It Follows
© Weltkino Filmverleih

It Follows

(„It Follows“ directed by David Robert Mitchell, 2014)

It Follows
„It Follows“ läuft ab 9. Juli im Kino

Das erste Mal mit dem neuen Freund zu schlafen, das sollte etwas ganz Besonderes für die 19-jährige Jay (Maika Monroe) werden. Und das wurde es auch, denn direkt im Anschluss wird sie von Hugh (Jake Weary) betäubt, gefesselt und muss von ihm erfahren, dass ihr nun ein eigenartiges Wesen folgen wird, das es auf ihr Leben abgesehen hat. Nur wenn sie nun mit jemand anderem schläft, kann sie den Fluch weitergeben, so seine Geschichte. Zunächst will Jay gar nicht glauben, was sie da hört, muss aber bald feststellen, dass das Erzählte wahr ist. Zusammen mit ihrer Schwester Kelly (Lili Sepe) und ihren Freunde Yara (Olivia Lucardi), Paul (Keir Gilchrist) und Greg (Daniel Zovatto) sucht sie nun nach einem Ausweg aus dem Schlamassel.

Wenn Teenies in Horrorfilmen Sex haben, unterschreiben sie damit normalerweise ihr Todesurteil. Denn dann dauert es nicht lange, bis der wahnsinnige Mörder um die Ecke kommt, ihnen die Kehlen durchschneidet oder auch mal in kleine Stücke hackt. Regisseur und Drehbuchautor David Robert Mitchell übernimmt diese Grundregel, wandelt sie jedoch auf eine ganz eigene, sehr originelle Weise ab. Denn die „Moral“ der Teenieslasherfilme – sei brav, enthaltsam, nimm weder Alkohol noch Drogen – funktioniert hier nicht: Hat der Infizierte keinen Sex, dann stirbt er. Damit ist It Follows Filmen wie Ring deutlich näher, wo ebenfalls ein Fluch an andere weitergegeben werden muss, um das eigene frühzeitige Ableben zu verhindern.

So wie beim japanischen Genreklassiker ist Mitchell zudem mehr an Atmosphäre gewohnt, weniger am bestialischen Abschlachten. Tatsächlich ist der Tod hier mehr eine diffuse Bedrohung, selten eine Realität: In It Follows stirbt letztendlich kaum jemand. Eigentlich dürfte das Ergebnis dann auch gar nicht wirklich spannend sein. Wie sollte auch, wenn das Böse hier in Gestalt eines normalen Menschen auftritt und so langsam läuft, dass so ziemlich jeder problemlos entkommen kann? Und was auch immer dieses Wesen ist, mehr als Laufen scheint da nicht drin zu sein. Da hat der Horrorfan schon deutlich Furchteinflößerendes gesehen.

Und doch gelingt dem amerikanischen Filmemacher bei seinem zweiten Langfilm das Kunststück, aus diesem handlungstechnisch spärlichen Szenario eine ganze Menge herauszuholen. Zum einen wäre da der Kniff, dass die unbekannte Bedrohung jede Gestalt annehmen kann, die es will, man also auch bei den Freunden auf den ersten Blick nie sicher sein kann, dass es wirklich sie sind. Zum anderen ist das Sounddesign meisterhaft: Die bedrohlich brummende Hintergrundmusik erinnert mit ihren Retro-Synthesizer-Spielereien an wohlige 80er-Jahre-Schocker zurück, als die Tricktechnik noch so einfach war, dass man eben mit anderen Mitteln das Nervenkostüm der Zuschauer bearbeiten musste. Und diese Mittel beherrscht Mitchell sehr gut – der dichte Klangteppich erinnert einen unentwegt daran, dass gleich etwas Furchtbares passieren könnte, selbst wenn es das nie tut.

Wer seine Horrorfilme gern etwas expliziter mag, könnte sich daran stören, auch Mitchells offensichtliches Desinteresse an jeglichen Erklärungen wird nicht überall positiv aufgenommen werden: Wer bei einer Bedrohung wissen muss, woher die eigentlich kommt, erfährt hier nichts. Und aus der Möglichkeit, beliebige Gestalten annehmen zu können, hätte man noch deutlich mehr herausholen können. Die meiste Zeit lässt er den gesichtslosen Verfolger als groteske Figur erscheinen, deren böse Absicht meilenweit zu sehen ist, was bei einem angeblich hoch intelligenten Wesen wohl kaum konsequent genannt werden kann. Aber auch wenn It Follows am Ende unter seinen Möglichkeiten bleibt, erinnert der originelle und atmosphärische Indiestreifen daran, dass es weder große Namen, noch aufwändige Computereffekte braucht, um Zuschauer an die Kinosessel zu fesseln, und stellt dabei mühelos lang erwartete Kollegen wie Poltergeist und Insidious: Chapter 3 in den Schatten. Wer dem Genre etwas abgewinnen kann, sollte sich die kleine Perle vom Fantasy Filmfest 2014 daher auf keinen Fall entgehen lassen.



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Sex kann tödlich sein! Das war noch nie wahrer als bei „It Follows“, wo ein Teenie nach dem Geschlechtsverkehr von einem seltsamen Wesen verfolgt wird. Viel passieren tut nicht, es gibt auch keine nennenswerten Effekte. Und doch ist die Indieperle deutlich atmosphärischer und spannender als die meisten großen Horrorfilme, auch dank seiner wunderbar bedrohlichen 80er-Jahre-Synthesizer-Musik.
7
von 10