Die wundersamen Abenteuer des Robinson Crusoe
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Die wundersamen Abenteuer des Robinson Crusoe

(„Dobrodružství Robinsona Crusoe, námorníka z Yorku“ directed by Stanislav Látal, 1982)

Die wundersamen Abenteuer des Robinson CrusoeBekannte Geschichten neu erzählen zu wollen, ist nie eine einfache Aufgabe. Dass es manchmal dafür schon reicht, eine ganz eigene Optik zu wählen, beweist Teil 63 unseres fortlaufenden Animationsspecials.

Wenn es nach seinen Eltern ginge, Robinson Crusoe wäre wie sein Vater Kaufmann geworden. Doch den ganzen Tag zu Hause sitzen und Geld zählen, so richtig verlockend war das nicht für den jungen Mann. Und so trieb es ihn schon früh nach draußen, raus auf die wilde See. Selbst als er von Piraten aufgegriffen wird und als Sklave im Orient dienen muss, auf seinen Tatendrang hat das keinen wirklichen Einfluss. Dann jedoch gerät auf einer erneuten Fahrt sein Schiff in Seenot und er strandet, nur in Begleitung seines treuen Hundes, auf einer einsamen Insel.

Auch wenn Inhalt und Stil eher einfacherer Natur waren, so war der 1719 erschienene Roman „Robinson Crusoe“ von Daniel Defoe doch ein Meilenstein der englischen Literaturgeschichte, dessen Spuren noch heute zu finden sind – etwa in der beliebten Frage: „Was würdest du auf eine einsame Insel mitnehmen?“. In einer Mischung aus Abenteuer-Eskapismus und Belehrung – die Zuwendung zu Gott und dem Christentum spielt eine große Rolle – erzählt der Roman von fremden Ländern, aber auch von Isolation und Einsamkeit, von dem Überlebenskampf mit einer wilden Natur und mit sich selbst.

Dass eine solche Geschichte prädestiniert für Filmadaptionen ist, versteht sich von selbst, weshalb es im Laufe der Jahrzehnte auch unzählige Versuche gab. Eine der interessantesten stammt aus Tschechien, genauer von Stanislav Látal, der sich wie so viele seiner Landsmänner der inzwischen größtenteils vergessenen Kunst des Stop-Motion-Films gewidmet hat. Das tat er auch hier, zum Teil zumindest: Während die Gegenwart mit Puppen erzählt wird, griff der Regisseur bei den zahlreichen Rückblenden oder auch in den Traumsequenzen auf Zeichentrickaufnahmen zurück.

Während Letztere auch durch die bräunliche Farbgebung ein wenig entrückt wirken, sind gerade die handgestalteten und –bewegten Szenen wundervoll geworden, detailreich, liebevoll ausgestattet und auch überraschend gut animiert. Natürlich ist das für heutige Kinder ein kurioser Anblick, wenn Plastikfolien Wasserbewegungen symbolisieren und nicht etwa der Computer zum Einsatz kommt. Doch auch das unterstützt in den Eindruck, in eine fremde Welt gereist zu sein, die grundsätzlich realistische Darstellung in Die wundersamen Abenteuer des Robinson Crusoe ist zugleich immer märchenhaft.

Inhaltlich orientierte man sich eng an der Vorlage, erzählte dieses Mal im Gegensatz zu vielen Adaptionen aber auch längere Passagen vor und nach dem berühmten Inselaufenthalt Crusoes. Das ist insofern erstaunlich, weil die vier Folgen der Miniserie jeweils rund 23 Minuten lang sind, also gar nicht viel Platz boten. Einige Ereignisse fielen deshalb auch der Schere zum Opfer, andere sind relativ knapp gehalten – das Gefühl, Jahre in Gefangenschaft und auf der Insel verbracht zu haben, will sich trotz einer sich verändernden Crusoe-Puppe nie so richtig einstellen. Vielmehr hat Die wundersamen Abenteuer des Robinson Crusoe immer etwas Zeitloses an sich, auch wegen der ruhigen, unaufgeregten Erzählweise.

Dafür ist die zeitliche Einordnung der Serie nicht sonderlich schwierig, der Musik wegen: Wenn Schlager- und Synthieklänge aufeinandertreffen, dann wissen Zeitgenossen bereits, dass wir zurück in die 80er gereist sind. Nostalgieempfängliche Zuschauer werden deshalb an der deutsch-tschechischen Koproduktion mit am meisten Freude haben. Aber auch die ursprünglich anvisierte jüngere Zielgruppe darf hier trotz der altmodischen Optik und mancher altmodischer Nebenhandlungen (Stichwort: Kannibalen) fantastische, streckenweise zu Herzen gehende Abenteuer erleben und manches über die Weltansichten des 17. Jahrhunderts, aber über ganz existenzielle Themen wie Tod und Einsamkeit erfahren. Abgerundet wird das Geschehen durch kleinere humorvolle Passagen, die witzig gestalteten tierischen Begleiter haben nichts von ihrem Charme verloren.



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„Die wundersamen Abenteuer des Robinson Crusoe“ hält sich eng an die berühmte Romanvorlage und erzählt diese recht gestrafft, aber doch ruhig in vier Episoden. Während inhaltlich also alles beim alten blieb, besticht die Serie durch einen sehr schönen Mix aus liebevollen Stop-Motion- und seltsam entrückten Zeichentrickpassagen.
7
von 10