(„Veve“ directed by Simon Mukali, 2014)
Macht und Geld, das ist alles, was Lokalpolitiker Amos (Lowry Odhiambo) will. Dass er beides Drogengeschäften zu verdanken hat, interessiert ihn ebenso wenig wie das Schicksal der Bauern, die er ausbeutet. Wer sich ihm in den Weg stellt, wird eingeschüchtert oder wie beim Vater von Kenzo (Emo Rugene) ausgeschaltet. Letzterer sinnt seit Langem schon nach Rache und lässt sich deshalb auch bei Amos’ rechter Hand Sammy (Conrad Makeni) anheuern – ohne dass der ahnt, wer der junge Mann ist. Ahnungslos ist aber auch Esther (Lizz Njagah), die Frau des skrupellosen Politikers, die erst nach und nach merkt, was ihr Gatte da eigentlich treibt.
Wenn Menschen hierzulande Filme anschauen, dann größtenteils solche aus den USA und Europa, gelegentlich auch mal aus Asien oder Australien. Das afrikanische Kino jedoch, das ist noch immer in der allgemeinen Wahrnehmung eine große Unbekannte. Ein Grund dafür mag sein, dass die wenigen Filme, die es hierher schaffen, meist keine leichte Kost sind. White Shadow erzählt vom Schicksal eines Albinos, der von anderen für seine angeblich magischen Eigenschaften gejagt wird, in Grigis‘ Glück versucht ein Behinderter, ein normales Leben zu führen, in Something Necessary muss sich eine Frau allein gegen eine gewalttätige Männerwelt durchsetzen. Produziert wurde Letzterer von Tom Tykwer, auch bei Veve hatte der deutsche Regisseur seine Hände im Spiel.
Und das sieht man: Die deutsch-kenianische Produktion wirkt an vielen Stellen deutlich professioneller als die Konkurrenz. Der raue Charme ging dabei zwar etwas verloren, dafür kommt das Ergebnis westlichen Sehgewohnheiten doch ziemlich entgegen. Gleiches gilt für den Inhalt. Tatsächlich hätte die Geschichte außerhalb Kenias genauso gut funktioniert, vertraut auf eine klassische Figurenkonstellation – inklusive einem klaren Helden und einem klaren Bösewicht, dazu eine Frau, die zwischen beiden steht –, sowie bewährte Elemente des Rachethrillers. Wäre da nicht die exotische Kulisse, der Sprachenwirrwarr und Veve, der lokale Ausdruck für die Alltagsdroge Khat, man wüsste gar nicht, dass man gerade in Afrika ist.
Diese inhaltliche Austauschbarkeit mag man bedauern, wird so doch die Chance verpasst, eine echt originäre Geschichte zu erzählen, zumal man trotz der westlichen Hilfe bei den Actionszenen einfach nicht mithalten kann. Ansonsten aber ist Veve gut umgesetzt, gefällt durch seine düstere Stimmung, die atmosphärische Musik und die talentierten Schauspieler. An manchen Stellen hätte man gern mehr davon gesehen, der episodenhafte Film lässt einige Nebenfiguren ein bisschen schnell fallen oder missachtet sie von Anfang an. Dafür kommt dank der ständig wechselnden Handlungsstränge keine Langeweile auf, zwischenzeitlich wird es sogar richtig spannend und man fiebert mit, wer denn nun endlich Amos das Handwerk legt. Wer noch nicht genug hat von vergleichbaren Thrillerdramen und diese vielleicht einmal in einer neuen Umgebung sehen möchte, der findet hier eine empfehlenswerte Variante, die ganz nebenbei noch ein bisschen was über den Alltag in Kenia zu erzählen hat.
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