(„Project: Babysitting“ directed by Philippe Lacheau and Nicolas Benamou, 2014)
Seit Langem schon träumt Franck (Philippe Lacheau) davon, als Comiczeichner zu arbeiten. Bei einem Verlag ist er zwar gelandet, aber anders als erhofft: Sein Platz ist der Empfang, nicht die Kreativabteilung. Und auch der Versuch, den Verlagschef Marc Schaudel (Gérard Jugnot) von seinen Zeichenkünsten zu überzeugen, schlägt fehl, dafür darf Franck am Abend Babysitter für dessen Sohn Remy (Enzo Tomasini) spielen. Für den verhinderten Künstler ist das eine Katastrophe, nicht nur weil der Junge ein absoluter Alptraum ist, sondern auch weil er damit seine eigene Geburtstagsparty zum 30. verpasst. Dabei können seine Freunde Alex (Julien Arruti) und Sam (Tarek Boudali) nicht tatenlos zusehen, denn gefeiert werden muss dieser Tag – koste es, was es wolle.
Ein netter, nur wenig durchsetzungsstarker Mann muss sich um ein respektloses, wildes Kind kümmern, da weiß der erfahrene Zuschauer, was ihn zu erwarten hat: viel Chaos, viele Streiche, viel Verzweiflung. Doch so ganz hält sich Project: Babysitting nicht an diese Erwartungen. Tatsächlich ist nach etwa einer Viertelstunde der Kampf Junge gegen Babysitter bereits entschieden, als die Schaudels verfrüht in ihr Haus zurückkehren, alles in Trümmern vorfinden, von Remy und Franck jedoch keine Spur zu sehen ist. Als eine in der Nacht benutzte Kamera die Geschehnisse Revue passieren lässt, wird klar, dass hier nicht Satansbraten oder Dennis die Inspiration lieferten, sondern ganz andere populäre Filme Pate standen.
So erinnert die nachträgliche Rekonstruktion einer verheerenden Nacht an Hangover, die Partyexzesse könnten aus Project X stammen, das Stilmittel der Kameraaufnahmen kennt man aus Found-Footage-Filmen à la Paranormal Activity oder Blair Witch Project – nur dass Project: Babysitting eben kein Horrorfilm ist, sondern eine Komödie. Innerhalb dieser ungewöhnlichen Kombination wird es jedoch deutlich gewöhnlicher, denn weder die Figuren noch die Szenen sind sonderlich neu. Ob nun Lieblingsautos zu Schrott gefahren werden, das Haustier dran glauben muss oder Kunstwerke zur Zielscheibe von Spott und Vandalismus werden, das hat man alles schon einmal gesehen.
Spaßig ist der französische Film aber auch dann. Wer empfindet schließlich kein Vergnügen dabei, wenn nach und nach der Besitz eines reichen, selbstbezogenen Schnösels demoliert wird und Leute von einer absurden Situation in die nächste schlittern? Sehr schön ist auch, wie es für Schaudel immer wieder zu peinlichen Momenten kommt, als er sich das Video zusammen mit der Polizei anschaut. Zum Schluss wird es etwas unnötig rührselig, zwischendurch gibt es auch kleinere Hänger, insgesamt ist das Regiedebüt von Philippe Lacheau, der auch am Drehbuch mitschrieb und die Hauptrolle spielte, aber gelungen und bietet gute Unterhaltung für zwischendurch.
Warum Project: Babysitting hierzulande der Kinostart verwehrt wurde und direkt auf DVD erscheint, ist da nicht ganz verständlich, wenn man bedenkt, dass französische Komödien in den letzten Jahren eine Menge Geld in die hiesigen Kassen spülten. Hinzu kommt, dass der Film in der Heimat mit über zwei Millionen Besuchern zu einem veritablen Erfolg wurde. Aber vielleicht klappt es – gute Verkaufszahlen vorausgesetzt – ja beim Nachfolger Ab in den Dschungel mit dem Kinostart, der Anfang des Jahres angekündigt wurde. Sollte der ähnlich gut werden wie Teil eins, dann hätte er das definitiv verdient.
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