(„Rupan Sansei“ directed by Ryûhei Kitamura, 2014)
Der Anführer ist tot, die wertvolle Halskette der Kleopatra gestohlen – das Treffen der geheimen Diebesgilde „Die Elster“ endet in einer Katastrophe. Der Meisterdieb Lupin III (Shun Oguri) will das jedoch so nicht auf sich sitzen lassen, macht sich zusammen mit seinem Schwarm Fujiko (Meisa Kuroki), dem Meisterschützen Jigen (Tetsuji Tamayama) und später auch dem Schwertkämpfer Goemon (Go Ayano) auf den Weg, Drahtzieher Michael (Jerry Yan) zu fassen und Rache zu üben. Aber das ist gar nicht so einfach: Nicht nur, dass ihre Gegner vor nichts zurückschrecken, ihnen ist auch noch Interpol-Inspektor Zenigata (Tadanobu Asano) auf den Fersen, der Lupin endlich hinter Gitter bringen will.
Fast 50 Jahre und kein bisschen leise: Als der japanische Comickünstler Monkey Punch (aka Kazuhiko Katō) 1967 das erste Mal seinen vornehmen Meisterdieb Lupin III – Enkel der berühmten Romanfigur Arsène Lupin – auf Beutezug schickte, wäre er wohl nie davon ausgegangen, dass er Jahrzehnte später immer noch Held von Serien und Filmen werden würde. Während er in seiner Heimat oder auch in Italien enorme Erfolge feierte, spielte er hierzulande jedoch keine nennenswerte Rolle. Der Grund liegt auf der Hand: Fast keins seiner Abenteuer erschien je auf Deutsch. Lediglich Das Schloss von Cagliostro dürfte Animefans ein Begriff sein, und das auch nur, weil es das Langfilmdebüt von Hayao Miyazaki von Studio Ghibli war.
Für viele wird der insgesamt dritte Realfilm um Lupin III dann auch die erste Begegnung mit dem räuberisch veranlagten Zeitgenossen sein. Ein Problem dürfte das jedoch nicht sein, denn wirkliche Vorkenntnisse braucht es hier nicht. Vielmehr ist Lupin the 3rd – wie bei vielen Comicverfilmungen in der letzten Zeit – Origin Story und Reboot in einem: Erzählt wird, wie das aus Manga und Anime beliebte Team zusammenfand, also eine Art Vorgeschichte. Dennoch werden langjährige Fans natürlich bevorzugt behandelt, gewisse Anspielungen und liebgewonnene Eigenschaften wird man nur dann zuordnen können, wenn man mit der Vorlage vertraut ist. Schön ist beispielsweise, dass das heute so altmodisch wirkende kleine gelbe Fluchtauto seinen Weg in den Film fand.
Sieht man jedoch einmal von den beliebten Figuren ab, es gibt nur wenig, was an Lupin the 3rd wirklich herausragt. Die naheliegendste Variante, aus dem Stoff einen vergnüglichen Heistmovie à la Ocean’s Eleven zu machen, stand offensichtlich nicht zur Debatte, stattdessen ist die Jagd auf die Halskette in erster Linie ein Actionfilm, der wohl mit mehr als einem Auge auf ein potenzielles Publikum im Westen schielte. Nun ist das Genre natürlich nicht weniger legitim, trotz Beteiligung von Monkey Punch selbst bleibt aber nur wenig von dem Charme des Originals zurück, das Geschehen ist austauschbar, die Geschichte langweilig, der Humor nicht wirklich zündend.
Immerhin sehen einige der Actionszenen nett aus, dank diverser durchgeknallter Nebenfiguren wird es da auch etwas skurriler. Und manchmal auch überraschend brutal, wenngleich das Gezeigte für den horrorerfahrenen Regisseur Ryûhei Kitamura (The Midnight Meat Train, No One Lives) noch recht zahm ist. Wer Filme dieser Art mag oder den Meisterdieb unbedingt mal als Realperson sehen mag, kann es mit dem hochkarätig besetzten B-Movie mal versuchen, neue Fans für die Vorlage wird Lupin the 3rd jedoch eher nicht gewinnen. Immerhin war der Film in der Heimat aber so erfolgreich, dass eine Fortsetzung bereits geplant ist. Und vielleicht arbeitet man beim nächsten Mal ja auch ein bisschen mehr am Drehbuch.
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