(„The Dinosaur Project“ directed by Sid Bennett, 2012)
Was ist diese mysteriöse Kreatur, die da in einem See im Kongo leben soll? Wäre es möglich, dass in der Abgeschiedenheit des afrikanischen Dschungels tatsächlich noch letzte Dinosaurier leben? Für den Forscher Jonathan Marchant (Richard Dillane) steht fest, dass er der Sache auf den Grund gehen muss und tritt daher zusammen mit mehreren Kollegen und zwei Kameramännern den weiten Weg an. Aber er ist nicht der einzige in der Familie, der gerne einmal die Riesenechsen sehen möchte: Sein Sohn Luke (Matthew Kane) reist als blinder Passagier mit, als er entdeckt wird, ist ein Umkehren nicht mehr möglich. Bald hat Jonathan aber ohnehin ganz andere Sachen im Kopf, als ihr Hubschrauber von einer Reihe von Flugsauriern angegriffen wird und mitten in den Dschungel abstürzt, wo nun ein Kampf auf Leben und Tod beginnt.
Dass Jurassic World ein Erfolg werden würde, damit war im Vorfeld zu rechnen. Dass er aber derart groß einschlagen würde, das dürften nur die wenigsten erwartet haben, zu viel Zeit war seit dem letzten Teil vergangen, zu ausgestorben war das gesamte Dinofilmgenre. Dabei gab es zwischenzeitlich Versuche, die Lücke zu füllen, großen Eindruck hat jedoch kaum einer hinterlassen. Und das gilt auch für The Dinosaur Project, obwohl der die beliebte Dinojagd mit der nicht minder beliebten Found-Footage-Technik verknüpfte.
Wer das vor allem aus Horrorfilmen bekannte Stilmittel kennt, weiß deshalb auch schon, was ihn hier erwartet: Einen pseudodokumentarischen Erzählstil, plötzlich abbrechende Aufnahmen und eine ständig wackelnde Kamera. Nötig gewesen wäre das natürlich nicht, die Geschichte hätte als konventionell gedrehter Film nicht schlechter funktioniert. Immerhin konnte Regisseur Sid Bennett so etwas kaschieren, dass das Budget nicht ganz so üppig war: Wenn Kameras ständig Aussetzer haben, auf den Boden fallen oder nur die Beine der wegrennenden Protagonisten zu sehen sind, spart man sich, die deutlich kostspieligeren, computerberechneten Dinos zeigen zu müssen. Wer vergleichbare Filme allein der monströsen Gestalten wegen schaut – was nicht wenige sein dürften –, dürfte hier angesichts der spärlichen Auftritte schon sehr enttäuscht sein.
Entschädigt wird man dafür durch wunderbare Landschaftsaufnahmen aus dem Dschungel, der mit dunklen Höhlen, reißenden Flüssen und verschlungenem Dickicht beste Abenteueratmosphäre verbreitet. Bennett, der zuvor schon prähistorische Dokufiction-Shows fürs Fernsehen gedreht hatte, demonstriert schön, wie man ein bisschen Exotik auf den Bildschirm zaubert. Und auch das Found-Footage-Element wurde schon wesentlich schlechter integriert, unterstützt es hier doch das Gefühl, mitten in der Wildnis verloren zu sein. Inhaltlich wird hingegen nur austauschbare Standardkost geboten, weder die Expedition noch die Charaktere sind übermäßig erinnerungswürdig. Von den meisten wird man im Anschluss nicht einmal mehr wissen, wie sie überhaupt hießen.
Da sich hier aber auch die großen Blockbusterbrüder selten mit Ruhm bekleckern, ist The Dinsosaur Project für Dinofanatiker zumindest einen Blick wert, als Zwischenhappen aus der Videothek taugt der Beitrag vom Fantasy Filmfest 2012 immerhin. Wer aber ernsthaft mehr als Durchschnitt will oder nur ab und an die großen Echsen durch die Gegen stampfen sehen will, der fährt mit Jurassic World dann doch besser, zu groß ist hier der Unterschied in der optischen Qualität, als dass man der britischen Produktion den Vorrang geben könnte.
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