(„The Age of Adaline“ directed by Lee Toland Krieger, 2015)
Adaline Bowman (Blake Lively) war gerade einmal 29 Jahre alt, als sie 1935 nach einem Unfall aufhörte zu altern. Seither lebt sie allein, wechselt alle paar Jahre Wohnort und Identität, abgesehen von ihrer Tochter Flemming (erst Cate Richardson, später Ellen Burstyn) durfte niemand etwas von ihrem Geheimnis erfahren. Aus dem Grund mied sie auch nähere menschliche Kontakte – bis zu dem Tag, an dem sie Ellis Jones (Michiel Huisman) kennenlernt. Ihre Abweisungen ignorierend umgarnt sie der gutaussehende Philanthrop, nach einigem Zögern gibt Adaline auch nach und lässt sich sogar dazu überreden, ein Wochenende bei seinen Eltern William (Harrison Ford) und Kathy (Kathy Baker) zu verbringen. Doch damit wird die Geschichte erst richtig kompliziert.
Für immer 29 Jahre zu sein? Da dürfte so manche(r) erst einmal begeistert „ja!“ schreien. Aber wie wünschenswert ist das wirklich, nicht zu altern, ewig zu leben, während um einen herum alle sterben? Thematisiert wurde das Problem schon häufiger in Filmen, meist aber in Zusammenhang mit Vampiren, die plötzlich amouröse Gefühle für Menschen entwickeln. Von denen ist in Für immer Adaline weit und breit nichts zu sehen, ebenso wenig von anderen Fabelwesen und Monstern. Und doch reisen wir hier in die Welt der Phantastik, nicht nur der unglaublichen Prämisse wegen – die hier zwar pseudowissenschaftlich erklärt wird, aber nicht wirklich versucht, plausibel zu sein –, sondern auch der märchenhaften Inszenierung wegen.
Wunderschön ist der Einstieg, in der ein unbekannter Erzähler im Schnellverfahren die Vorgeschichte wiedergibt, begleitet von kunstvollen Bildern und einer verträumten Musik. Später wird diese entrückte Atmosphäre zwar wieder aufgegeben, zu sehen gibt es aber dennoch mehr als genug: Die Schauspieler sind attraktiv, es gibt aufwändige Dekors aus den letzten acht Jahrzehnten, dazu passende Kleidung. Dass das designierte Paar nicht unbedingt arm ist – wobei die Hintergründe von Adalines relativem Wohlstand nie wirklich erläutert werden – hilft natürlich dabei, makellose Aufnahmen aus der Welt der Reichen und Schönen zu zeigen.
Wirklich mitreißend ist das jedoch weniger, dafür wird das an und für sich tragische Schicksal nie konsequent genug von seiner Schattenseite beleuchtet, Adalines Drama wird vorausgesetzt, nicht gezeigt. Um eine grundlegende Auseinandersetzung mit ewigem Leben geht es in Für immer Adaline aber auch nicht, stattdessen wird mit der ungewöhnlichen Ausgangssituation eine recht gewöhnliche Liebesgeschichte erzählt: Zwei unwirklich schöne Menschen begegnen sich, verlieben sich ineinander und müssen große Hindernisse überwinden, um sich am Ende doch noch in die Arme fallen zu dürfen.
Geseufzt werden darf also genug, sofern man sich zur Zielgruppe zählt. Immerhin hielt man sich mit dem Kitsch zurück, von den übertriebenen Schmierendramen eines Sparks ist der Film dann doch noch ein ganzes Stück entfernt. Erst als Ellis’ Eltern ins Spiel kommen, sollte dem Publikum wohl doch mehr geboten werden. Dabei gingen die Drehbuchautoren aber doch ein ganzes Stück zu weit, der Twist und die damit verbundenen zwischenmenschlichen Komplikation sind so billig und dick aufgetragen, dass Für immer Adaline seine vorherige Eleganz unnötig aufgibt. Dass das deutlich besser geht, zeigen die rührenden Szenen mit Adalines Filmtochter, die als einzige der tatsächlichen Emotionalität gerecht werden. Wer noch ein Sommerliebesdrama braucht, sollte den Film mögen, das Thema hätte aber doch mehr hergegeben als eine schablonenhafte Bilderbuchromanze.
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