Emily Boynton (Piper Laurie) als bösartiges Biest zu bezeichnen, wäre noch geschmeichelt, wo sie nur kann, liebt es die Witwe eines Gefängnisbesitzers, anderen das Leben zur Hölle zu machen. Sie schreckt nicht einmal davor zurück, den Familienanwalt Jefferson Cope (David Soul) zu erpressen, das letzte Testament ihres Mannes verschwinden zu lassen und so die Stiefkinder Lennox (Nicholas Guest), Raymond (John Terlesky) und Carol (Valerie Richards), die eigene Tochter Ginevra (Amber Bezer) und Lennox’ Frau Nadine (Carrie Fisher) leer ausgehen zu lassen. Und die Zahl ihrer Gegner wird nicht unbedingt kleiner: Als die wohlhabende Frau mit den anderen nach Israel reist, bringt sie auch die englische Parlamentsabgeordnete Lady Westholme (Lauren Bacall) und die Ärztin Sarah King (Jenny Seagrove) gegen sich auf. Und zumindest bei einer oder einem davon scheint sie damit eine Grenze überschritten zu haben, denn der verhasste Despot wird plötzlich ermordet aufgefunden. Doch wer könnte das getan haben? Zum Glück ist der belgische Detektiv Hercule Poirot (Peter Ustinov) vor Ort. Und der lässt sofort seine kleinen grauen Zellen für sich arbeiten.
Ende einer Krimi-Ära
Alles Gute muss einmal ein Ende haben: Nachdem Peter Ustinov schon in den beiden Kinofilmen Tod auf dem Nil und Das Böse unter der Sonne sowie drei Fernsehfilmen (Mord à la Carte, Tödliche Partys, Mord mit verteilten Rollen) Hercule Poirot gespielt hatte, schlüpfte er in Rendezvous mit einer Leiche zum letzten Mal in die Rolle des belgischen Meisterdetektivs. „Schade“, wird sich da so mancher Krimi-Fan gedacht haben. „Na endlich“, der Rest. Tatsächlich setzt der Abschluss der Reihe auf die bewährte Formel, ohne ihr etwas hinzuzufügen oder auch so gut zu sein wie die Vorgänger.
Dabei finden Liebhaber der Romane von Agatha Christie hier vieles, was die anderen Verfilmungen so stark gemacht hat: exotische Kulissen, viele bekannte Gesichter und noch mehr Verdächtige, aus denen man beim Mitraten aussuchen kann. Aber es ist dann doch alles eine Spur kleiner hier, die Ausstattung ist nicht ganz so verschwenderisch, die Besetzung nicht so absurd hochkarätig. Vor allem aber gibt es hier weniger zu lachen. Ustinov war die Rolle des überheblichen Detektivs inzwischen in Fleisch und Blut übergegangen, entsprechend routiniert ist seine Darstellung hier. Aber auch ein klein wenig lustlos. Noch schlimmer sieht es beim Rest des Ensembles aus, das im Vergleich zum Kuriositätenkabinett der beiden anderen Kinofilme doch recht blass und nichtssagend bleibt.
Grundsolider Fall
Unter dieser Betulichkeit verbirgt sich dabei ein grundsolider Fall der englischen Krimikönigin. Ganz so spektakulär, wie man es aus den sonstigen Verfilmungen kennt, ist die Auflösung nicht, was man gut oder schlecht finden kann, schließlich waren die oft an den Haaren herbeigezogenen Tathergänge reizvoll und lächerlich zugleich. Da ist Rendezvous mit einer Leiche deutlich realistischer, aber auch weniger befriedigend, sollte man über den Mörder gestolpert sein. Das Rätsel selbst zu lösen, ist jedoch ohnehin nicht übermäßig wahrscheinlich, denn dieses Mal wird schon sehr an Indizien gespart. Auch große Ereignisse oder weitere mysteriöse Todesfälle braucht man nicht zu erhoffen.
Ansonsten entspricht hier alles dem Standard: Eine Gruppe von Personen, die alle einen Grund haben, eine bestimmte Person umbringen zu wollen, finden sich mehr oder weniger zufällig am selben Ort ein. Möglichkeiten und Motive gibt es also en masse, und damit Anlass zu Raten. Wer klassische, actionfreie Whodunnits mag und bei einer Leiche automatisch die eigenen grauen Zellen anwirft, der darf auch Ustinovs letzten Auftritt in seine Sammlung aufnehmen. Im direkten Vergleich waren andere Christie-Filme jedoch stärker.
OT: „Appointment With Death“
Land: USA
Jahr 1988
Regie: Michael Winner
Drehbuch: Peter Buckman, Anthony Shaffer, Michael Winner
Vorlage: Agatha Christie
Musik: Pino Donaggio
Kamera: David Gurfinkel
Besetzung: Peter Ustinov, Lauren Bacall, Carrie Fisher, Piper Laurie, Amber Bezer, David Soul, Jenny Seagrove, John Terlesky, Nicholas Guest, Valerie Richards
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