(„PK“ directed by Rajkumar Hirani, 2014)
Eigentlich sollte es nur ein kurzer Aufenthalt werden, um die seltsamen Erdenbewohner zu studieren. Doch kurze Zeit nach seiner Landung wird der Außerirdische PK (Aamir Khan) beraubt, ausgerechnet das Amulett, mit dem er sein Raumschiff herbeirufen konnte, wird ihm von einem Einheimischen gestohlen. Nur Gott könne ihm helfen, so erfährt der Gestrandete von den anderen. Aber wer ist Gott? Und wie komme ich an ihn ran? Bei seiner Suche nach dem allmächtigen Wesen lernt er viel über die Menschen und ihre Religionen, legt sich ungewollt aber auch mit diversen Gläubigen an, die er auf Widersprüche aufmerksam macht. Fasziniert von dessen spiritueller Reise beschließt die Journalistin Jaggu (Anushka Sharma), sich PK anzunehmen und ihn zum Thema eines großen Artikels zu machen.
Ausufernde Länge, eine Vielzahl von Tanz- und Gesangseinlagen, bunte Kostüme und eine Daueremotionalität bis an die Schmerzgrenze – Bollywoodfilme liebt man oder hasst man, groß ist die Zielgruppe hierzulande jedoch nicht. Umso überraschender ist es, wenn dann ein Film nicht nur auf Deutsch erscheint, nein, er sogar in den hiesigen Kinos zu sehen ist. Aber PK – Andere Sterne, andere Sitten ist nun mal kein typischer Vertreter dieser doch sehr speziellen Filmsorte Indiens. Da die Genremischung zudem in der Heimat auch der erfolgreichste Film aller Zeiten wurde, weltweit sogar der erste mit einem Einspielergebnis von über 100 Millionen Dollar, da darf man auch als Bollywoodverächter mal genauer hinschauen.
Zu Beginn lässt jedoch wenig darauf schließen, dass es sich nicht einfach nur um einen weiteren 08/15-Vertreter des asiatischen Landes handelt: Im Mittelpunkt steht erst einmal die Inderin Jaggu, die sich in den Pakistani Sarfaraz Yousaf (Sushant Singh Rajput) verliebt, was zwar mit farbenprächtigen Musicalnummern einhergeht, aber von vornherein dank konservativer Familien zum Scheitern verurteilt ist. Die größere Überraschung ist die, dass die dramatische Romanze anschließend über lange Zeit überhaupt keine Rolle mehr spielt, der Fokus auf PKs sonderbarer Religionsodyssee liegt. Und ab dem Zeitpunkt wird der Film tatsächlich lustig, gewollt lustig noch hinzu.
Die eine ständige Quelle der Erheiterung sind typische Culture-Clash-Momente, die zwangsweise auftreten, wenn ein Außerirdischer die sonderbaren Gepflogenheiten der Menschen lernt. An diesen Stellen erinnert die Komödie mehr als einmal an die legendäre Sitcom Mork vom Ork, mit der Robin Williams einst international bekannt wurde. Anspruchsvoll ist der Humor zwar nicht, vielmehr von einer harmlosen Albernheit, aber doch oft entwaffnend komisch und treffend.
Deutlich bissiger sind die satirischen Elemente, welche die Religion betreffen: „Du bist falsch verbunden“, davon ist PK irgendwann überzeugt, verwirrt von den vielen Glaubensrichtungen und ihren seltsamen Regeln, die sich widersprechen und doch alle für sich in Anspruch nehmen, allgemeingültig zu sein. Geschont wird hierbei niemand, ob Islam, Christentum, Hinduismus – hier wird alles und jeder durch den Kakao gezogen. Eine latente Kritik am allgemeinen Prinzip von Religion schwingt mit, ohne jedoch die Existenz eines Gottes selbst in Frage zu stellen.
Denn darum ging es Regisseur und Ko-Autor Rajkumar Hirani überhaupt nicht, vielmehr ist PK – Andere Sterne, andere Sitten ein wenig subtiles Plädoyer für mehr Toleranz und die Aufforderung, seinen eigenen Zugang zu Gott zu finden. Zum Schluss wird dann – die Zielgruppe fest im Blick – doch wieder ein wenig auf die Tränendrüse gedrückt, ein allzu großer Verächter indischer Sensibilitäten sollte man daher nicht sein. Wer jedoch etwas offener ist, findet hier einen erstaunlich unterhaltsamen Film, der trotz einer Länge von 150 Minuten nur selten langweilig wird und eine bonbonfarbene Mischung aus Komik, Dramatik und Nachdenklichkeit auf den Bildschirm zaubert.
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