(„Mob City“ directed by Frank Darabont and Guy Ferland, 2013)
Einen Tausender, so viel soll der Cop Joe Teague (Jon Bernthal) von dem Stand-up-Comedian Hecky Nash (Simon Pegg) erhalten, wenn er diesen als Bodyguard zu einer Geldübergabe begleitet. Kleine illegale Geschäftchen nebenbei, das sieht Polizeichef William H. Parker (Neal McDonough) normalerweise nicht so gern. Hier macht er jedoch eine Ausnahme, denn er hofft dass der Erpressungsversuch ihn zu den drei gefährlichsten Mobstern in Los Angeles führt: Bugsy Siegel (Edward Burns), Mickey Cohen (Jeremy Luke) und Sid Rothman (Robert Knepper).
Kaum ein Gangster wurde wohl ähnlich mystifiziert, in Filmen und Büchern direkt oder indirekt verbraten, wie Bugsy Siegel, der in den 40ern Los Angeles unsicher machte und sich legendäre Kämpfe mit der Polizei lieferte. Auch Frank Darabont, Schöpfer der Kultserie The Walking Dead, kann sich rund 70 Jahre später noch für das Thema begeistern: Eigentlich war er nur zufällig am Flughafen auf das Buch „L.A. Noir: The Struggle for the Soul of America’s Most Seductive City“ von John Buntin gestoßen, verschlang es aber in nur zwei Tagen und plante anschließend, daraus eine Serie zu machen.
Wie sehr er für Sujet und Zeit schwärmt, das macht schon der Einstieg deutlich, wenn das Gangstertrio zusammen einen Getränkelaster überfällt. Stylisch, ein ausgeprägtes Schattenspiel, in einem Kinderwagen versteckte Knarren und elegante Kleidung – Mob City startet als comichaft übertriebenes Mob-Epos mit fantastischer Optik. Geld für aufwändige Produktionen gab es offensichtlich auch im weiteren Verlauf der sechs Folgen genügend, denn ob Kulissen, Ausstattungen oder Kostüme, das ist schon sehr schick. Ein bisschen zu schick vielleicht, denn das angeblich abgründige, von Verbrechen verseuchte Los Angeles glitzert selbst in dunklen Seitengassen so sehr, dass man der Serie kaum glaubt, dass sie zumindest in Teilen auf einer wahren Geschichte beruht.
Das wird jedoch nur dann zu einem Problem, wenn man von Mob City erwartet, in irgendeiner Form relevant zu sein, denn da schneidet Darabonts Traumwerk eher ernüchternd ab: Die Figuren sich recht stereotyp, es werden an jeder Straßenecke Klischees aufgetürmt – gerade auch solche, die durch andere Filme etabliert wurden –, die Dialoge wechseln von übercool zu pathetisch. Dass das Krimidrama nicht unbedingt neu erscheint, liegt also nicht nur an der zeitlichen Einordnung, sondern auch daran, was hier draus gemacht wurde. Schade ist zudem, dass das stark Stilisierte des Anfangs später wieder aufgegeben wurde, die Serie zunehmend gewöhnlicher wird.
Unterhaltsam ist Mob City dennoch, streckenweise auch spannend – vor allem zu Beginn, wenn die Vorgeschichten der Figuren durch häufige Flashbacks erzählt werden und mancher Zusammenhang erst im Nachhinein klar wird. Actionszenen dürfen natürlich auch nicht fehlen, wobei sie vergleichsweise kurz sind, immerhin an einer Stelle aber durch den ungewöhnlichen Schauplatz begeistert. Insgesamt ist es daher schön, dass die Neo-Noir-Hommage ihren Weg zu uns gefunden hat, während die Amerikaner noch immer auf eine Veröffentlichung warten. Sonderlich erfolgreich war der Ausflug in die Vergangenheit daheim aber ohnehin nicht: Die Einschaltzahlen waren enttäuschend, schon nach einer Staffel wurde die Serie abgesetzt. Da wir hier aber ausnahmsweise mal nicht mit einem Cliffhanger enden, ist Mob City für Fans historischer Gangstergeschichten trotz allem empfehlenswert.
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