(„The Prodigies“ directed by Antoine Charreyron, 2011)
Niemand will dem Jungen Jimbo Farrer glauben, als dieser sagt, seine Eltern mit psychokinetischen Fähigkeiten getötet zu haben. Ein klarer Fall für die Klapse, ausgelöst durch ein Trauma – so die Ansicht der Behörden. Lediglich Mr. Killian, der selbst über diese Gabe verfügt, glaubt Jimbo, nimmt ihn bei sich auf und überträgt ihm später auch eine wichtige Position ins Kilians Stiftung. Deren Ziel: andere ähnlich begabte Menschen zu finden. Doch just, als Jimbo tatsächlich auf fünf vielversprechende Kinder stößt, stirbt sein Gönner, das Projekt steht vor dem Aus. Um dieses doch noch zu retten, veranstaltet das inzwischen erwachsen gewordene Wunderkind eine Casting Show für Genies, die dem Unternehmen viel Geld einbringen soll.
Frankreich ist traditionell eines der Animationsmekkas schlechthin, bescherte uns von den Asterix-Abenteuern über surreale Welten in Der König und der Vogel und Gwen et le livre de sable bis zu modernen Kinderklassikern wie Kiriku und die Zauberin und Ernest & Célestine zahllose Zeichentrickkunstwerke. Im computeranimierten Bereich hat die Grande Nation hingegen bis heute nicht wirklich Fuß fassen können, sieht man einmal von dem Exilwerk Ich – einfach unverbesserlich ab. Und auch The Prodigies konnte daran wenig ändern. Warum? Das wird schon in den ersten Szenen deutlich.
Gut animiert sind die Figuren, dank Motion Capturing sind einige Szenen fast schon unheimlich realistisch. Doch das Drumherum überzeugt nicht, ist klobig, detailarm, ohne Charme und ohne Leben. Später, wenn das Geschehen in die Großstadt verlagert wird, gibt es einige atmosphärische Bilder, gerade wenn wir die Skyline bestaunen dürfen. Aber lediglich die Momente, in denen die Protagonisten von Alpträumen geplagt sind, sind tatsächlich Beispiele einer gelungenen Optik. Ansonsten sieht The Prodigies aus, als wäre es ein zehn Jahre altes Computerspiel.
Hielte der Inhalt sein anfangs gegebenes Versprechen, man könnte über die unschöne Verpackung vielleicht hinwegsehen. Aber auch da macht sich bei der Verfilmung des Romans „La Nuit des enfants rois“ von Bernard Lenteric mit der Zeit Enttäuschung breit. Am interessantesten sind noch die satirischen Elemente, dass aus der Suche nach weiteren Wunderkindern einfach eine Reality-TV-Show gemacht wird, da Stiftungen nur dann ihre Daseinsberechtigung haben, wenn sie am Ende auch wirklich Geld bringen. Sonderlich weit kommt der Film damit aber nicht, die Idee wird schnell wieder fallengelassen.
An ihre Stelle tritt eine Art Rachethriller, der aber zu unmotiviert und willkürlich ist, als dass man ihn wirklich als solchen empfehlen kann. Warum die Kinder sich verhalten, wie sie es tun, wird nie wirklich schlüssig, statt echter Figurenzeichnung gibt es lieber ein paar blutige Actionszenen. Manche sind verstörend genug, um so den Blick an den Fernseher zu ketten. Insgesamt aber fehlen ein wenig die Gründe, hier überhaupt mitzufiebern, zu langweilig sind die Figuren, zu konstruiert das Geschehen. Woher die Kinder ihre Fähigkeiten haben, bleibt offen, ebenso wie sich gegenseitig finden konnten und warum nach einer so langen Wartezeit ohne jegliche Fälle jetzt gleich fünf auf einmal geschehen. Da wäre es besser gewesen, sich auf weniger Kinder zu konzentrieren und diese auch wirklich zu Persönlichkeiten zu machen, anstatt sie nur misslaunig durch die Gegend stapfen zu lassen. Denn so ist der Beitrag von den Fantasy Filmfest Nights 2012 zwar trotz allem ein durchschnittlicher Animationsfilm für die Freunde düsterer Science-Fiction-Geschichten. Aber mehr eben auch nicht.
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