(„Orange is the New Black – Season 2“, 2014)
Seit einigen Monaten schon sitzt Piper Chapman (Taylor Schilling) im Frauengefängnis Litchfield Penitentiary, um dort ihre Strafe für einen Drogengeldschmuggel abzusitzen. Im Großen und Ganzen hat sie sich damit abgefunden, eingesperrt zu sein und auch dass ihre Beziehung zu Larry (Jason Biggs) wohl vorbei ist. Für Aufregung sorgt jedoch, als sie eines nachts aus dem Schlaf gerissen und in ein anderes Gefängnis verlegt wird – ohne zu wissen, wohin und warum. Während Piper nun versuchen muss, in dem rauen Knastklima Chicagos zurechtzukommen, droht in ihrer alten „Heimat“ Ungemach: Die mehrfach vorbestrafte Yvonne „Vee“ Parker (Lorraine Toussaint) wird eingeliefert und versucht sofort, die Macht an sich zu reißen – sehr zum Ärger ihrer alten Rivalin Red (Kate Mulgrew).
Die Kritiken waren hervorragend, die Zuschauerzahlen ebenfalls – dass es eine zweite Staffel von Orange is the New Black geben würde, war daher klar. Tatsächlich war die aber bereits in Auftrag gegeben, noch bevor Staffel 1 zu sehen war, so groß war das Vertrauen in die von Jenji Kohan entwickelte Knastserie. Und dieses Vertrauen war nicht unbegründet, denn die Geschichte einer etwas naiven Frau, die sich plötzlich im Knast zurechtfinden musste, bot zahlreiche außergewöhnliche Figuren, viele komische Momente, aber auch tragische Schicksale.
Staffel 2 macht nun prinzipiell da weiter, wo der sehr unterhaltsame Auftakt endete, nicht aber ohne hier und da ein bisschen was zu ändern. So müssen wir auf einige Figuren der ersten 13 Folgen verzichten, dafür kamen neben Knasttyrann Vee auch die ständig plappernde, äußerst idealistische Brook Soso (Kimiko Glenn) hinzu. Letztere darf für die komischeren Szenen herhalten, die insgesamt jedoch leider spürbar seltener geworden sind. Einige absurde Einfälle gibt es zwar auch dieses Mal, darunter Kakerlaken mit einem speziellen Talent und eine etwas bizarre Jobbörse. Doch im Vordergrund stehen die traurigen Vorgeschichten der Insassen: Unter anderem dürfen wir dieses Mal mehr über Tasha „Taystee“ Jefferson (Danielle Brooks), Lorna Morello (Yael Stone) und Suzanne „Crazy Eyes“ Warren (Uzo Aduba) erfahren.
Damit hat man sich hier aber nicht unbedingt einen Gefallen getan, denn nur manche der Geschichten sind tatsächlich bewegend, andere hingegen so dick aufgetragen, dass Orange is the New Black bis auf das Setting nicht mehr viel von nachmittäglichen Soap Operas unterscheidet. Dieses ist nach wie vor, bedingt durch das Konzept, relativ eingeschränkt, die Serie spielt in den zahlenmäßig überschaubaren und optisch wenig abwechslungsreichen Räumen des Gefängnisses. Lediglich durch die vielen Flashbacks dürfen wir uns auch außerhalb von Litchfield ein wenig bewegen.
Nachteil der ständigen Rückblenden: Die Serie kommt nie wirklich in Fahrt, ist eher eine Sammlung von Kurzgeschichten anstatt einer zielgerichteten Erzählung. Das hängt auch damit zusammen, dass Hauptfigur Piper über weite Strecken überraschend nebensächlich wird. Handelte Staffel 1 noch davon, was ein Gefängnisaufenthalt, Erniedrigungen und Isolation aus dir machen können, kommt das Thema dieses Mal sehr kurz, eine wirkliche Entwicklung Pipers fehlt. Der große Krieg zwischen Vee und Red, der im späteren Teil der 13 neuen Folgen das Geschehen dominiert, geht beispielsweise völlig an ihr vorbei. Nun braucht eine Serie nicht unbedingt eine große Identifikationsfigur, um interessante Geschichten zu erzählen, und unterhaltsam ist Staffel 2 ja auch zweifelsfrei – nur eben nicht ganz so sehr wie die Einstiegsstaffel, dafür sind die ziellosen Nebenhandlungen nicht fesselnd genug.
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