(„Peaky Blinders – Season 1“ directed by Otto Bathurst and Tom Harper, 2013)
Birmingham im Jahre 1919: Ganz England leidet unter den Nachwirkungen des ersten Weltkriegs. Dies macht sich eine lokale Verbrecherorganisation, die Peaky Blinders, zunutze, um mit Hilfe von manipulierten Pferderennen ein kleines Vermögen anzuhäufen. Angeführt wird diese Verbrecherbande von Thomas „Tommy“ Shelby (Cillian Murphy) und seinen Brüdern Arthur (Paul Anderson) und John (Joe Cole). Die Geschäfte laufen gut, bis man eines Nachts versehentlich eine beträchtliche Anzahl gefährlicher Waffen stiehlt. Für die Wiederbeschaffung der Waffen ist der Polizist Chester Campbell (Sam Neill) verantwortlich, der extra wegen dieser Angelegenheit in den Westen Englands geschickt wurde. Die dort ansässige Polizei macht den Peaky Blinders, im Gegenzug für eine kleine „Spende“, keine Probleme. Doch Campbell ist nicht so leicht zu bestechen. Ihm geht es darum, die gestohlenen Waffen wiederzubeschaffen und, wenn möglich, die Familie Shelby dabei zu vernichten.
„Boardwalk Empire im Kleinformat“, „Die britische Version von Boardwalk Empire„, „Englands Antwort auf Boardwalk Empire„. Mit all dieses Nebeneinanderstellungen war man konfrontiert, wenn man sich im Vorhinein mit dem britischen Gangsterdrama befasst hat. Um eines von Beginn an festzuhalten: In vielem steht Peaky Blinders der amerikanischen Gangsterserie nicht nach. Doch schon allein der Vergleich mit der exzelenten US-amerikanischen Serie ist gefährlich. Für den Verkauf sind diese Aussagen sicherlich dienlich, doch beim Käufer könnten sie falsche Erwartungen wecken. Gewiss, die ein oder andere Parallele zwischen den beiden Gangsterserien gibt es, doch die Anzahl dieser ist zu gering, um diese beiden miteinander vergleichen zu können.
Insgesamt ist Peaky Blinders – Gangs of Birmingham – Die komplette erste Staffel sehr düster gehalten. In die Slums von Birmingham fällt so gut wie kein Licht ein, es gibt keinen Hoffnungsschimmer am Horizont und keinen strahlenden Helden. Irgendwie hat hier jede Person Dreck am Stecken. Wer dabei was vorhat und welche Bündnisse noch gelten und welche nur vorgetäuscht sind durchschaut man nicht immer auf Anhieb. Für Spannung ist also gesorgt, denn wenn sich das Blatt innerhalb kürzester Zeit wendet kann man sich nie sicher sein, ob es dabei bleibt, oder sich weiter wenden wird. Des weiteren setzt Peaky Blinders nicht auf bildgewaltige Aufnahmen, was nicht heißen soll, dass das Setting nicht überzeugen könnte. Ganz im Gegenteil. Die dunklen, von Industriestaub durchzogenen, Gassen und Häuser sind stark in Szene gesetzt worden und unterstreichen noch einmal die dort herrschende Hoffnungslosigkeit.
Bei den Figuren tun sich dann doch leichte Schwächen auf. Zu Beginn scheint es so, als bräuchten sie ein wenig Zeit, um sich in ihren Rollen zurechtzufinden. Sobald diese Phase der Einführung überwunden ist, können auch die einzelnen Charaktere überzeugen. Allen voran ist dies Cillian Murphy, als vom Krieg gezeichneter und raffinierter Gangsterboss. Woran auch leider er nichts ändern kann ist, dass die Aufeinandertreffen zwischen seiner Figur und dem von Sam Neill gespielten Chester Campbell keinerlei Höhepunkte innerhalb dieser Staffel darstellen können. Die Chemie zwischen diesen beiden Schauspielern scheint hier einfach nicht immer zu stimmen und auch die Qualität der Dialoge schwankt zwischen diesen Szenen immer ein bisschen hin und her. Zu allem Überfluss haben die Macher der Serie gegen Ende die (nicht sehr überzeugende) Idee gehabt, die Rivalität dieser beiden Männer auf eine persönliche Ebene zu hieven. Bis dahin hat man es ganz gut geschafft, auf klischeehafte Dinge zu verzichten. Doch irgendwie wollte man wohl noch etwas Feuer in die Beziehung der Protagonisten kippen, doch die relativ plumpe Art und Weise, auf die man es hier versucht, wirkt wie ein Eimer Wasser, welcher dieses klein lodernde Feuer sofort wieder löscht.
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