Selector Infected Wixoss
© LRIG/Project Selector

Selector Infected WIXOSS

(„Selector Infected WIXOSS“ directed by Takuya Satō, 2014)

Selector Infected WixossUnd welche Karten hast du so? Das neue Sammelkartenspiel WIXXOS ist in aller Munde, jeder spielt es. Vor allem bei den Mädchen ist der Zeitvertreib äußerst beliebt, was aber auch mit einem Geheimnis zusammenhängt: Wenn ein Selector, so heißen auserwählte Spielerinnen, oft genug siegreich ist, wird ihm ein Herzenswunsch erfüllt. Und einen solchen hat doch fast jedes Mädchen. Bis auf Einzelgängerin Ruko, die mit ihrer Großmutter und ihrem Bruder zusammenlebt und irgendwann von Letzterem ein Kartenset geschenkt bekommt. Denn die will eigentlich nur kämpfen und gewinnen, das ist ihr schon Lohn genug.

Die große Zeit der Sammelkartenspiele scheint zwar vorbei zu sein, aber hin und wieder dürfen wir dennoch Versuchen beiwohnen, an den Ruhm (und den Geldregen) vergangener Tage anzuschließen. Gerade in Japan, wo man immer wieder versucht, über mehrere Medien hinweg neue Franchises aufzubauen, werden solche Sammelelemente gern in den Businessplan aufgenommen, bedeuten diese im Erfolgsfall doch mächtig hohe Gewinnmargen. Neuester Anwärter nennt sich Selector Infected WIXOSS und drängt zeitgleich als Kartenspiel, Manga und Anime auf den Markt.

Wer bei Letzterem jedoch erhofft, mehr über die Systematik und die Monster zu erfahren, der schaut dennoch in die Röhre. „Wie funktioniert dieses Spiel?“, ruft nicht nur eine der Protagonistinnen mitten im Kampf, auch der Zuschauer wird komplett mit dem in der Serie so populären WIXXOS alleingelassen. Die Regeln werde nicht einmal ansatzweise erklärt, stattdessen fliegen hier nur Wesen aufeinander zu, sprechen irgendwelche Zaubersprüche, die sie offensichtlich stärker machen, einer ist am Ende – weshalb auch immer – der Sieger. Als Begleitprodukt mag das noch funktionieren, wer den Anime jedoch als eigenständiges Werk anschaut, dem droht zumindest in der Hinsicht Langeweile.

Immerhin sind die Kartenkämpfe gut in Szene gesetzt, verstecken den dünnen Inhalt hinter schicken Effekten und flotten Perspektivenwechseln. Vor allem aber bei den Hintergründen hat das Animationsstudio J.C.Staff (Arcana Famiglia, Slayers) erstklassige Arbeit geleistet, es gibt viele schöne Details zu bestaunen, an einigen Stellen möchte man die Pausetaste betätigen, um den Anblick ungestört zu genießen.

Die Unterbrechung wird man zuweilen aber auch wollen, um so der Geschichte nicht weiter folgen zu müssen: Regisseur Takuya Satō (Steins;Gate) und Drehbuchautorin Mari Okada (Fractale, Anohana) zogen es vor, die Kämpfe mit allerlei Teenagedramen zu beladen. Während Ruko anfangs angenehm unkompliziert ist und eigentlich nur gewinnen will, haben die anderen größeren Ziele: Geboten werden die üblichen Themen Einsamkeit und Selbstzweifel, dazu eine inzestuöse Bruder-Schwester-Liebe, die sich gegen große Widerstände der unsensiblen Umgebung behaupten muss. Das Ergebnis: Ein geradezu übermenschlicher Herzschmerz bei jeder sich bietenden Gelegenheit.

Wer schon bei Black Rock Shooter – das nicht zufällig ebenfalls aus Okadas Feder stammte – angesichts völlig überzogener emotionaler Probleme mit den Augen rollte, findet hier eine neue Herausforderung. Größere Abwehrkräfte gegen Melodram sollte man daher besser mitbringen, die ausnahmslos jungen Heldinnen stehen meist kurz vorm Nervenzusammenbruch oder einem Heulkrampf, selbst wenn gerade nichts passiert. Zumindest die erste Hälfte der Serie ist dabei dennoch recht unterhaltsam, schwierig wird es wenn Ruko später selbst plötzlich sehr weinerlich wird, ohne dass klar würde warum. Allgemein interessiert man sich nur wenig für Erklärungen. Warum etwa nur Mädchen zu einem Selector werden können, wird nie wirklich verraten, die Serie bricht nach zwölf Folgen außerdem noch urplötzlich ab, bevor die relevanten Fragen beantwortet wurden. Immerhin steht die Fortsetzung Selector Spread WIXOSS bereits in den Startlöchern, ab dem Sommer wird die zweite Staffel dann auch in Deutschland erscheinen.



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Die Begleitserie zum Sammelkartenspiel verrät relativ wenig über den eigenen Mechanismus, die Kämpfe sind zwar schick inszeniert, aber nichtssagend. Allgemein ist der Inhalt durch das überzogene Melodram und die fehlenden Erklärungen wenig interessant, dafür ist die optische Umsetzung sehr schön geworden.
5
von 10