(„V/H/S“ directed by various, 2012)
Liebhaber des Found-Footage-Stilmittels konnten sich in den letzten Jahren so gar nicht über einen mangelnden Nachschub beklagen, Horroranthologien erfreuten sich schon in den 80ern großer Beliebtheit. Wenn dann beides zusammenkommt, verspricht das nicht unbedingt ein Kreativitätsfeuerwerk. Dass V/H/S – Eine mörderische Sammlung dennoch so viele Anhänger fand, dass mit S-V/H/S und V/H/S Viral bereits zwei Fortsetzungen erschienen, dürfte zum einen daran liegen, dass der Krissellook der VHS-Kassetten jedem das Herz erwärmte, der selbst mit den inzwischen ausgestorbenen Videokassetten aufgewachsen ist. Außerdem waren hier nicht irgendwelche Nobodys verantwortlich, mit Adam Wingard (You’re Next, The Guest) und Ti West (The Innkeepers, The Sacrament) sind immerhin zwei der am meistgehypten Genreregisseure der letzten Jahre mit an Bord.
Qualitativ macht sich das jedoch weniger bemerkbar, weder wird der Mechanismus des Found Footage für optische Innovationen genutzt, noch gibt es hier übermäßig spannende Geschichten – V/H/S bietet insgesamt durchschnittliche Genrekost, mal ein bisschen mehr, mal ein bisschen weniger. Wingards Tape 56 etwa, der die Rahmenhandlung einer Gruppe Jugendlicher erzählt, die auf der Suche nach einem bestimmten Video sind, bietet nur gelegentlich einprägsame Momente, ist als Einzelwerk schnell vergessen. Und auch Wests Second Honeymoon über ein Pärchen auf Reisen ist eher enttäuschend, kann zwar einen doch überraschenden Twist vorweisen und ein, zwei verstörende Ideen, wird dem großen Namen jedoch kaum gerecht. Joe Swanberg, der dritte semibekannte Regisseur, hat mit The Sick Thing That Happened to Emily When She Was Younger die ungewöhnlichste Geschichte der drei zu erzählen – eine Frau berichtet ihrem Freund von seltsamen Schwellungen an ihrem Arm –, ist visuell jedoch eintönig und hat zudem mit Found Footage nicht wirklich etwas zu tun.
Einen besseren Eindruck hinterlassen die drei Newcomer in der Runde. Amateur Night von David Bruckner folgt drei Freunden, die mit einer in einer Brille montierten Kamera einen heimlichen Amateurporno drehen wollen. Dass das komplett schiefgeht, ist bei einem Horrorfilm zu erwarten. Und auch die Schuldige ist schnell gefunden: Lily, eine wortkarge Zufallsbekanntschaft mit den Augen eines wilden Tieres. Die Geschichte braucht ein wenig, bis sie in Schwung kommt, immerhin wird die mobile Kamera aber für einige paranoide oder auch ungewöhnliche Perspektiven genutzt, die den Zuschauer im Dunkeln lassen, was denn da eigentlich passiert.
Auch bei Tuesday the 17th von Glenn McQuaid bleibt vieles undurchsichtig, wenn ein Campingausflug einer Gruppe Jugendlicher im befürchteten und sehr blutigen Desaster endet. Die inhaltliche Idee ist rudimentär, aber ausreichend und wird vor allem durch die vielleicht spannendsten Bildeffekte der Sammlung ergänzt. Das und der stimmungsvolle Abschlussfilm 10/31/98 des Kollektivs Radio Silence über einen Halloweenausflug in ein Geisterhaus bleiben insgesamt dann auch am positivsten in Erinnerung. Da die sechs Filme insgesamt recht kurz sind, selbst die langweiligeren Passagen also nicht lange dauern, kann man sich den Beitrag des 2012er Fantasy Filmfests durchaus mal in der Videothek ausleihen, besser als 22 Ways to Die und German Angst ist die Kollektion allemal – wenngleich das nicht viel zu bedeuten hat.
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