(„The Seven Dials Mystery“ directed by Tony Wharmby, 1981)
Es hätte ein harmloser Spaß sein sollen, als die Clique im Schlafzimmer des notorischen Langschläfers Gerry Wade (Robert Longden) acht Wecker verteilt. Am nächsten Morgen ist jedoch niemandem mehr zum Lachen zumute: Wade ist tot, an einer Überdosis Chloral gestorben. Und noch etwas ist seltsam, denn jemand hat die Wecker anders angeordnet und einen von ihnen entfernt. Das soll nicht der einzige Hinweis auf „sieben“ bleiben, Gerrys Freunde Jimmy (James Warwick), Bundle (Cheryl Campbell) und Bill (Christopher Scoular) sowie seine Halbschwester Lorraine (Lucy Gutteridge) stoßen auf einen Geheimbund, der in einem heruntergekommenen Nachtclub namens „Seven Dials“ illegale Geschäfte betreiben soll.
Nachdem Warum haben sie nicht Evans gefragt? ein großer Erfolg wurde, fackelten deren Macher nicht lange, sondern adaptierten mit Das Geheimnis der 7 Zifferblätter gleich einen weiteren Agatha-Christie-Roman für heimische Flimmerkästen. Dieses Mal bildete „Der letzte Joker“ von 1929 die Vorlage, der neunte Krimi der britischen Autorin. Und da sich das Team beim letzten Mal so bewährt hatte, durfte es erneut ran: Tony Wharmby führte bei beiden Regie, James Warwick spielte zum zweiten Mal in Folge eine der Hauptrollen, auch sonst gab es einige wiederkehrende Darsteller.
Das ist einer der Gründe, weshalb einem Das Geheimnis der 7 Zifferblätter so bekannt vorkam. Der andere ist, dass beide Bücher einiges gemeinsam haben. Im Zentrum des Geschehens stehen erneut keine renommierten Detektive oder große Polizisten, selbst wenn Superintendent Battle (Harry Andrews) die offiziellen Ermittlungen leitet – der wie einige andere Figuren bereits im Roman „Die Memoiren des Grafen“ einen ersten Auftritt hatte. Stattdessen dürfen wir an der Seite einer Gruppe Jugendlicher auf Verbrecherjagd gehen, die das Rätsel des Mordes vor allem als einen aufregenden Zeitvertreib sehen, um der Upperclass-Tristesse zu entkommen. Stärker noch als bei Warum haben sie Evans nicht gefragt? sind die Genregrenzen zugunsten des Abenteuerfilms verschoben, statt trockener Spurensuche gibt es lockere und oft auch humorvolle Plänkeleien.
Dass das nicht grundsätzlich ein Fehler sein muss, auch das hatte Evans bewiesen. Hier geht das Konzept jedoch weniger auf, was vor allem der mäßigen Geschichte verschuldet ist. Der Anfang ist vielversprechend sehr sogar, nicht nur weil die zu dummen Späßen aufgelegten Freunde sympathisch sind, sondern auch weil der Diebstahl des achten Weckers doch sehr mysteriös ist. Sobald aber Das Geheimnis der 7 Zifferblätter die eigentlichen Krimipfade verlässt und lieber mit großen Verschwörungen um sich wirft, lässt das Interesse stark nach, denn so richtig abnehmen mag man den Film nicht, dass da maskierte Männer in geheimen Hinterzimmern das Weltgeschehen beeinflussen. In den 20ern, als das Buch entstand, mag das noch anders ausgesehen haben, heute entlockt einem das aber eher ein Grinsen denn wirkliche Spannung, man hat zu keiner Zeit das Gefühl, dass hier eine echte Bedrohung ausgeht, dafür ist das hier alles zu klein, zu albern, zu theatralisch.
Unglaubwürdig ist aber auch die Auflösung, die zwar überraschend ausfällt, dies aber teuer erkauft: Vernünftige Hinweise im Vorfeld gibt es wenig bis kaum, das Ende kommt schon sehr aus dem Nichts, der Weg dorthin wird zwar für allerlei Ereignisse genutzt, die jedoch nicht wirklich befriedigend zusammengeführt. Während Das Geheimnis der 7 Zifferblätter als Krimi enttäuscht, ist die Atmosphäre und Ausstattung dafür gelungen, das recht üppige Budget von zwei Millionen Mark seinerzeit wurde in tolle Kostüme und Kulissen investiert. Auch deshalb war der zweite TV-Film der ITV Studios beim Publikum ein Erfolg und führte so im Anschluss zu der nächsten Christie-Adaption Detektei Blunt, bei der – aller guten Dinge sind drei – Wharmby und Warwick erneut zusammenkamen.
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