer etwas andere, „erwachsene“ Zeichentrickfilme schätzt, sollte die DVD allein schon der ungewöhnlichen Bilder wegen sein eigen nennen, zumal sie auch ziemlich günstig zu haben ist. Im direkten Vergleich ist Idiots and Angels jedoch der stärkere Film, bietet zusätzlich zu der reizvollen, eigenwilligen Optik auch einten interessanten Inhalt.



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Vorsicht, seltsame Aliens! An skurrilen Einfällen mangelt es Bill Plympton in „Mutant Aliens“ nicht, dazu gibt es seine unverkennbare, raue Optik. Inhaltlich ist der Film jedoch weniger interessant, verlässt sich gerade in der ersten Hälfte zu sehr auf derben, mäßig komischen Humor.
6
von 10