Slow West
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Slow West

(„Slow West“ directed by John Maclean, 2015)

Slow West
„Slow West“ läuft ab 30. Juli im Kino

Für immer und ewig wollte der junge Schotte Jay Cavendish (Kodi Smit-McPhee) mit der hübschen Rose (Caren Pistorius) zusammen sein. Bis diese mit ihrem Vater (Rory McCann) nach Colorado floh, um einer Mordanklage zu entkommen. Jay lässt sich davon jedoch nicht beirren und reist der schönen jungen Dame einfach hinterher, ohne eine Ahnung davon zu haben, welche Gefahren ihm dort begegnen werden. Silas (Michael Fassbender) kennt diese nur zu gut und willigt ein, den naiven Jüngling auf dessen Reise zu beschützen – gegen eine entsprechende Entlohnung versteht sich. Und Jay ist nicht der einzige auf der Suche nach den beiden Flüchtlingen, diverse Kopfgeldjäger, darunter Silas’ alter Bekannter Payne (Ben Mendelsohn) sind ihnen ebenfalls auf den Fersen.

Kaum ein Genre wurde wohl vergleichbar oft für tot erklärt wie der Western, nur um dann doch immer wieder neue Vertreter hervorzubringen. Natürlich, mit der klassischen Machart haben die teilweise nicht mehr viel zu tun, verlegen die klassischen Elemente in fremde Länder, in die Zukunft oder reichern sie mit allerlei Absurditäten an. Im Vergleich dazu wirkt das Langfilmdebüt von Regisseur und Drehbuchautor John Maclean recht traditionell: Als Schauplatz wählte er den bewährten Wilden Westen Amerikas, die Geschichte spielt im 19. Jahrhundert, auch der romantische Held und sein ruppiger Begleiter sind nicht unbedingt ungewöhnliche Figuren. Und doch folgt Slow West seinem eigenen Weg, der immer ein bisschen abseits verläuft, wenn man genauer hinschaut.

Schon die Liebe, die überall und ewig währen soll, ist hier eine reine Fabrikation: Ja, Rose findet ihren Verehrer ganz nett. Sobald sie aber das Land verlassen hat, spielt Jay keine große Rolle mehr in ihrem Leben, sie denkt nicht einmal mehr an ihn. Auch sonst wird die nicht ganz so ausgeprägte Bodenhaftung des Jünglings immer wieder verdeutlicht, beispielsweise durch seine ausgiebigen Traumsequenzen oder den Wild-West-Ratgeber, den er ständig mit sich herumschleppt und aus dem er sein ganzes Wissen bezieht. Slow West wechselt dann auch regelmäßig vom Ernsten ins Komische, vom dreckigen und rauen Alltag in eine idealisierte, oft auch leicht surreale Fantasiewelt. Hinzu gesellen sich kleinere skurrile Momente und Figuren

Der dramaturgische Aufbau – die beiden reisen durchs Land, begegnen Leuten, erleben Abenteuer – ist weniger erwähnenswert, aber doch zumindest unterhaltsam. Vor allem aber ist Slow West sehr schön bebildert, was bei einem derart von seiner Optik abhängigen Genre natürlich sehr wichtig ist. Maclean wählte dafür jedoch keinen klassischen Westernort, sondern Neuseeland, was der alten Szenerie zwar nahe kommt, aber doch wieder etwas anders ist. Und auch bei der Musik wurde Altes mit Fremden gekreuzt, Bluegrass-Gefiedel mit karnevalesken Klängen.

Es ist eine eigenartige Mischung, so wie Slow West insgesamt auch ein eigenartiger Film ist. Das Tempo ist, wie der Titel bereits verrät, eher gemächlich, die Actionszenen eher rar gesät. Wer Neo-Western daher vor allem mit den blutüberströmten Krawallgrotesken à la Django Unchained verbindet, der könnte sich hier langweilen. Ein großes Publikum wird Maclean hiermit aber wohl eh nicht ansprechen wollen, vielmehr schielte er hierbei aufs Arthouse-Klientel, die sich neben der schönen Verpackung auch am ironisch gebrochenen Inhalt erfreuen können. Größer ist die Freude übrigens, wer Jays Suche nach der ewigen Liebe im Original schaut, dessen Wechsel mehrerer Englischvarianten – ein Schotte unter Amerikanern – in der Übersetzung zwangsläufig auf der Strecke blieb.



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Gemächlich, komisch, skurril, surreal – „Slow West“ verweigert sich an vielen Stellen den Westernmechanismen seiner Kollegen. Das wird Liebhaber etwas eigenwilliger Indie-Streifen freuen, andere könnten sich trotz traumhafter Bilder eher langweilen.
7
von 10