Ted

Ted

(„Ted“ directed by Seth MacFarlane, 2012)

TedAls der kleine John zu Weihnachten einen Teddybären geschenkt bekommt, wünscht er sich nichts sehnlicher, als dass dieser lebendig und für immer sein Freund wird. Und tatsächlich wird ihm eben dieser Wunsch erfüllt, das sprechende Spielzeug Ted avanciert zur Mediensensation. 25 Jahre später ist von dem Ruhm zwar nichts mehr übrig, noch immer aber gehen John (Mark Wahlberg) und Ted durch dick und dünn. Johns Freundin Lori (Mila Kunis) ist davon jedoch weniger begeistert, sich ihren Partner mit einem Plüschbären teilen zu müssen. Und so stellt sie ihn vor die Wahl: Entweder er trennt sich von Ted und wird endlich erwachsen oder aber er darf sich eine neue Freundin suchen.

Ob renommierte Regisseure oder bekannte Schauspieler, in den letzten Jahren entdeckte Hollywood, dass man mit Fernsehserien viel größere, komplexere Geschichten erzählen kann, manch einer erlebte durch den Formatwechsel sogar seinen zweiten Frühling. Seth MacFarlane, Schöpfer der Zeichentrickserien American Dad und Family Guy, ging den umgekehrten Weg und feierte gleich mit seinem Debüt Ted einen massiven Überraschungserfolg: 50 Millionen kostete seine Komödie um eine ungewöhnliche Freundschaft, am Ende spielte sie mehr das das Zehnfache ein. Warum, darüber lässt sich jedoch nur spekulieren.

Ein Tabubruch sei Ted, war damals häufiger zu lesen, wo sonst sieht man schließlich einen knuddeligen Teddybären fluchen, kiffen und poppen? Natürlich ist der Anblick absurd, wodurch MacFarlanes Filmdebüt auch seinen Reiz bezieht. Aber Peter Jackson hatte ähnliches in seiner Puppengroteske Meet the Feebles vor mehr als 20 Jahren schon einmal gemacht und war dabei deutlich provokativer gewesen. Im Vergleich dazu begnügt man sich hier mit sehr viel zahmeren Witzen, schließlich will man das breite Publikum nicht vergraulen. Das mag MacFarlanes eigener Wunsch gewesen sein oder der des geldgebenden Studiomultis Universal Pictures, so oder so orientiert man sich hier deutlich mehr am Mainstream, als es Jackson einst getan hat. Und auch mehr, als man es von den Kultzeichentrickserien gewohnt ist.

Aber auch an anderer Stelle verließ sich MarFarlane zu sehr auf Bewährtes, anstatt seine eigene Kreativität ein bisschen auszuspielen. Nimmt man die ungewöhnliche Vorgeschichte einmal weg, dass hier der beste Freund eben ein Plüschtier mit Knopfaugen ist, bleibt eine sehr gewöhnliche Komödie über den allseits beliebten Kampf „Freunde gegen Freundin“. Und das ist weder besonders einfallsreich, noch besonders lustig. Vor allem die Nebenhandlung um Loris überheblichen und liebestollen Boss Rex (Joel McHale) zieht sich mitunter deutlich, zum Ende hin badet sich der Film sogar in Klischees.

Dass da mehr drin gewesen wäre, zeigt Ted gleich zu Beginn, als auf das gewollt kitschige Weihnachtsfest eine Reihe mediensatirischer Spitzen kommen. Doch von denen bleibt später kaum etwas übrig, allenfalls bei den immerhin amüsanten Passagen um Teds Langzeitstalker Donny (Giovanni Ribisi) ist noch ein Hauch davon zu spüren. Die restliche Zeit verlässt man sich darauf, dass ein unflätiger Bär allein schon ausreicht, um das Publikum zum Lachen zu bringen, dazu gibt es derben Humor, der aber zu einseitig ist, um es mit ähnlich gelagerten Komödien wie Das ist das Ende oder The Interview aufnehmen zu können. Am besten fährt noch, wer die vielen Anspielungen von Popkulturfan MacFarlane zuordnen kann. Aber selbst damit reicht es gerade mal so fürs Mittelmaß.



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Ein Mann und sein unflätiger Bär müssen erwachsen werden, sonst ist die Freundin weg. Das Drumherum ist originell, der Inhalt selbst ist es nicht. Das satirische Potenzial wird kaum genutzt, der Humor zu einseitig, zahm und einfallslos, stattdessen gibt es eine Geschichte, die man schon unzählige Male gehört hat. Dank der vielen Anspielungen ist „Ted“ immerhin nett, insgesamt wäre da aber deutlich mehr drin gewesen.
5
von 10