(„The Loft“ directed by Erik van Looy, 2014)
Was ein guter Freund ist, der teilt mit dir alles: Bier, Fußball, schöne Erfahrungen, weniger schöne Erfahrungen. Und manchmal auch ein großes Geheimnis, wie es bei Chris (James Marsden), Luke (Wentworth Miller), Vincent (Karl Urban), Filip (Matthias Schoenaerts) und Marty (Eric Stonestreet) der Fall ist, denn die nutzen gemeinsam ein luxuriöses Loft, um auch abseits der ehelichen Pflichten ein bisschen Freude im Bett zu haben. Mit der ist es jedoch schlagartig vorbei, als sie eines morgens in ihrem Geheimversteck eine tote Frau auffinden. Niemand kennt sie, keiner kann sagen, was sie hier wollte. Und schlimmer noch: Nur die fünf haben einen Schlüssel zu der Wohnung, weshalb es dem Quintett auch bald dämmert, dass einer von ihnen etwas mit der Sache zu tun haben muss.
Über den Sinn amerikanischer Remakes erfolgreicher europäischer Filme kann man sich ja immer streiten, umso mehr, wenn der Regisseur in beiden Versionen derselbe ist. Wird er das im Idealfall höhere Budget nutzen, um seine damalige Vision der Geschichte besser umsetzen zu können? Oder begnügt er sich damit, sie einfach noch ein zweites Mal erzählen zu wollen? Im Fall von The Loft trifft eindeutig Letzteres dazu: Ob Plot, Figuren oder Dialoge, Erik van Looy ändert im Vergleich zu seinem belgischen Kassenschlager Loft – Tödliche Affären fast gar nichts, mit Matthias Schoenaerts darf sogar sein inzwischen international gefragter Landsmann seine Rolle von einst erneut spielen. Unterschiede gibt es daher nur in Details: Alles ist noch ein bisschen schicker, die Darsteller ein wenig attraktiver. Dafür ist man dieses Mal etwas züchtiger, wohl aus Rücksicht aufs amerikanische Publikum.
Damit treffen dann im Großen und Ganzen dieselben Kritikpunkte des Originals auch auf die Neufassung zu, positive wie negative. Was The Loft nach wie vor sehr gut gelingt ist der Spannungsaufbau. Ab dem Moment, in dem klar wird, dass einer der fünf an dem Tod irgendwie beteiligt gewesen war, darf in bester Krimimanier drauflos geraten werden, welcher es war und was genau vorgefallen ist. Was den Film von anderen unterscheidet ist, dass es hier keinen Ermittler gibt, der als Hauptfigur Licht ins Dunkle bringen muss. Stattdessen sind die fünf Protagonisten Detektiv und Hauptverdächtiger zugleich. Und auch die Art und Weise, wie neue Hinweise gestreut werden, ist durchaus geschickt, immer wieder wechselt der Film die Zeitebene, erklärt durch Rückblenden die Hintergründe mancher Taten.
Richtig nachvollziehbar sind die aber auch auf Englisch nicht geworden. Und so ist trotz Sprach- und Drehortwechsel eine Geschichte das größte Manko geblieben, die zwar interessant beginnt, zum Ende hin beim Versuch, Wendungen ohne Ende einzuführen, jedoch komplett entgleist. Wer Überraschungen in Filmen als eine Tugend empfindet, wird vermutlich Freude an The Loft haben, wo vieles dann doch anders ist, als es zunächst den Anschein hat. Wer aber zusätzlich den Anspruch erhebt, dass das Gezeigte glaubwürdig ist, dessen Urteil dürfte nicht ganz so gnädig ausfallen. Dass man bis zum Schluss nicht versteht, warum die fünf überhaupt miteinander befreundet sind – wirklich sympathisch ist kaum eine Figur hier – ist ebenso wenig hilfreich. Ordentlich ist der Thriller insgesamt schon, sofern man das Original nicht gesehen hat und eine Vorliebe für Whodunnits hat, kann man sich hiermit gut die Zeit vertreiben. Kennt man die Auflösung durch die belgische Vorlage oder auch dessen niederländisches Remake bereits, braucht es die US-Version eher nicht.
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