(„Hross i oss“ directed by Benedikt Erlingsson, 2013)
In dem kleinen abgelegen Tal Islands ist so wenig los, dass die Bewohner bei neuen Ereignissen ganz gerne in der ersten Reihe sitzen, so auch als Kolbeinn (Ingvar E. Sigurðsson) und Solveig (Charlotte Bøving) sich ein wenig näherkommen. Etwas peinlich berührt ist man bei diesem ungewohnten Anblick zwar schon, noch mehr aber, als Brunn über Stute herfällt – der rabenschwarze Hengst von Solvier und Kolbeinns edelweiße Stute, das war so eigentlich nicht geplant. Vor allem Kolbeinn selbst ist schockiert, denn das Pferd ist sein ein und alles, so wie man in der Gemeinschaft allgemein ein recht enges Verhältnis zu den Huftieren pflegt.
Das einst als sperrig geltende skandinavische Kino hat sich inzwischen längst im Mainstreambewusstsein etabliert, vor allem Filme aus Schweden und Dänemark sind international fast schon zu einer Marke geworden. Ganz so weit ist man in Island da noch nicht, nur selten macht ein Werk von der kleinen Insel von sich reden – zuletzt etwa das eigenwillige Heavy-Metal-Coming-of-Age-Drama Metalhead. Sehr viel normaler ist Von Menschen und Pferden sicher nicht, wenn überhaupt hat man sich hier noch weiter vom gewohnten Zuschaueralltag entfernt.
Ein Grund für diese Entfremdung ist die Episodenstruktur: Jede Geschichte steht für sich, wirkliche Verbindungen oder gar einen roten Faden gibt es hier nicht, gemeinsam ist ihnen nur, dass Pferde vorkommen. Und Menschen. Oft geht es um die Beziehung zwischen den beiden, mal auch um die zwischen mehreren Menschen, manchmal weiß man auch gar nicht so genau, was der Film eigentlich gerade sagen will oder was das für Leute sein sollen, die da durch die Gegend laufen und reiten und bei denen unterwegs immer mal wieder etwas schief geht.
Das geht einher mit einem skurrilen Humor, wie man ihn auch in anderen skandinavischen Filmen wie etwa Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach kennt. Nur dass das hier noch ein bisschen derber und schwärzer ist, nicht ganz die absurden Höhen des schwedischen Kollegen erreicht. Amüsant ist Von Menschen und Pferden vereinzelt, gerade der groteske Einstieg um die doppelte Begegnung von Kolbeinn und Solveig will gesehen werden. Anschließend streunt die Tragikomödie jedoch etwas ziellos umher, so wie einige ihrer Protagonisten, die sich einfach nicht auf einen gemeinsamen Weg einigen können und die einem nie so nahe gehen, wie es der Film vermutlich gebraucht hätte.
Ein netter Zeitvertreib ist das dennoch, gerade auch für Zuschauer, die den lakonischen Witz unserer nördlichen Freunde zu schätzen wissen. Und auch das Drumherum gibt schon einiges her, die raue Natur Islands verleiht dem Geschehen etwas sehr Ursprüngliches, unterstreicht die aufrichtige Zuneigung einer Nation ihren tierischen Begleitern gegenüber. Witzig ist zudem, wie sich immer wieder die Welt der Menschen in den Augen der Pferde spiegelt, wir darin irgendwelche Gegenstände sehen, die aus der Sicht der Reittiere ebenso sinnlos erscheinen müssen wie das, was die Zweibeiner da so treiben. Es fehlt jedoch an echten Höhepunkten, die das leicht monotone Schmunzeln unterbrechen, die aus Von Menschen und Pferden mehr machen als eine Ansammlung von tragikomischen Kuriositäten. So aber bleibt von den 80 Minuten relativ wenig zurück bis auf die Erkenntnis, dass Isländer und Pferde eine recht komische Form des Zusammenlebens praktizieren.
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