(„Focus“ directed by Glenn Ficarra and John Requa, 2015)
Nicky Spurgeon (Will Smith) ist ein Trickbetrüger. Er hat eine Art Unternehmen mit Dutzenden von Mitarbeitern aufgebaut. Diese machen alles – von Taschendiebstahl bis hin zum Kreditkartenbetrug. Dies klappt nur mit einem perfekt aufeinander abgestimmten Team. Zu diesem möchte nun auch Jess (Margot Robbie) gehören. Nicky nimmt die junge, attraktive Blondine in sein Team auf. Diese fügt sich nicht nur nahtlos in das perfekt geschmierte Uhrwerk ein, sondern schafft es auch, dem sonst lieber auf Abstand bleibenden Nicky den Kopf zu verdrehen. Dieser scheint für etwas Ernsthafteres aber noch nicht bereit zu sein, weshalb er die Beziehung beendet – beruflich und privat.
Drei Jahre später: Nicky befindet sich in Buenos Aires, um für den Motorsport-Teamchef Rafael Garríga (Rodrigo Santoro) ein rivalisierendes Team zu betrügen. Blöderweise befindet sich Garríga in einer Beziehung mit Jess, was Nicky wiederum völlig aus der Bahn wirft. Nun versucht er nicht nur den Job durchzuziehen, sondern auch das Herz seines ehemaligen Schützlings wieder für sich zu gewinnen.
So richtig kann sich Focus zu keinem Zeitpunkt entscheiden, ob er nun eine Romanze oder ein Heist-Movie sein will. Mal versucht er das Eine zu sein, mal das Andere und an einigen Stellen möchte er gerne beides zusammen sein. So wirklich gut gelungen ist dieser Wechsel nur gegen Ende des Films, indem dieser geschickt den Fokus des Betrachters vom eigentlichen Ziel wegzieht. Als Zuschauer hat man somit keine Zeit, sich Gedanken über den finalen Coup zu machen, sodass man am Ende zwangsläufig überrascht werden muss. Leider sind die letzten par Minuten ein ganz klarer Fall von: Zu viel gewollt. Ein Twist jagt den nächsten und gerade wenn man versucht einen zu verstehen, kommt schon der nächste um die Ecke. Am Ende weiß man gar nicht mehr, was man nun glauben soll, da man innerhalb kürzester Zeit mit zu vielen (zum Teil falschen) Informationen gefüttert wurde.
Ansonsten macht der Film eine ganz gut Figur, vor allem nach außen hin. Die Schauplätze sind vom allerfeinsten. Sei es nun eine schicke Hotelbar, eine Loge im Mercedes-Benz Superdome während des Super Bowls oder eine Formel-Rennstrecke. Alles teuer, bunt und schön anzusehen. Doch eine hübsche Fassade reicht bei einem Film nicht aus. Er muss auch im Inneren, was Handlung und Figuren angeht, überzeugen können. Und auf dieser Ebene, muss man als Zuschauer bei Focus einige kleinere Abstriche machen. Das soll jetzt nicht heißen, dass der Film auf dieser Ebene total versagt hat, doch restlos überzeugen, konnte er auf dieser nicht. Die Dialoge sind beispielsweise ganz witzig mit anzuhören, bleiben einem aber auch nicht für längere Zeit im Gedächtnis.
Selbes gilt für die Figuren. Richtig schlau wird man aus diesen nicht. Heißt zwar einerseits, dass man sich nicht so richtig auf sie einlassen kann, da man nicht wirklich erkennt, wie sie denn nun ticken. Andererseits können sie einen aber auch immer wieder überraschen. Dass der Film sich außerdem, wie schon erwähnt, nicht richtig entscheiden kann, was für einem Genre er denn nun hauptsächlich angehören will, hat ebenfalls zur Folge, dass die Romanze zwischen Nicky und Jess sehr oberflächlich gehalten ist und den Zuschauer zu keinem Zeitpunkt richtig packen kann. Trotzdem schafft es Focus vor allem in der ersten Hälfte den Zuschauer bestens zu unterhalten und mit einem grandiosen Twist aufs Glatteis zu führen. Leider fehlt in der zweiten Hälfte ein wenig die Konsequenz, sodass man nicht so richtig weiß, was die Handlung denn nun erzählen will und was ihr Ziel ist. Dennoch findet man dann kurz vor dem Ende auf den richtigen Weg zurück, und wenn man den endlosen Twist-Auflösungs-Marathon über sich hat ergehen lassen, wird man mit einem ganz süßen Ende belohnt.
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