Vampire Holmes
© Cucuri

(„Vampire Holmes“ directed by Yoshinobu Sena, 2015)

Vampire HolmesHolmes ist der größte Detektiv der Welt, davon ist Hudson fest überzeugt. Und so weicht er ihm nie von der Seite, besorgt ihm einen Fall nach dem anderen, immer in der Erwartung, dass er diese auch löst. Was er allerdings nicht tut, denn Holmes zieht es vor, zu Hause zu bleiben, seinen Geist auszuschalten, jede Form von Logik zu unterdrücken und einfach nichts zu tun.

Vampire und Holmes, da dürften die meisten gleich an die berühmte Romanfigur Sherlock Holmes von Arthur Conan Doyle denken, Fortgeschrittene sogar speziell an dessen Fall Der letzte Vampir. Mit dem hat der Anime jedoch nichts zu tun, mit Holmes selbst auch kaum was. Stattdessen ist der Protagonist quasi die Umkehrung des berühmten Meisterdetektivs, verfügt nicht über das Interesse, einen Fall zu lösen, die notwendigen Fähigkeiten, vielleicht auch beides.

Als Ausgangsituation ist das gar nicht so verkehrt, könnte gutes Material für eine Komödie liefern im Stil der Kultparodie Genie und Schnauze. Witzig ist Vampire Holmes jedoch kaum oder auch sonst in irgendeiner Form interessant. Dafür muss man wissen, dass die Serie kein eigenständiges Werk, sondern eine Adaption des gleichnamigen Smartphone-Spiels ist. Und damit das ja niemand vergisst, wird auch in jeder der zwölf Folgen darauf aufmerksam gemacht, wo und wie man an dieses kommt.

Nun ist ein bisschen Schleichwerbung erlaubt, problematisch wird es aber, wenn man wie hier vergisst, drumherum einen spannenden Inhalt zu bieten. Oder überhaupt einen Inhalt. Das ist hier jedoch kaum möglich, da jede Episode gerade einmal vier Minuten lang ist, rund die Hälfte davon geht für Vor- und Abspann drauf. Aus dem Grund werden Geschichte und Fälle auch nur kurz angeschnitten, alles scheint hier schon vorbei zu sein, bevor es überhaupt angefangen hat, alles was hier passiert, sind schnell und wahllos zusammengeschmissene Einzelmomente. Zusammengezählt dauert die komplette Serie – nur auf den Inhalt bezogen – so lange wie bei anderen üblicherweise eine Einzelfolge.

Eine der Folgen, in der sich alles um eine die Welt verzerrende Box dreht, ist vergleichsweise gut, da hier zumindest mit der Optik ein wenig gespielt wird. Ansonsten darf man nämlich auch audiovisuell die Ansprüche weit nach unten schrauben. Immerhin hat studio! cucuri, welches für die Umsetzung zuständig war, den Look der Vorlage gut eingefangen, die spärlichen Animationen – sofern sie überhaupt vorhanden sind – wirken tatsächlich so, als hätte man gerade ein Smartphone in der Hand und wahllos ein No-Name-Spiel aus dem App-Store heruntergeladen.

Was bleibt, ist ein Anime, den sicher niemand braucht und der trotz seiner kurzen Laufzeit ziemlich langweilig ist. Wer ihn dennoch sehen mag, aus Neugierde der kuriosen Grundgeschichte wegen oder weil er sämtliche Beispiele der japanischen Animationsgeschichte kennen will, muss immerhin kein Geld dafür ausgeben: Auf der Streamingseite Viewster kann man sich das Machwerk kostenlos und legal anschauen. Empfehlenswert ist das aber auch ohne finanzielle Beteiligung nicht wirklich, Fans des englischen Privatdetektivs, die ihn auch einmal in einer Animationsversion sehen möchten, sollten daher doch zum hierzulande weniger bekannten Klassiker Sherlock Hound greifen. Dafür muss man zwar Geld ausgeben, ihn sogar aus anderen Ländern importieren. Immerhin wird man anschließend aber Spaß haben. Und das wird hier nur den wenigsten gelingen.



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Die Grundidee eines Anti-Holmes ist interessant, die konkrete Umsetzung ist es nicht. Anstatt eine spannende Geschichte zu erzählen, ist die optisch spärliche Animeserie letztendlich nicht viel mehr als ein Werbevideo für das ihr zugrundeliegende Smartphone-Spiel.
3
von 10