Senor Kaplan
© Neue Visionen

(„Mr. Kaplan“ directed by Alvaro Brechner, 2014)

Senor Kaplan
„Señor Kaplan“ läuft ab 16. Juli im Kino

76 Jahre ist Jacob Kaplan (Hector Noguera) inzwischen schon alt. Doch richtig glücklich ist er nicht damit. Schlimm genug, dass seine Augen immer schlechter werden und ihm der Führerschein entzogen wurde. Wenn er auf sein Leben zurückblickt, muss er erkennen, wie wenig er doch erreicht hat. Wie unwichtig er als Mensch letzten Endes war. Dann jedoch macht ein Gerücht die Runde, dass ein früherer Nazi in Uruguay untergetaucht sein soll. Und Jacob hat die Vermutung, dass es sich dabei um den Exildeutschen (Rolf Becker) handelt, der am Strand ein kleines Lokal betreibt. Zusammen mit dem früheren Polizisten Wilson (Néstor Guzzini) macht er sich auf die Jagd, um so vielleicht doch noch seinen Beitrag zum Weltfrieden zu leisten.

Die Entführung des in Argentinien untergetauchten Naziverbrechers Adolf Eichmann ging 1960 um die ganze Welt, seither hielt sich hartnäckig Gerüchte, noch andere Schergen des Dritten Reiches könnten in Südamerika Unterschlupf gesucht haben. Alvaro Brechner befeuert diese urban legend, allerdings nicht in Form eines Thrillers, wie man es angesichts des Themas vielleicht hätte erwarten können. Stattdessen wird bei dem uruguayischen Regisseur und Drehbuchautor die Jagd auf das vermeintliche Opfer zu einem sehr persönlichen Film, bei dem sich Tragik und Komik die Waage halten.

Vor allem anfangs meint man, eine reinrassige Komödie zu sehen: In der recht langen Einleitung wird Kaplan mit historischen Persönlichkeiten wie Winston Churchill verglichen, die im hohen Alter noch Großes geleistet haben und damit als Vorbild für den frustrierten Rentner dienen sollen. Witzig ist aber natürlich auch, wenn ein halbblinder Tattergreis und ein abgehalfterter Ex-Cop auf gemeinsame Undercover-Mission gehen, ihnen dazu jedoch jegliches Talent fehlt und sie dadurch von einer chaotischen Situation in die nächste stolpern. In diesen Momenten wird Señor Kaplan zu einem fast klassischen Buddie Movie, dessen Witz in den so unwahrscheinlichen Helden besteht.

Aber es ist ein beiläufiger Witz, einer der einen durch seine skurrile Ausgangslage zum Schmunzeln bringt, weniger durch tatsächliche Gags. Anders als Spy – Susan Cooper undercover oder Desaster neulich, in denen harte Gangster auf viel Humor treffen, liegt bei Señor Kaplan der Fokus auf dem Schicksal der beiden Ermittler. Die Suche nach dem Verbrecher wird hier zu einer Suche nach sich selbst, nach dem eigenen Sinn, nach dem, was von einem nach einem langen Leben übrigbleibt. Aus diesem Grund haftet dem uruguayischen Kassenschlager auch immer etwas Melancholisches an, so als ob man ein altes Buch mit Familienfotos aufgeschlagen hat.

Señor Kaplan richtet sich so in erster Linie an Liebhaber leiser Geschichten mit einem skurrilen Einschlag, weniger an die Ich-will-Lachen-Fraktion oder gar an Krimifans – die Spurensuche ist zu rudimentär und nebensächlich, als dass sie wirklich fesseln würde, das Ende zudem zu vorhersehbar. Ob der große Erfolg in der Heimat hierzulande wiederholt werden kann, darf bezweifelt werden, dafür passiert dann doch etwas wenig. Für wehmütig veranlagte Zuschauer, gerade auch solche, die selbst schon auf ein richtiges Leben zurückschauen können, ist der Film jedoch ein idealer Zeitvertreib für laue und nachdenkliche Sommernächte.



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Ein Rentner und ein abgehalfterter Ex-Cop machen Jagd auf einen vermeintlichen Altnazi, das klingt nach einer Menge Spaß. Amüsant ist „Señor Kaplan“ dann auch, aber alles andere als ein Schenkelklopfer. Stattdessen entpuppt sich der uruguayische Film eine tragikomische, oft wehmütige Suche nach dem eigenen Lebenssinn.
7
von 10